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" Gnade " Toni Morrison über die innere Freiheit

20.03.2010, 04:49

New York ( dpa ). Als die Literaturnobelpreisträgerin Toni Morrison vor wenigen Jahren gefragt wurde, ob sie ihr Meisterwerk schon geschrieben habe, antwortete sie : " Noch nicht, es kommt noch. " Ihr neunter Roman, " Gnade ", ist ein Meisterwerk. Er knüpft an " Menschenkind " an, Morrisons bisher bekanntestes Werk, für das sie 1988 mit dem Pulitzerpreis belohnt wurde. Die " New York Times " kürte " Beloved " (" Menschenkind ") erst 2009 zum " besten Roman der letzten 25 Jahre ".

" Gnade " ist die Geschichte von vier Frauen, die knapp 100 Jahre vor der Gründung der Vereinigten Staaten – und rund 200 vor dem Geschehen in " Menschenkind " – in der gesetzlosen Welt von Amerika zu überleben versuchen. Das Ende des 17. Jahrhunderts sind die Anfangsjahre der Kolonialisierung und der Sklaverei. Damals, sagt Morrison, hätte der Handel mit Menschen noch gestoppt und der Rassismus, aus ihrer Sicht das Grundübel Amerikas, verhindert werden können.

Warum er dennoch seinen Lauf nimmt, zeigt die wohl größte US-Schriftstellerin der Gegenwart am Beispiel des Holländers Jacob Vaark. Als Waise in einem Heim groß geworden, hat er sich das Mitgefühl für Menschen bewahrt, deren Leben ebenfalls unter einem schlechten Stern begann.

Toni Morrison : Gnade, Rowohlt Verlag, Reinbek, 224 Seiten, 18, 95 Euro, ISBN 978-3-498-04512-8