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Premiere für " Damenwahl " in der Magdeburger Zwickmühle Keine Angst vor neuen Frauen

Von Rolf-Dietmar Schmidt 19.03.2010, 04:52

Bei der Kabarettpremiere der " Damenwahl " in der Magdeburger Zwickmühle schwangen " Zwei Weiber mit Schuss " samt einem Quotenmann am Mittwochabend gekonnt das Zepter. Doch wer annahm, die Männer würden an diesem Abend nichts zu lachen haben, sah sich getäuscht.

Magdeburg. " Neue Frauen braucht das Land " singen die Magdeburger Kabarettistin Marion Bach und die Leipzigerin Heike Ronniger in der Schlussnummer ihres Programms " Damenwahl ", für das es stürmischen Beifall und jede Menge Blumen gab. Die beiden sind seit vielen Jahren befreundet. Da lag die Idee zu einem Damenduo natürlich auf der Hand.

Da man aber noch nicht ganz auf Männer verzichten will ( oder kann ), wurde Oliver Vogt am Klavier hinzugebeten.

Das Damenduo startete allerdings keine befürchtete Feministinnen-Attacke, sondern setzte sich pointiert mit den Vorzeige-Frauen dieser Gesellschaft auseinander. Ganz klar, dass die Galionsfigur der deutschen weiblichen Politik, Angela Merkel, immer wieder dominierte.

Die " Zwei Weiber mit Schuss " – so der Untertitel zum Programm – hatten überhaupt keine Scheu, die Kanzlerin völlig unsolidarisch durch den kabarettistischen Kakao zu ziehen. Mit der gleichen Vehemenz nahmen sie auch andere Vertreterinnen des eigenen Geschlechts aufs Korn.

Die stärksten Momente hatte das Programm, wenn das Duo samt Klavier spielendem Mann mit gekonntem Wortspiel absurde politische Geschehnisse und Entwicklungen auf die Spitze trieb. Da wird der Besuch der Familienministerin in einer Grundschule von einer Spezialeinheit gesichert, die mit V-Männern ( frauen ) im Sandkasten Strategien gegen die Angriffe von Papierfliegern und Wasserbomben vorbereitet. Das alles nur, um den " Monolog mit der Jugend " der Politikerin zu ermöglichen.

Auf die Frage an die jungen Leute, wie man einen Bruch löst, kommt prompt die Antwort : Beute teilen und abhauen. Marion Bach lässt gerade in dieser Szene alles an komödiantischem Vermögen heraus. Man spürt förmlich, wie sie sich mit der Rolle des kommandierenden Offiziers identifiziert.

Politische Satire, wie man sie sich wünscht
Oder die Managerinnen, die pikanterweise beide an einer Barleber Elite-Schule waren und sich nun in der Anwendung unsozialer Maßnahmen in ihren Unternehmen zu überbieten suchen. Während die eine den Betriebskindergarten abgeschafft hat, kann die andere trumpfen : Bei mir müssen die Kinder sogar mit arbeiten !

Da trifft jedes Wort. Das ist politische Satire, wie man sie sich wünscht und die immer seltener wird. Insbesondere die hervorragend arrangierten und getexteten Musikstücke treiben die beiden Protagonistinnen zur Hochform.

Da ist dann an zwei oder drei Stellen das Abrutschen in die Comedy-Schiene zu bedauern, wenngleich genau das eben manchmal durch besonders lauten Beifall belohnt wird.

Den Herren der Schöpfung muss wegen der drohenden " Damenwahl " nicht bange werden. Wenn die neuen Frauen, die das Land angeblich braucht, mit so viel Selbstironie und Augenzwinkern ausgestattet sind, wie Marion Bach und Heike Ronniger, dann dürften auch die kommenden Jahrzehnte voller Harmonie sein.

Trotzdem : Eine Bemerkung kann man sich dann doch nicht verkneifen. Das Buch zur " Damenwahl " schrieb Marion Bach, allerdings mit Beiträgen, die allesamt von Männern stammen. War das Programm vielleicht deshalb so gut ?