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Museum Silber bleibt in der Moritzburg

Silberne Gegenstände aus ehemaligem jüdischen Besitz wurden vom Museum Moritzburg restituiert, verbleiben aber als Dauerleihgabe im Haus.

Von Grit Warnat 29.06.2017, 01:01

Halle l Döschen, Römer, Zuckerzange, Oblaten-Gabel, Vorlegelöffel, ein Jungfernbecher datiert um 1690, eine Kette aus dem 19. Jahrhundert, drei Besamimbüchsen. Alles in Silber, alles feinst gearbeitet. Es ist ein Konvolut von kunsthandwerklichen Objekten, das 1940 vom Kunstmuseum Moritzburg für 100 Reichsmark vom städtischen Leihamt angekauft worden war. Alles stammt aus dem Besitz jüdischer Bürger, die nach dem Novemberpogrom 1938 gezwungen worden waren, Schmuck, Kunstwerke, Wertgegenstände bei Pfandleihanstalten abzugeben.

Nach wie vor war das Silber im Bestand des Kunstmuseums, wurde es gezeigt zu Sonderausstellungen. Mit der vorangetriebenen Provenienzforschung im eigenen Haus, also der Erforschung der Herkunft von Kunstwerken und ihrer Eigentümer, wurden nun die insgesamt 17 Objekte restituiert – allerdings gab es keine Rückgabe an die ehemaligen Eigentümer bzw. Erben, sondern an die Jewish Claims Conference (siehe nebenstehenden grünen Kasten). Deren Deutschland-Direktor Roman Haller unterschrieb am Mittwoch im Kunstmuseum einen Dauerleihvertrag. Die Gegenstände verbleiben somit im Museum. Es sei das erste Mal, dass solch eine Vereinbarung in Sachsen-Anhalt geschlossen wird, sagte Kulturminister Rainer Robra (CDU).

Es ist eine gütliche Einigung. Roman Haller zeigte sich glücklich: „Ich bin sehr froh, dass wir heute diese Gegenstände sehen können, zeigen sie doch, wie einst die Menschen gelebt und was sie gesammelt haben.“ Es seien Zeugnisse jüdischen Lebens in der Saalestadt. Haller erzählt den Anwesenden von den kunstvoll gearbeiteten Besamimbüchsen, die einst als Behälter für Gewürze genutzt worden sind, meist bestückt mit Myrte und verwendet zum Ausklang des Sabbat, eines traditionellen jüdischen Festes.

Wem all das einst gehört hat, wer gezwungen wurde, es in den Leihstellen abzugeben und dafür auch noch Gebühren aufgedrückt bekam, konnte nicht herausgefunden werden. Provenienzforscherin Susanna Köller erzählte von der intensiven Recherche und den Nachforschungen in zahlreichen Archiven und Institutionen. Trotz der Arbeit, unterstützt und gefördert von der in Magdeburg ansässigen Stiftung Deutsches Zentrum Kulturgutverluste, konnten die Silbergegenstände keinen konkreten Personen zugeordnet werden.

Dank der gestrigen Unterschrift bleibt das Silber in Halle, eine Besamimbüchse in der Dauerausstellung der Synagoge Gröbzig. Robra sprach von einer „Legitimation für den Verbleib“.