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Comedian gastiert in ausverkaufter Stadthalle Paul Panzer kämpft gegen Frauen und Freizeitstress

Von Claudia Labude 31.01.2011, 04:34

Magdeburg. Es war ein bisschen kurios, was sich da am Freitagabend in der Stadthalle abspielte. Statt zu Hause in Ruhe das Wochenende einzuläuten, hatten sich mehrere tausend Menschen aufgemacht, um einen Vortrag über Freizeitstress anzuhören. Eine Erklärung könnte sein, dass der Gastgeber auf der Bühne Paul Panzer war. Jener Comedian, dessen Sprachfehler Logopäden verzweifeln lässt und der schlechter Englisch spricht als Dschungelcamp-Kandidatin Sarah Knappik.

Doch nicht nur seine Sprachkenntnisse sind miserabel, auch Panzers Modegeschmack lässt zu wünschen übrig. Sein buntes Hemd sieht aus, als hätte er alle Pril-Blumen der 70er Jahre gesammelt und zusammengenäht. Wesentlich besser macht sich dieses Dekor als Gardine für den (Papp-)Wohnwagen, der zu den wenigen Requisiten auf der Bühne gehörte.

Panzer braucht nicht viel, um die Menge zum Lachen zu bringen. Er verzichtet auf übertriebenes Herumgehampel und Imitationen. Vielmehr legt der 39-Jährige die liebenswerten und charakteristischen Schwächen der Menschen frei, indem er diese im Plauderton in Alltagsgeschichten einbindet. Gerne auch mal frauen- oder seniorenfeindlich. Seine Göttergattin nennt der Brillenträger gern T-Rex mit Küchenschürze. Wohl nicht nur die eigene Ehe-Erfahrung hat bei Panzer zur Erkenntnis geführt, dass "Männer mit den schlimmsten Frauen die zeitaufwändigsten Hobbys haben". Nur so sei es zu erklären, dass sich erwachsene Männer mit Briefmarkensammlungen, Modelleisenbahnen oder dem Sammeln von toten Schmetterlingen beschäftigen. "Die spießen sie dann auf, nach dem Motto: ,Wenn ich hier nicht rauskomme, schaffst du es auch nicht\'."

Seit Anfang 2009 ist Panzer mit seinem zweiten Soloprogramm "Endlich Freizeit – was für’n Stress!" in Deutschland unterwegs, trat damit sogar schon einmal vor ausverkaufter Halle in Magdeburg auf. Nun also zum Zweiten – aber nicht weniger lustig.

In gut anderthalb Stunden klapperte Dieter Tappert, so Panzers bürgerlicher Name, fast alle Freizeitstress-Fallen ab. Da wäre zum Beispiel der Körperkult, der dazu führt, dass die Menschen Fitnessstudios aufsuchen. "Wenigstens einmal, zum Anmelden." Panzer ging einen Schritt weiter und wagte sich im Sportcenter seines Vertrauens ins "House of pain", von ihm mit "Hantelräumchen" übersetzt und unterschätzt. Dass die Bodybuilder dort mit Humor gar nicht gut klarkamen - darüber konnte der Comedian in der mehrwöchigen Reha ganz stressfrei nachdenken.

Fast hätte man als Zuschauer Mitleid mit ihm gehabt. Denn was immer Panzer anpackt, es endet im Stress. Urlaub? Zu teuer! Außerdem nerven Melonenverkäufer und Strandmattenanbieter, denen meist die tatsächlichen Besitzer der Matten noch auf dem Fuß folgen. Wellness? "Man sieht nix, aber das Geld ist weg." Selbst der Weg auf die heimische Couch birgt Stress. Muss man doch erst einen Parkplatz finden. Und in Köln, wo Panzer lebt, "wird einmal pro Jahr einer verlost".

Wohl deshalb geht Ehefrau Hilde, voll auf dem Bio-Koch-Trip, selbst im Winter zu Fuß. Zumindest in den Wald. Voller Stolz hätte sie ihm anschließend eine vermeintliche Ingwerwurzel präsentiert, die sich aber nach zehn Minuten auf der Heizung als gefrorener Hundehaufen herausstellte.

Ja, es lauern viele Stressmomente in der Freizeit. Gut, wenn man sie deshalb am Freitag-abend in der Stadthalle verbracht hat.