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Konzert Eine Weltreise der Rhythmen

Konstantin Wecker wurde am Mittwochabend im Magdeburger Opernhaus mit seinem Programm „Ohne Warum“ frenetisch gefeiert.

Von Birgit Ahlert 22.10.2015, 23:01

Magdeburg l Sein Vater war Opernsänger und wäre sicher sehr stolz, dass sein Sohn nun in einem Opernhaus auftritt, sagt Konstantin Wecker. Was er dann von sich gibt, sind keine Opern, ist jetzt, hier und heute, sind klare Worte, wenn auch verbunden mit älteren Liedern, so sie aktuell sind. Wie das „Es ist schon in Ordnung“ zum Auftakt. Es soll zeigen: „Es hat sich an meiner anarchistischen Einstellung nichts geändert.“ Dann wird es ruhiger. Anrührend und berührend. Wecker singt von bedingungsloser Liebe, spricht über seine Kindheit und seine Kinder, singt für und über sie.

Lässt er politische Worte einfließen, bekommt er Kopfnicken vom Publikum, Applaus auch, ja. Mancher sagt „so isses!“. Natürlich geht es ums Warum und Darum, Wecker kritisiert, prangert an, offenbart. Vielleicht nicht mehr ganz so lautstark wie in früheren Jahren, doch genau so punktgenau.

Es erklingen viele Lieder vom aktuellen Album „Ohne Warum“: „Auf der Suche nach dem Wunderbaren“, „Ich habe einen Traum“, „Der Krieg“, „Fast ein Held“, „Die Gedanken sind frei“. Als er damit das Programm nach der Pause fortsetzt, ist das Publikum kaum noch zu halten. Ovationen im Stehen, wie fortan mehrfach an diesem Abend. Gänsehautmomente: „Gefrorenes Licht“, minimalistisch instrumentiert, wenige Klaviertöne, Cellostriche, zart, zauberhaft, endend im vereinten Klavierspiel von Wecker und Pianist Barnikel – traumhaft! Oder die „Revolution“, unbändig, kraftvoll, mitreißend!

Ein Abend mit gelungener Kombination aus leisen Klängen und überbordendem Gefühl. Die Melodien vielfältig international. Es erklingen spanische Gesänge, Jazz, Punk, Tango, orientalische Klänge … Eine musikalische Weltreise der Rhythmen. Geboten leidenschaftlich, mit spürbarer Freude am Spiel, die sich aufs Publikum überträgt. Die Musiker verwandeln sich sogar in eine „i-Phone-Band“ – ein amüsantes Element des Abends, das viel Applaus erhält.

Überhaupt: Diese Musiker! Grandios, was Wecker sich an die Seite geholt hat: Neben seinem langjährigen Begleiter Jo Barnikel (vorrangig Piano) sind es Multiinstrumentalist Jens Fischer, Cellistin Fany Kammerlander und Cynthia Nickschas, die nicht nur ins­trumental überzeugt, sondern auch mit einer sagenhaften Stimme! Sie bekommt stürmischen Applaus für ihre Janis-Joplin-Interpretation, noch mehr für eigene Titel – Ovationen und Zugabe-Rufe! Ein Name, den sich merken sollte, wer auf gute, frische Musik steht. Konstantin Wecker gehört dazu. Der 67-Jährige weiß, wie wichtig in der Branche Talentförderung ist, erinnert an seine „Starthelfer“ Dieter Hildebrandt und Hanns Dieter Hüsch. Jetzt umgibt er sich mit jungen Talenten, nicht als schmückendes Beiwerk, sondern gibt ihnen Chance und Bühne, tritt dabei selbst in den Hintergrund.

Nach über drei Stunden geht ein rundum gelungener Abend zu Ende, gefeiert mit immer wieder auftosendem Applaus, mit stehenden Ovationen, anerkennenden Pfiffen und Jubelrufen. Letztlich zelebriert Konstantin Wecker den Titelsong „Ohne Warum (Sunder warumbe“), verbunden mit dem Dank an Menschen, die Gutes tun, ohne nach dem Warum zu fragen, „mit der Lust der Selbstverständlichkeit“.