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Konzert Ein Jazz-Star zum Anfassen

Grammy-Gewinner und Jazz-Star Gregory Porter überzeugt auf der Seebühne im Elbauenpark Magdeburg.

Von Dan Tebel 16.06.2017, 01:12

Magdeburg l Rund 1200 Gäste jeden Alters lauschten am Mittwochabend auf der Seebühne Magdeburg der unverkennbaren Stimme von Jazz-Star Gregory Porter, der neben seinem aktuellen Album "Take me to the Alley" auch ältere Songs präsentierte.

Das Konzert begann mit etwas Verspätung. "Sie glauben nicht, wie gelassen Amerikaner sind", scherzte Veranstalter Holger Drews, der dann erklärte, dass die Musiker auch kurz vor 20 Uhr noch immer entspannt im Hotel saßen. Als Support-Act engagierte er die Magdeburger Sängerin Sylvia Oswald, die gemeinsam mit ihrem Gitarristen einige selbstgeschriebene Songs zum besten gab.

Als der Amerikaner mit elegantem weißen Jacket die Seebühne im Elbauenpark Magdeburg betritt, wird es laut unter dem großen Faltdach. Die Zuhörer empfangen ihn wie einen Rockstar mit Jubel und viel Beifall. Gregory Porter ist ein Mann von stattlicher Größe - und das nicht nur musikalisch. Er blickt sich um, schaut die Ränge entlang und begrüßt die Menschen mit eigenem Applaus, während er auf die Bühne schreitet. Sympathie zwischen Künstler und Publikum. Es funkt von Anfang an.

Als Porters baritone Stimme zum Opener "Holding on" erklingt, setzt nochmals Beifall ein. Während des Songs hat der Tontechniker alle Hände voll zu tun, die optimale Lautstärke für jeden Musiker abzustimmen.

Während einer schnellen Version von "On my Way to Harlem", dem zweiten Song, sind die meisten Tonprobleme behoben. Live bleibt eben Live. Es folgt eine breite Facette an Titeln aus dem aktuellen wie auch den alten Alben: Von der nachdenklichen Liebeserklärung "Hey Laura" über "Dont lose your Steam", bis zum "Consequenze of Love" oder dem relaxten "In Fashion". Mal laut, mal leise, mal zum mitschnippsen und mal zum stillschweigenden Lauschen. Porter präsentiert mit seinen Songs die markanten stilistischen Übergänge zwischen Jazz, Blues und Einflüssen des Gospel. Dabei bleibt es hauptsächlich bei bekannten Liedern aus den Charts. Auf manche Perlen, wie der "Work Song" oder "Be Good", verzichtet der Amerikaner.

Bei "Musical Genocide" lässt er vorwiegend die Band spielen. Es wechseln schnelle und langsame Passagen, kurzzeitig erklingt am Kontrabass Deep Purples "Smoking on the water" und sorgt für einen kurzen Lacher im Publikum. Seine Band, bestehend aus Jamahl Nichols am Bass, Albert "Chip" Crawford am Piano, Ondrej Pivec an der Hammond–Orgel, Tivon Pennicott am Saxophone und Emanuel Harrold am Schlagzeug, harmoniert und ergänzt den Sänger im weißen Anzug optimal. Immer wieder nennt er die Namen seiner Musiker und fordert den Applaus von seinen Zuhörern. Und das völlig zurecht.

Der in Brooklyn lebende Gregory Porter ist kein großer Entertainer. Anstatt selbst zu reden, lässt er seine Musik für ihn sprechen. Er wirkt wie ein schüchterner Popstar im Jazz-Geschäft, versteckt unter seiner schwarzen Ballonmütze schließt er oftmals die Augen beim Singen. Nur kurzweilig erzählt der Sänger, dass ihm die Seebühne in Magdeburg gefalle. Dieser Ort sei spirituell und stecke voller Energie, so Porter sichtlich begeistert. Das Stichwort für die Band - "Liquid Spirit" erklingt.

Beim vorletzten Song "No Love Dying" hält es die Zuschauer nicht mehr auf den Sitzen. Paare stellen sich eng umschlungen neben das bestuhle Parkett unmittelbar vor der Bühne. So eine Eigendynamik des Publikums ist sicherlich ein Schockmoment für Sicherheitskräfte. Aber nicht bei Gregory Porter - alles bleibt entspannt, während das Publikum mit ihm auf Tuchfühling geht. Dann verlässt die Band die Bühne, aber Porter lässt sich unter lautem Beifall zu einer zweiten Zugabe bitten. Nur von Albert Crawford am Klavier begleitet singt er "Water Under Bridges" vom Album "Liquid Spirit".

Ein letzter stiller Moment zwischen ihm und dem Publikum auf der Seebühne, bevor er für Autogramme und Fotos für seine Fans bereitsteht. In den berühmtesten Philharmonien dieser Welt ist dies nicht möglich, aber in diesem Moment ist der Popstar im Jazz-Geschäft zum Greifen nah. Magdeburg ist begeistert.