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Konzert Mit südlichem Klang in den Sommer

Die Magdeburgische Philharmonie spielte ihr letztes Sinfoniekonzert der laufenden Spielzeit.

Von Ulrike Löhr 12.06.2016, 23:01

Magdeburg l Ein italienisches Programm beschloss vorsommerlich die Sinfoniekonzertsaison der Magdeburgischen Philharmonie. Zumindest wirkte das südländische Flair inspirierend auf die vom 1. Kapellmeister Michael Balke ausgewählten Werke von Busoni, Respighi und Strauss. Balke verabschiedete sich damit nach fünf Jahren als fester Kapellmeister des Theater Magdeburg zugunsten freiberuflicher internationaler Verpflichtungen. Mit sympathischer Genauigkeit und bravouröser Stilsicherheit dirigierte er den Abend, bei dem der 1. Konzertmeister der Magdeburgischen Philharmonie Yoichi Yamashita ihm als vertrauter Solist zur Seite stand.

Die unbeschwert anmutende „Lustspiel-Ouvertüre“ op. 38 von Ferruccio Busoni ließ eröffnend sogleich Urlaubsstimmung aufkommen. Wandelte doch der weltmännische Busoni zwischen Romantik und Moderne. Er gehörte zu den großen Ideengebern in der Musikgeschichte. Mozart‘sche Klassizität war seine Vision. Und so ist in der knapp achtminütigen Ouvertüre die Musikgeschichte von Bach bis Verdi präsent. Mit Verve und Schalk machten Balke und die Philharmoniker die lichtdurchflutete Instrumentierung transparent und ehrten so Busoni zu dessen kürzlich 150. Geburtstag vortrefflich.

Ganz so unbeschwert hatte es der Konzertmeister Yoichi Yamashita mit der solistischen Interpretation des „Concerto gregoriano“ von Ottorino Respighi nicht. Denn Respighis 1921 neugefundene Liebe zur Gregorianik lässt ihn vorwiegend nachdenklich und undramatisch mit archaischen Choral-Elementen spielen. Den Stimmungsgehalt von zarter Melancholie bis „dionysischem Festtaumel“ in sakrale musikalische Bilder zu malen, darin konnten sich sowohl der Solist als auch das Orchester verlieren. Es ging niemals um der Bravour selbst willen. Doch keineswegs ist der Solopart zu unterschätzen. Die mittelalterliche Kirchentonalität erforderte reine Intervalldoppelgriffe, die Verträumtheit der Melodien und der beschwörende Charakter in höchsten Lagen lebten unter dem Mantel eines breiten spätromantischen Lyrismus. Da traten beeindruckende Korrespondenzen der Solovioline mit einzelnen Stimmkollegen der Holzbläser, der Streicher wie auch mit Harfe und Celesta zutage. Auch wenn hin und wieder die Hörner gemeinsam im Posaunenchor mit dem Orchester fast opulent hervortreten durften, „begnügten“ sich dennoch die Musiker mit der sensiblen Begleitfunktion. So auch beim Solo der Violine ausschließlich mit den sehr gut differenzierten Paukenwirbeln. Das Orchester glänzte unter der stilsicheren Leitung von Michael Balke quasi aus dem Hintergrund, so dass Yoichi Yamashita alle Chancen der hingebungsvollen oder virtuosen Gestaltungen nutzen konnte. Das Publikum zollte ihm dafür einen langen herzlichen Applaus.

Eine emotional-assoziative Reisebeschreibung Italiens, die Richard Strauss 1886 in seiner sinfonischen Fantasie „Aus Italien“ op. 16 in Töne setzte, war ein echter Rausschmeißer in die Sommerpause. Großartig, wie Balke und die Magdeburgische Philharmonie das Gefühlsspektrum von erwachenden Landschaften, wehmütiger Sentimentalität und übermütiger neapolitanischer Volksfestatmosphäre mit dem allbekannten „Funiculì-funiculà“ zeichneten. Ein Wiedersehen und -hören mit Michael Balke – dann als Gastdirigent – in der neuen Spielzeit steht schon fest.