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Musical Der Löwe von Oz

Jan-Philipp Rekeszus war Shooting-Star bei „Hair“. Jetzt ist der 25-Jährige im Musical „Der Zauberer von Oz“ am Theater Magdeburg zu sehen.

Von Grit Warnat 02.02.2017, 00:01

In Amerika kennt jeder die Geschichte von Dorothy und ihren Freunden. Das Buch ist dort ein Klassiker. Hatten Sie als Kind den „Zauberer von Oz“ gelesen oder vielleicht sogar das Ost-Pendant, Alexander Wolkows „Zauberer der Smaragdenstadt“?

Jan-Philipp Rekeszus: Beide Bücher kenne ich nicht, dafür aber den Film von 1939. Meine Mutter ist Amerikanerin, wir haben uns oft den Originalfilm angeschaut und immer wieder über diesen Löwen gesprochen, den der Schauspieler im Film so herrlich lustig verkörpert hat. Für mich ist es toll, dass ich diese Rolle jetzt habe. Ich hatte nicht damit gerechnet, sie zu bekommen.

Warum nicht? Sie hatten im letzten Sommer als Claude das „Hair“-Publikum begeistert.

Das Casting für den „Zauberer von Oz“ fand noch während der Endproben zu „Hair“ statt. Als ich zum Vorsprechen eingeladen wurde, war ich gedanklich noch auf dem Dom­platz und nicht schon bei einer weiteren Rolle – ich bin froh, dass es trotzdem geklappt hat! Vielleicht hat mein Auftritt als Claude für mich gesprochen, vielleicht auch, dass mich der jetzige Regisseur Thomas Schmidt-Ehrenberg, der Dramaturg von „Hair“, über die lange Probenzeit auf dem Domplatz kennengelernt hatte.

„Hair“ war ein Open Air, jetzt stehen Sie im Opernhaus auf der Bühne. Ist das für Sie ein großer Unterschied?

Auf alle Fälle. Der größte Unterschied ist die Akustik. Draußen singt man mit den In-Ear-Kopfhörern wie gegen den Himmel und es kommt kein natürlicher Schall zurück. Es hat etwas gedauert, bis ich mich daran gewöhnt hatte. Im Opernhaus ist es wieder anders, denn hier arbeiten wir nicht mit Kopfhörern und hören uns selbst viel direkter.

Jetzt spielen Sie den Löwen. Was macht die Rolle aus?

In unserer Diplom-Abschlussproduktion „Grimm“, stand ich als „guter“ Wolf in Berlin auf der Bühne. Da habe ich mich schon einmal mit dem Animalischen beschäftigt. Der Löwe ist ja kein typischer Löwe. Ihm fehlt der Mut, er ist ängstlich. Ich finde, dass man gerade diesen Aspekt gut mit dem eigenen Körper umsetzen kann.

Der Löwe sehnt sich sehr nach Mut. Was sind Sie? Ein ängstlicher oder ein mutiger Typ?

Ich bin wahrscheinlich genau in der Mitte. Vorsprechen zum Beispiel kostet mich jedes Mal Mut. Und bevor ich auf die Bühne gehe, bin ich nervös. Aber wenn ich dann vor dem Publikum stehe, macht alles nur noch Spaß. Und der Löwe ist eine supercoole Rolle.

Wer sich für eine Musicalausbildung entscheidet, ist ein Allrounder. Ärgert es Sie, wenn das von Kollegen anderer Sparten belächelt wird?

Uns begegnet immer wieder das Vorurteil, dass wir alles können, aber nichts richtig. Ich finde, wir machen Musiktheater auf unsere eigene Art, weil wir eine besondere Form erschaffen. Letztlich ist es doch wichtig, dass der Zuschauer eine Geschichte durch Bewegung, durch Sprache und durch Gesang gut erzählt bekommt und sich gefangennehmen lässt.

Was liegt Ihnen am meisten?

Ich denke der Gesang. Aber ich habe auch einen Film gedreht, und bin im Sommer in einer Schauspielproduktion zu sehen. Ich will flexibel bleiben.

Sie haben auch in einer Band gespielt?

Ja, bis ich 18, 19 war. Durch mein Studium hatte ich leider keine Zeit mehr dafür.

Stimmt es, dass Sie Vorgruppe bei Revolverheld waren?

Ja, tatsächlich! Das war toll. Wir waren in meiner Heimat Wiesbaden auch relativ bekannt.

Aber dann sollte es doch lieber ein Musicalstudium sein. War das Ihr großer Wunsch?

Unsere Konzerte waren laut, es ging weniger um Texte. Aber ich wollte unbedingt etwas erzählen. Ich finde, Musical ist dafür eine tolle Kunstform.

Haben Sie eine Traum-Musical-Rolle?

„Jekyll and Hyde“ oder „Sweeney Todd“ würde ich irgendwann gern einmal machen. Aber eigentlich lebe ich immer im Jetzt und da freue ich mich riesig auf den „Zauberer von Oz“.

Dieses Musical ist eine Abenteuergeschichte mit viel Farbenpracht. Wird es in Magdeburg auch so zu erleben sein?

Ja, aber der Regisseur kopiert nicht den Film. Unsere Dorothy ist nicht das kleine Kind, das seine Pubertät entdeckt, sondern eher herrlich frech. Die Smaragdenstadt ist abstrakt, der Löwe wird im Trainingsanzug zu sehen sein. Alles wird moderner und sehr fetzig. Wir trauen uns schon was.

Premiere: 11. Februar, 19.30 Uhr Opernhaus, weitere Vorstellungen: 18. Februar, 10. und 26. März.