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Krachende Klassiker-Verfilmung

11.02.2011, 13:37

Wenn Hollywood einen Klassiker der Weltliteratur verfilmt, dann ist Vorsicht geboten : Schnell wird triefender Romantik-Kitsch daraus oder eine krachige Komödie. Jack Black steht eher für letzteres Genre – ebenso sein neuester Film

" Gullivers Reisen ".

Schauspieler Jack Black hat eine richtig große Rolle im sprichwörtlichen Sinne : Der eher kleine, rundliche Komiker darf sich als Lemuel Gulliver unter winzigen Liliputanern tummeln und auf einmal riesig fühlen. " Gullivers Reisen Da kommt was Großes auf uns zu " heißt die moderne Hollywood-Fassung des historischen Romans von Jonathan Swift. Jack Black ist das Große, auf das sich der Film ganz konzentriert, und er ist dabei vor allem eines er selbst.

Der 41-Jährige spielt wieder einmal den sympathischen Verlierer, der einfach nicht erwachsen werden will und vor allem Lust auf Musik, Abhängen und Filmegucken hat. Sein Gulliver hat viele Träume, kriegt aber nichts auf die Reihe : Seit Jahren arbeitet er in der Poststelle eines Verlages und träumt von der vermeintlich unerreichbaren Redakteurin Darcy ( Amanda Peet ).

Zusammengeklaute Texte bringen ihm schließlich seinen ersten Auftrag, eine Reisereportage zum Bermuda-Dreieck. Und da geschieht das Unvermeidliche : Gulliver gerät mit seinem Boot in einen Monstersturm, erleidet Schiffbruch und erwacht an einem fremden Strand. Vom Haar bis zu den Zehen mit kleinen Tauen an den Boden gebunden ganz so wie das historische Romanvorbild.

Mit Tücke und Großmäuligkeit wickelt er die kleinen Inselbewohner jedoch bald um den kleinen Finger. Er besiegt die feindliche Armada und lässt sich als Präsident einer fernen Welt feiern. Doch so viel Erfolg kann ein von Jack Black gespielter Loser eigentlich nicht haben der herbe Rückschlag kommt erst noch. Regisseur Rob Letterman (" Monsters vs. Aliens ") erzählt mit diesen Zutaten eine recht konventionelle und vorhersehbare ( Romantik- ) Komödie. Vom historischen Vorbild bleiben nur die allseits bekannten Versatzstücke übrig.

Zum Schmunzeln jedenfalls sind die reichlichen Verweise auf Popkultur und Filmzitate : Liliputs Theaterszene wird durch Hollywood-Klassiker wie " Krieg der Sterne " und " Titanic " bereichert, die kleinen Menschen rocken in Kiss-Manier und die eher barock anmutende Stadt erhält einen bunt leuchtenden Times-Square Verschnitt.

Dazu gibt es etliche Portionen Blackschen Pennäler-Humors, die vor allem bei Jungs zwischen zehn und 14 gut ankommen dürften : So darf er zum Beispiel den brennenden Palast des Liliput-Königs mit seinem Urinstrahl löschen – übrigens keine Erfindung Hollywoods, sondern eine aus Swifts Feder.

Die Tricktechnik ist sehenswert, doch die 3 D-Brille und den Zuschlag für die dreidimensionale Version des Films kann man sich getrost sparen : Es gibt kaum einen Effekt, der dies nötig macht. ( dpa )