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Ausstellung mit großformatigen Fotografien von Christian Rathmann und Sebastian Post Zwei Lichtmaler und ihre Inszenierungen

Von Klaus-Peter Voigt 07.05.2012, 03:27

Im Landesfunkhaus des MDR sind bis zum 27. Mai die großformatigen Fotografien von Christian Rathmann und Sebastian Post zu sehen.

Magdeburg l Farbige tanzende Linien, Kreise oder Kugeln schaffen eine eigentümliche Atmosphäre. Die Fotos erscheinen magisch und geheimnisvoll. Wer noch nie eine solche Arbeit der Lichtmalerei gesehen hat, wird verblüfft sein. Fast schemenhaft lässt sich das Umfeld ausmachen. Manchmal kommen Gebäude durch eine regelrechte Inszenierung erst richtig zur Geltung.

Die beiden jungen Männer Christian Rathmann und Sebastian Post sind Autodidakten. Sie studieren Elektrotechnik und Bauingenieurwesen. Für das künstlerische Moment in ihrem Leben gibt es da kaum Anknüpfungspunkte. Mit der Fotografie haben sie schon einige Zeit ein Faible, beweisen sich unter anderem als sogenannte Partyfotografen.

Die Suche nach Experimentellem, neuen Wegen brachte sie zur Lichtmalerei. Seit den 1930er Jahren wird sie praktiziert, hat das Nischendasein trotzdem noch nicht verlassen. Selbst Picasso zeichnete mit dem Lichtstift in die Luft und hielt die Ergebnisse dieses Tuns mit der Kamera fest. An der Technik hat sich bis heute grundlegend wenig geändert. Allerdings erlaubt die digitale Technik eine schneller Kontrolle der Ergebnisse.

Das Prinzip ist schnell erklärt. Während einer Langzeitbelichtung, zehn Minuten sind durchaus keine Seltenheit, bringen Christian Rathmann und Sebastian Post ihre Vorstellungen bei fast völliger Dunkelheit mit Hilfe von einfachen Lampen zum Ausdruck. Dunkelgekleidet huschen sie durch das Bild, inszenieren Figuren, schreiben Buchstaben in die Luft, lassen Pyrotechnik entflammen. Von Zeit zu Zeit setzen sie zusätzlich Lichteffekte, um den Ort des Geschehen zur Geltung zu bringen. "Maler haben eine Leinwand, wir nur das leere Bild", sagt Rathmann. Und so entstehe stets ein Unikat. Die nachträgliche Bildbearbeitung habe bei der Motivgestaltung nichts zu suchen, versichert er.

Alte Fabrikhallen, verlassene Häuser und öffentliche Plätze

Der Prozess ist langwierig und kompliziert zugleich. Kaum etwas ist tatsächlich planbar, da hilft nur die Erfahrung. Dass in fünf Monaten gut 40 Bilder entstanden sind, belegt diese Komplexität der Projekte. Was tagsüber begutachtet wird, muss sich auch in der Dunkelheit der Nacht beweisen und seine entdeckten Reize preisgeben. Pannen gehören dazu, das falsch eingestellte Objektiv hat da schon einmal unscharfe Bilder zustandegebracht.

Alte Fabrikhallen, verlassene Häuser und öffentliche Plätze haben das Zeug zu Kulissen. Sie dürfen allerdings nicht zu hell sein, denn das Licht erschlüge sonst jegliche Effekte. Beobachter des Tuns der beiden jungen Leute verstehen oft nicht, was da geschieht. Mit der Kamera im Hintergrund rechnet kaum jemand. Und Vorsicht ist notwendig, denn das Orientieren in einer dunklen, leerstehenden Fabrikhalle fällt schwer.

Sebastian Post träumt wie sein Mitstreiter von neuen Projekten. Er möchte Wasser einbeziehen, den Reiz reflektierender Flächen nutzen, um neue Effekte zu erzielen. "Wir suchen ständig nach neuen Orten, die wir nutzen können", berichtet er. Bei dem Kunstprojekt "Romantik 2.0", das im Juni in Magdeburg stattfindet, seien sie auch dabei, um sich zu präsentieren. Sie hoffen auf Kontakte mit anderen Lichtmalern. Die Szene sei noch immer klein. Konkurrenz wäre gut, würde anregen.

Die aktuelle Ausstellung bietet Einblicke in die Welt von Lichtzauberern. Sie macht Lust an den Fotos, dem Aufspüren der Methoden, wie ein Bild kreiert wird. Ob eine LED-Leuchte, eine banale Fahrradlampe oder eine andere Lichtquelle verwendet wurde, wird sich nur schwer klären lassen. Geheimnisse dieser Art werden solche Fotos wohl immer für sich behalten.