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Kulturhauptstadt Magdeburgs großer Plan

Magdeburg rüstet sich auf dem Weg zur Bewerbung als Kulturhauptstadt Europas 2025 und hat fünf Kulturbeiräte ins Leben gerufen.

Von Grit Warnat 24.06.2016, 01:01

Magdeburg l An einigen Stellen im Stadtbild warb Magdeburg schon vor zwei Jahren mit dem Leitsatz „Magdeburg sein, Kulturhauptstadt werden“. Im Forum Gestaltung in der Brandenburger Straße gab es eine Anlaufstelle, dort wurde 2014 eine erste Broschüre rund um das Thema erstellt. Es ging ums erste Ideensammeln, ums Sensibilisieren für das Thema.

Mit Kulturbeiräten soll nun das Bewerbungs- prozedere ins Rollen kommen. Fünf an der Zahl sind es, vertreten darin Professoren der Universität, Museumschefs, Theaterleute, freie Künstler, Vereins- und Kirchenvertreter, Magdeburger Bürger. Überschrieben sind ihre Themenbereiche mit Cultural Mapping und Digitalisierung, Stadtentwicklung und neue Urbanität, Identität und historisches Erbe, künstlerische Visionen und Internationalität.

Was sich noch alles sehr theoretisch anhört, ist für den Kulturbeigeordneten Matthias Puhle „ein wichtiger Schritt voran“. Fünf Beiräte, fünf Themenbereiche, eng an EU-Vorgaben angelehnt, so Puhle. „Wir haben kreative Köpfe“, sagt er. In den Sprecherduos finden sich Museumschefs wie Annegret Laabs und Gabriele Köster, die Leiter des Kulturbüros, des Stadtarchivs und des Stadtplanungsamtes, Magdeburgs Generalintendantin Karen Stone. Ein starres Dogma gebe es nicht, sagt Puhle. „Wir wollen, dass hier mitgewirkt wird.“

Bis zum Herbst 2017 sollen Leitgedanken der Bewerbung gemeinsam erarbeitet werden. Es geht dabei um Inhalte und die große Frage, was die Mission der Stadt ist. Fest steht: Über allem thront der europäische Gedanke. „Wir müssen es schaffen, einen Mehrwert für Europa zu beschreiben. Das wird der entscheidende Punkt“, so Puhle. Der Historiker, der sich einen Namen als langjähriger Direktor des Kulturhistorischen Museums gemacht hat und mit den von ihm initiierten Ausstellungen zu Otto dem Großen für Besucherströme und Furore sorgte, sieht das Magdeburger Recht als historisches Kernstück der Bewerbung. Wenn Puhle über das Magdeburger Recht redet, dann spricht er nicht nur von Vergangenheit, sondern von der Rolle Magdeburgs in der Stadtentwicklung in Mittel- und Osteuropa bis ins Heute. Wie bedeutend das Magdeburger Recht für Europa ist, soll eine große Ausstellung zum Thema 2019 im städtischen Kulturhistorischen Museum beleuchten.

Überhaupt wird jetzt vieles unter dem Mantel Kulturhauptstadt gedacht und geplant. Telemanns 250. Todestag 2017 zum Beispiel oder die Eröffnung des neuen Dommuseums ein Jahr später. Es geht aber um mehr als um solche Leuchttürme. Puhle weiß auch: „Wir müssen noch urbaner werden. Wir müssen die Künstlerszene und einzelne Stadtteile stärker in den Blick nehmen.“ Da ist noch so manches zu tun.

Drei Jahre sind dafür Zeit. Im Herbst 2019 naht die erste Stunde der Wahrheit, wenn die 60- bis 80-seitige Bewerbungsschrift eingereicht ist und eine Magdeburger Delegation in Berlin in einem Vorausscheid die Bewerbung präsentieren und verteidigen muss.

Noch steht nicht fest, mit wem die Landeshauptstadt in das landesinterne Rennen geht. Mannheim will, auch Nürnberg, Leipzig und Kassel. Der Dresdner Stadtrat hat trotz oder wohl gerade wegen Pegida jüngst einer Bewerbung zugestimmt. Görlitz startet einen neuen Versuch. Noch bis 2018 können sich deutsche Städte entscheiden. Puhle rechnet mit 10 bis 15 Bewerbungen. Aus denen wird 2019 gesiebt, die drei, vielleicht vier oder fünf Weiterkommer erhalten 2020 einen Jury-Besuch und die Chance auf eine zweite Präsentation.

Bis zum Jahr der Entscheidung stellt Magdeburg 2,9 Millionen Euro für seine Bewerbung bereit. Von dem Geld wird auch ein Organisationsbüro eingerichtet, erst mit drei Leuten, dann ab 2018 mit zwei weiteren Mitarbeitern. Unterstützt wird es von einem dreiköpfigen Expertenteam: Hanns-Dietrich Schmidt aus Essen, Neil Peterson aus Liverpool und Nadja Grizzo aus Hamburg waren an erfolgreichen Kulturhauptstadtbewerbungen beteiligt.

„Ich finde es großartig, dass sich die Stadt das vornimmt“, sagt Puhle. Noch ist alles eine Vision, die aber schon kostet, wenn auch im überschaubaren Rahmen. Wenn es aber wirklich klappen sollte mit dem Titel? „Unter 50 Millionen wird das nicht zu machen sein“, sagt Puhle. Konkrete Zahlen zum Gesamtbudget gibt es noch nicht. Meinung