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Kunst Messe unterm Wasserturm

Kunst/Mitte, die Zweite: In einer Messe vom 8. bis 11. September trifft zeitgenössische Kunst auf alte Industriekultur.

Von Grit Warnat 19.08.2016, 01:01

Magdeburg l Am Fuße des weithin sichtbaren Wasserturmes im Südosten Magdeburgs hatten Kulturschaffende der Landeshauptstadt im vergangenen September erstmals zu einer Mitteldeutschen Messe für zeitgenössische Kunst geladen. 1000 Besucher kamen, viele hatten die Gelegenheit genutzt, mit einigen der 40 Künstler ins Gespräch zu kommen. Viele Künstler verkauften oder hatten Kontakte geknüpft für Atelierbesuche. Später resümierte Sebastian Herzau als künstlerischer Leiter, die Messe sei „hervorragend gelaufen“. Eine Idee sei ins Rollen gekommen und habe es verdient, weitergeführt zu werden, so Herzau, Mitinitiator und als Künstler auch selbst Ausstellender.

Tatsächlich muss sich die gut verlaufene Premiere in der Szene herumgesprochen haben. Es gab in diesem Jahr viel mehr Bewerbungen als Plätze. Ein Kuratorenteam wählte letztlich 65 Künstler aus und achtete laut Sonja Renner auch auf die Ausgewogenheit der Genres. Und da das sanierte Pumpenhaus und der angrenzende Wasserturm nur begrenzte Kapazität haben, wird der Ausstellungsbereich noch einmal um einen mobilen Anbau mit zusätzlichen Quadratmetern an Fläche fürs künstlerische Präsentieren erweitert.

Ein Drittel der Künstler, die ihre Malerei, Grafiken, Fotografien, Installationen, Skulpturen im Industriedenkmal präsentieren werden, kommen aus der Region, vor allem aus Magdeburg und Halle, einige wiederholen ihren Auftritt vom vergangenen Jahr wie die Sebastian Herzau (Halle) und Max Grimm (Magdeburg) oder der Wolfsburger Paul Kaminski.

Der solitär stehende Turm mit seinem imposanten Innenraum wird dem Magdeburger Christopher John Smith als eigener künstlerischer Spielraum zur Verfügung gestellt. Erweitert präsentiert sich der Skulpturenpark. Vier Künstler werden im Grün des Areals ihre Arbeiten zeigen. Vom Potsdamer Metallbildhauer Rainer Fürstenberg  (1961-2013) beispielsweise ist das Werk „Rüh – da brat mir doch einer ...“ auf zu sehen.

„Galerien haben verstärkt Interesse an unserer Messe gezeigt“, sagt Mitinitiatorin Sonja Renner. Hannover, Köln, Berlin, Kärnten sind vertreten, ebenso aus Braunschweig Henning Lange Kunst.Kultur.Reisen, die Otmar Alt vertritt, den gebürtigen Wernigeröder, dessen Kunstwelt für intensive Farbigkeit und figurative Formen, Kontraste und puzzleartige Kombinationen steht. „Otmar Alt stellt auch bei uns aus“, freut sich Renner über den bekannten Namen.

Otmar Alt braucht angesichts seines Bekanntheitsgrades sicher nicht unbedingt eine Messe, um auf sich aufmerksam zu machen. Ganz anders ist es für viele andere Künstler, die bei einem kunstaffinen Publikum aufmerksam auf sich machen wollen. Es geht um Gespräche, ums Begegnen, natürlich auch um Kontakte zu potenziellen Käufern.

Solche Messen gibt es in den Kunstzentren Leipzig und Berlin, auch in Hannover. „Unser Raum aber ist ein leeres Feld auf der Landkarte. Wir wollen mit der Messe diesen weißen Fleck füllen“, sagt Sonja Renner, die auch mit Blick auf die Bewerbung Magdeburgs zur Kulturhauptstadt gute Chancen auf eine positive Entwicklung von Kunst/Mitte sieht.

100 Euro für den Wandmeter zahlt der teilnehmende Künstler – vergleichsweise sympathisch. Trotzdem unterstützt die Magdeburger „Die HO-Galerie" erneut zwei Newcomer mit Förder-Kojen.

Keine Arbeit darf die 5000-Euro-Marke überschreiten. Die Messe verstehe sich nicht als Event für den großen Markt. „Wir setzen auf den kleineren Geldbeutel. Und auf den Dialog“, sagt Sonja Renner.