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Kurt-Weill-Musical begeistert am Anhaltischen Theater Dessau Ein Hauch von Venus und mehr als nur ein Hauch von Broadway

Von Helmut Rohm 08.03.2010, 04:52

Dessau-Roßlau. Weit mehr als nur einen Hauch von Broadway bringt " One Touch of Venus " ( Ein Hauch von Venus ) auf die Bühne des Anhaltischen Theaters Dessau. Die Inszenierung des lange nicht in Deutschland aufgeführten erfolgreichsten Broadway-Musicals von Kurt Weill ( Buch Sidney Joseph Perelman und Ogden Nash, Uraufführung 1943 ) war wohl der Höhepunkt des 18. Kurt-Weill-Festivals. Wie die Premiere am Freitag war auch die zweite Aufführung am Sonnabend ausverkauft.

Eine mehr unbedachte Handlung des Friseurs Rodney Hatch löst eine turbulente Geschichte aus. Er steckt den Verlobungsring, der eigentlich seiner Gloria gebührt, einer Statue auf den Finger. Donner, Lichteffekte, Zauber : Die Statue erwacht zum Leben. Es ist die über 3000 Jahre alte, aus Anatolien stammende Figur der Venus. Göttliche Verhaltensauffassungen von vor Jahrtausenden treffen auf die facettenreichen der Heutezeit ...

Die Dessauer Aufführung in Kooperation des Anhaltischen Theaters und des Kurt-Weill-Festes, gefördert von der Kurt Weill Foundation for Music New York, wurde von Klaus Seiffert inszeniert.

Kurzweilig und unterhaltend

Gewiss ist " One Touch of Venus " zeitkritisch, geißelt mit satirisch-humorvollen Blicken kleinbürgerliche Lebensweisen ebenso wie überhebliche Großspurigkeit. Das Musical ist aber vor allem ungemein kurzweilig und unterhaltend. Ein tragendes Moment ist Weills Musik in ihrer verblüffenden Vielfalt. Das Publikum war vom ersten Ton des Vorspiels an fasziniert in deren Bann gezogen.

Die Anhaltische Philharmonie unter der Leitung von James Holmes präsentiert die motivreichen und auf Tanzrhythmen der 1920 er Jahre basierenden Melodien mit scheinbar spielerischer Leichtigkeit und vielen effektvollen Nuancen.

Songtexte und Kompositionen wie Swing, Tango, Rumba, Boogie, auch Walzer verschmolzen ausdrucksstark miteinander. Überhaupt ist ein stimmiges Miteinander im Ensemble insgesamt wohl das Geheimnis des Dessauer Erfolges. Die Anhaltische Philharmonie, die Gesangssolisten, der Dessauer Opernchor, teils auch mit solistischen Partien und die Dessauer Ballettcompagnie gestalten dieses Musical in begeisternder Broadway-Manier. Unterstützt werden sie von Gastsolisten sowie Studenten der Universität der Künste Berlin. Die ideenreich genutzte, vielfältige Bühnentechnik ( Bühne und Kostüme Imme Kachel ) ermöglicht wahre Showacts.

Angus Wood ( Hatch ) in seiner liebevollen Unbedarftheit und Ute Gfrerer ( Venus ) mit göttlicher Bestimmtheit, beide mit letztendlich trennenden Liebesauffassungen, sind fantastisch in Spiel und Gesang. Nicht minder souverän, als Figur zwischen geckenhaft und machtverliebt, brilliert Ulf Paulsen als Kunstsammler und Millionär Whitelaw Savory. Ihm zur Seite, mehr mit souveränem Durchblick, agiert Ulrike Mayer als Savorys Sekretärin.

Überhaupt treten viele verschiedene, trefflich gezeichnete Charaktere auf. Die knapp 20 einfühlsamen Songs lassen die Gäste am Gefühlsleben der Akteure Anteil nehmen. Darunter das dem Kurt-Weill-Fest 2010 das Motto gebende " New Art is True Art " sowie das zum Hit gewordene " Speak Low ".

" One Touch of Venus " wird im Spielplan des Anhaltischen Theaters bleiben. Die Rolle der Venus übernimmt Ulrike Mayer. Am Pult der Anhaltischen Philharmonie Dessau wird deren stellvertretender GMD Daniel Carlberg stehen.
Die nächsten Aufführungen sind am dem 13. März um 17 Uhr und am 19. März um 19. 30 Uhr.