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" Ich + Ich " am 9. Mai zu Gast in der Magdeburger Bördelandhalle Alt-jung, Schwarz-weiß, Ost-West

09.04.2010, 04:53

Sie war die Sängerin der NDW-Band " Ideal ", er machte seine ersten Schritte im Musikbusiness mit einer Teenieband. Seit sechs Jahren starten Annette Humpe und Adel Tawil als " Ich + Ich " durch. Am 9. Mai ist Adel Tawil in der Magdeburger Bördelandhalle zu erleben. Wo seine Duo-Partnerin während des Konzerts ist und wie er das Floppen des Gewinner-Duos der vergangenen " Popstars " - Staffel erklärt, erzählte er Volksstimme-Redakteurin Elisa Sowieja.

Volksstimme : " Ich + Ich " ist ein Duo voller Unterschiede. Annette Humpe ist 59 Jahre alt und hat deutsche Wurzeln, Sie sind 31 und ägyptisch-tunesischer Abstammung. Wie erklären Sie sich, dass Sie trotzdem nach sechs Jahren noch erfolgreich zusammen Musik machen ?

Adel Tawil : Wir sind authentisch geblieben. Statt zu versuchen, den Erfolg des vorigen Albums zu wiederholen, machen wir weiterhin die Musik, an der wir Spaß haben, in der wir unsere Einflüsse vereinen. Ich glaube, das wird von den Fans honoriert.

Volksstimme : Also gehört es gerade zum Erfolgsrezept, die Unterschiedlichkeit zu wahren ?

Tawil : Absolut. Ich gehe felsenfest davon aus, dass unsere Gegensätze eine gewisse Spannung erzeugen – auch dadurch, dass ein Mann Texte singt, die eine Frau schreibt. Eine Frau, die auch mehr Erfahrung hat. Bei uns findet man alt-jung, schwarz-weiß, Ost-West. Wir haben schnell gemerkt, dass wir gut zusammenpassen, obwohl wir so gegensätzlich sind.

Volksstimme : Ein Mensch, der so anders ist als Sie, schreibt Songs, die Sie singen. Da muss es doch schwierig sein, sich mit den Liedern zu identifizieren.

Tawil : Nein. Annette hat die Gabe, Songs so zu schreiben, dass ich denke : Wow, in dem Lied geht es um mich ! Das macht es einfach, mich komplett in dieses Lied reinzulegen. Wenn ich ständig über Gefühle singen müsste, die ich noch nie hatte, würde es nicht funktionieren.

Volksstimme : Gibt es auch Momente, in denen die Zusammenarbeit schwierig ist ?

Tawil : Natürlich gibt es Diskussionen, bei denen es auch zur Sache geht. Aber in solchen Fällen lassen wir entweder das Stück eine Weile liegen oder wir arbeiten so lange daran, bis wir beide damit zufrieden sind. Letztendlich ist jedes Stück auf jedem Album von Annette und mir abgenickt. So muss es auch sein.

Volksstimme : Ihren Einstieg ins Musikgeschäft hatten Sie in den 90 ern mit " The Boyz ". Wie sehr mussten Sie in der Anfangszeit von " Ich + Ich " mit Vorurteilen kämpfen, weil Sie aus einer Boyband kamen ?

Tawil : Gar nicht. Nach meiner Zeit bei " The Boyz " habe ich im Hintergrund gearbeitet, als Produzent. Ich war überzeugt, dass mein Leben als Künstler gelaufen war, weil ich aus einer Boygroup kam. Bei Robbie Williams war das zwar anders. Aber " The Boyz " waren nicht " Take That ". Außerdem hatte ich keine Lust, betrunken durch die Clubs zu torkeln, um mein seichtes Image aufzubessern. So wussten die wenigsten, dass ich aus einer Boyband komme. In der Sparte der Boygroups und Castinggewinner werden die Leute sauschnell vergessen. Das ist einerseits traurig. Aber für mich war es positiv.

Volksstimme : Bleiben wir bei der Sparte der Boygroupund Castinggewinner : In der vergangenen Staffel von " Popstars " wurde ein Duo gesucht. Die Sieger " Some & Any " haben es mit ihrem Album nicht einmal in die Top Ten geschafft – ein Zeichen dafür, dass man Duos nicht casten sollte ?

Tawil : Wenn man uns als Gegenbeispiel nimmt, vielleicht. Aber ich glaube, es ist eher ein Zeichen dafür, dass der Musikhörer keinen Bock mehr auf Castingbands hat. Selbst die Gewinner bei " Deutschland sucht den Superstar " gehen erst auf Platz eins und verschwinden dann in der Versenkung. Man muss wissen, dass man sich in die Höhle des Löwen begibt. Es ist reißerisch, es geht um die Sendung. Ich habe mit Leuten gesprochen, die gewonnen haben und jetzt sagen, sie bereuen es. Es muss jeder selbst wissen. Aber heutzutage gibt es verschiedene Möglichkeiten, an den Start zu kommen – zum Beispiel über Internetplattformen.

Volksstimme : Mit welchen Gewinnern haben Sie gesprochen ?

Tawil : Das werde ich nicht sagen. Aber man kann sich das ja denken. Wo sind die denn alle ? Der einzige ... Aber selbst der ...

Volksstimme : Mark Medlock ?

Tawil : Genau. Von dem hört man noch ab und zu etwas, weil er ein Freund von Bohlen ist. Aber der erste zum Beispiel, wie hieß der noch mal ? Alex ?

Volksstimme : Alexander Klaws. Der hat nach DSDS zumindest in Musicals gespielt und schauspielert bei einer Sat. 1-Telenovela.

Tawil : Mit der Stimme hätte er auch so im Musical spielen können. Die Kandidaten sind talentiert. Sie haben sich nur den Weg ins normale Musikbusiness verbaut.

Volksstimme : Kommen wir zurück zu " Ich + Ich ". Beim Video zu " Vom selben Stern " hat ein ganzer Schwarm von Prominenten mitgespielt. Wie kam es dazu ?

Tawil : Annette hat einfach ihr Telefonbuch aufgemacht und sie angerufen. Ich habe schon geschluckt, als ich auf einmal mit Udo Lindenberg gesprochen habe. Ein paar Leute kenne ich durch Liveauftritte natürlich auch selbst, zum Beispiel Stefanie Kloß von Silbermond.

Volksstimme : " Ich + Ich " sind im Moment auf Tour, am 9. Mai steht Magdeburg auf dem Plan. Fühlen Sie einen Song live intensiver als im Tonstudio ?

Tawil : Ja, man fühlt Songs auch jedesmal anders. Ich empfange die Stimmung der Leute und das wirkt sich auf meine Stimmung aus. An einem Tag kommt " Du erinnerst mich an Liebe " total gut an. Am nächsten Tag ist es eine andere Nummer. Deshalb ist ein Konzert nie wie ein anderes.

Volksstimme : Annette Humpe tritt bei Konzerten von " Ich + Ich " nicht mit auf. In Interviews hat sie gesagt, dies liege an ihrem Lampenfieber. Aber mit " Ideal " stand sie auch als Sängerin auf der Bühne. Wie kam es zu dieser Wandlung ?

Tawil : Schon bei " Ideal " hat sie sich unter ihrer Mütze und hinter ihrem Keyboard versteckt. Sie war nie so sehr die Rampensau. Annette ist ein bisschen melancholisch und in sich gekehrt. Privat ist das zwar anders. Aber wenn viele Leute und Kameras da sind, ist sie sehr schüchtern.

Volksstimme : Wo ist sie während des Konzerts in Magdeburg ?

Tawil : Sie ist zu Hause. Ich würde ihr auch nicht raten mitzukommen, das macht keinen Sinn. Das Anstrengende auf Tour ist das Reisen, der Lohn ist die Bühne.

Volksstimme : Tauschen Sie sich mit ihr während der Tour darüber aus, wie es läuft ?

Tawil : Absolut. Ich rufe einbis zweimal pro Woche durch und erzähle ihr, was passiert. Falls ich allerdings von der Bühne fallen sollte, würde ich ihr das sofort berichten. Außerdem bekommt sie viel über das Gästebuch auf unserer Internetseite mit.

Volksstimme : Auf den Alben singt Annette Humpe mit. Wer übernimmt auf der Bühne ihre Parts ?

Tawil : Wir hätten ihre Parts einspielen oder eine blonde Frau mit Sonnenbrille auf die Bühne stellen können, aber das wollte ich nicht. Deshalb umschiffen wir die Situation elegant. Annettes Teile werden entweder von mir oder von einem Chor gesungen. Deswegen sind " Ich + Ich " live auch etwas anderes.