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Der Künstler Manfred May zeigt im Kunstmuseum und im Literaturhaus seine Arbeiten Schneeschrift und die Unbetretbarkeit des Raumes

Von Claudia Klupsch 25.03.2010, 04:52

Arbeiten des bildenden Künstlers und gebürtigen Magdeburgers Manfred May sind derzeit an zwei Ausstellungsorten in der Landeshauptstadt zu sehen. Zum einen bietet sich im Kunstmuseum Unser Lieben Frauen der Blick auf die Installation in der Hochsäuligen Kapelle " lebe ich, inmitten ", zum anderen zeigt das Literaturhaus die Ausstellung " Schneeschrift – Zeichnung ".

Magdeburg. Manfred May kommt gern in seine Heimatstadt zurück, sagt er im Gespräch mit der Volksstimme. Doch nicht nur angenehme Erinnerungen verbinden ihn mit Magdeburg. 1948 geboren, erlebt Manfred May seine Kindheit am Hasselbachplatz und studiert Mathematik, bevor er " sehend zu leben beginnt " und seinen Weg als Künstler geht. Heute ist er in Thüringen zu Hause. Sein erster heimlich gekaufter Bildband ist ein Van Gogh. Prägend sind die Begegnungen mit Christa-Maria Jeitner und Franz Johannknecht.

1968 wird May festgenommen und verhört. Seine Meinung zum " Prager Frühling " lässt ihn ins Visier der Stasi geraten. Der " Vernehmer " traktiert ihn mit Aussagen wie " Die Arbeiterklasse bestimmt, was Kunst ist " und stellt ihm solche Fragen : " Wie malen Sie ? Realistisch oder imperialistisch ?" " Damals ist mein kindliches Weltvertrauen zusammengebrochen ", konstatiert May. In den Folgejahren sind unzählige Stasi-Leute auf ihn und seine Familie angesetzt. May erlebt schlimme Verfolgungszeiten in einem " Kokon aus Angst, Ratlosigkeit ". Seine Akte umfasst letztlich über 2000 Seiten.

Unterschiedliche Materialien sind in den Magdeburger May-Ausstellungen zu betrachten. Die Wirkung zahlloser Glasscherben probiert der Künstler in der Hochsäuligen Kapelle des Klosters aus. Das Thema Raum beschäftigt May seit mehr als 20 Jahren. " lebe ich, inmitten " ist eine Installation, die den Raum und seine Geschichte reflektiert. Ursprünglich ist diese Arbeit in der Schweiz entstanden. Später installiert May sie in Erfurt in einer Gefängniszelle, schafft den Eindruck der " Unbetretbarkeit des Raumes ". Im Kloster reizt ihn die " Begegnung mit dem Sakralen ". Die Installation ist bis zum 10. April zu sehen.

Mit Auge und Tastsinn auf Wanderschaft

Im Literaturhaus sensibilisiert May für das Material Papier. Zu betrachten sind etwa schweres Druckpapier im Rahmen und homogene schwarze Flächen mit zarten Schraffern. May griff zu verschiedenen handwerklichen Mitteln wie Prägungen und Ritzen. Der Künstler fordert dazu auf, " sich in den großen schraffierten Zeichnungen mit Auge und Tastsinn auf Wanderschaft zu begeben, sich auf das Sinnliche des Materials einzulassen ". Diese Ausstellung ist bis zum 28. Mai geöffnet.