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Frazey Ford erspürt den Südstaaten-Soul

09.01.2015, 08:07

Berlin - Das Rezept ist nicht ganz neu, aber richtig gut: Weiße Folk-Songwriterin lässt sich von schwarzer Musik inspirieren und dringt zu deren Kern vor. So ist der Kanadierin Frazey Ford jetzt ein echtes Southern-Soul-Juwel geglückt.

Inklusive fetter Bläser-Sätze, gospeligen Backing-Vocals, wühlenden Basslinien und schummeriger Hammondorgel, versteht sich. Denn "Indian Ocean" (Nettwerk) wurde in den Royal Studios der Südstaaten-Metropole Memphis eingespielt - mit Musikern, die als The Hi Rhythm Section schon den Soul-Legenden Al Green und Willie Mitchell dienten. Das Studio-Trio Charles Hodges (Orgel), Leroy Hodges (Bass) und Teenie Hodges (Gitarre) liefert den Unterbau für die beseelten Vocals von Frazey Ford, einer Sängerin der Country-Folk-Frauenband The Be Good Tanyas.

Wer bei den Namen der Hodges-Brüder nun aufhorcht und Parallelen zum Soul-Album von Chan Marshall alias Cat Power - "The Greatest" von 2006 - vermutet, der liegt richtig. Marshall nahm ihre bis heute wohl beste Platte seinerzeit ebenfalls in Memphis auf, die Musiker waren zum Teil dieselben. Und auch die Grundelemente des Sounds sind vergleichbar: überwiegend intensive Balladen oder elegante Midtempo-Schleicher, mit tiefen, ehrlichen Wurzeln in den 60er oder frühen 70er Jahren, als der Memphis-Soul seine Blütezeit erlebte.

"Es war ein unglaubliches Gefühl, in diesem Studio zu stehen, in die alten Mikrofone zu singen und mit diesen unheimlich talentierten Helden des feinsinnigen Groove und Soul zu kollaborieren. Ich konnte die Geschichte und den Vibe des Ortes durch den Boden emporsteigen spüren", sagt Ford (41) demütig über die Aufnahmen in den Royal Studios. Sie habe diese Künstler schon seit 20 Jahren bewundert und bei den Sessions "ihre Energie" gewollt, war also weit davon entfernt, einfach hereinzuspazieren und die legendären Soul-Recken als Mietmusiker herumzukommandieren.

Diesen Spirit einer gemeinsamen Mission merkt man "Indian Ocean" an. Es ist ein Album aus einem Guss, voller Anmut, Leidenschaft und auch Schmerz - gut 45 Minuten feinster Country-Soul, aus denen nicht einzelne Songs hervorstechen, die vielmehr "am Stück" gehört werden wollen. Mit einer der ersten Platten, die dieses Jahr erscheinen, legt Frazey Ford die Messlatte sogleich hoch. Und sorgt erfreulicherweise dafür, dass der originalgetreue Southern-Soul-Coup von Cat Power keine Eintagsfliege bleibt.

Im März kommt Frazey Ford für drei Konzerte nach Deutschland: 09.03. Berlin - Crystal, 10.03. Hamburg - Kleiner Donner, 11.03. Bremen - Alter Schlachthof Women in (e)motion Festival