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Musiker Schweighöfer singt

Vor seinen Musikfreunden hat Matthias Schweighöfer einen Heidenrespekt. Nun singt er selbst.

12.02.2017, 23:01

Berlin (dpa) l Jetzt singt er auch noch. Schauspieler, Produzent, Regisseur, Synchronsprecher – überall präsent, doch alles nicht genug. Matthias Schweighöfer macht Musik. Und das – ja, Mist, werden einige denken – gar nicht einmal schlecht. Angefangen hat es im Wohnzimmer, privat, mit Freunden. „Aber irgendwann waren einfach so viele Lieder da“, sagt der 35-Jährige. Wäre doch schade gewesen, alles wegzuschmeißen. So packte er sie, zusammen mit Musikern wie Nisse und Jasmin Shakeri, auf ein Album, das am Freitag erschient. Das einzige Konzert eine Woche später ist längst ausverkauft.

„Lachen Weinen Tanzen“, so heißt jetzt das Debüt und es hat tatsächlich von all dem etwas, am wenigsten überraschenderweise vom Lachen. „Es reflektiert viel aus meinem Leben“, sagt Schweighöfer. Das sei eben nicht immer nur Lachen, sondern habe viel mit Abschied zu tun, mit Mutmachen, mit Nachdenken über Liebe, über Menschen.

Vor dem Musikmachen habe er eigentlich immer einen Heidenrespekt gehabt, erzählt Schweighöfer, „weil ich so viele coole Musikerfreunde habe, die halt nicht einfach ein Album machen können, sondern hart dafür arbeiten müssen, kommerziell gehört zu werden“. Einige hat er jetzt einfach ins Boot geholt. Geschrieben hat er vor allem mit Arne Schumann und Josef Bach. Sie steuerten schon die Musik zu seinem Film „Der Nanny“ bei, in dessen Abspann Schweighöfer übrigens bereits den ersten eigenen Song versteckte.

Stilistisch reiht sich der singende Schauspieler jetzt ein in die melancholischen Deutschpoeten à la Philipp Poisel, Max Giesinger, Tim Bendzko und Clueso, die Stimme oft eher zart als kraftvoll. Hier und da lehnt er sich deutlich an seine Musikerfreunde an. „Wege“, das er mit Nisse singt, könnte aus einem Nisse-Album stammen.

Was ist tatsächlich Schweighöfer? „Die ganze Sehnsucht, die in dem Album steckt, die großen Wünsche und Träume, die Kraft, das bin schon ich“, sagt er. Bei den musikalischen Feinheiten habe er Hilfe gebraucht. Doch entstanden seien die Melodien alle „am kleinen Klavier zu Hause“.

Eingespielt hat Schweighöfer sie dann mit großem Orchester, dem des Filmmusikkomponisten Danny Elfmann. Zu hören ist viel Klavier, auch viele Streicher, Bläser und Chöre, ein angenehmer Bass. Man könnte eigentlich jeden Song instrumental unter Filmszenen legen.

Doch wenn Schweighöfer über seine Lieder spricht, dann scheint ihm anderes bedeutender. Dass man schon gut zuhören muss, um zu verstehen, um was es ihm geht. Darauf ist er stolz, fast mit schelmischer Freude. Und dass er Leuten ihre eigene Kraft, ihren eigenen Mut vor Augen führen kann. Eine Lieblingszeile hat er: „Es ist alles nicht so leicht, wenn man‘s schwernimmt, wie du weißt.“ Und ein Lieblingslied: „Unzertrennlich“, darüber, dass es sich zu kämpfen lohnt.

Und doch zieht der 35-Jährige bei seinem Debütalbum noch etwas die Handbremse an. Vieles auf „Lachen Weinen Tanzen“ wirkt kalkuliert, geschmeidig, vielleicht zu glatt. Es gibt wenig, an dem man sich reibt. „Ich muss mich erst mal rantasten über die Sachen, die ich in mir so drin habe“, erklärt Schweighöfer. Kaum Experimente, berechenbar. Wie seine Filme.

Etwas, das er beim Film vermisse, habe er in der Musik gefunden, sagt der Schauspieler: „Diese pure Emotionalität in einem Moment“, dass in der Band alle aufeinander hören, zuhören, miteinander sein müssten.

Nie kommt es darauf mehr an als live vor Publikum. Auf der Bühne 40 Musiker, unten 2600 Fans. Schweighöfer hat Sitzplätze vergeben lassen. Weil man die Leute ja nicht zum Tanzen zwingen könne. „Es ist besser, dass sie aufstehen können, wenn sie wollen – oder eben sitzenbleiben“, hat er sich überlegt. Und wenn alle zwei Stunden lang sitzenbleiben? „Dann ist das auch ein guter Abend“, sagt der Schauspiel-Star – „aber es werden nicht alle sitzenbleiben“.