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Dan Mangan traut sich aus der Komfortzone

12.01.2015, 13:30

Berlin - Das nennt man Weiterentwicklung - wenn ein Musiker seine Komfortzone verlässt und einer wachsenden Gefolgschaft den Abschied vom vertrauten Klang zumutet. Genau das hat der Kanadier Dan Mangan mit seinem neuen Album hinbekommen.

Die mit der Band Blacksmith eingespielte, erneut beim Berliner Label City Slang erschienene Platte "Club Meds" bricht zwar nicht radikal mit dem warmherzigen Folkrock des Vorgängers "Oh Fortune" von 2011. Aber die elf aktuellen Lieder sind teilweise doch noch wesentlich verspielter, auch sperriger geraten, als man das vor drei Jahren - bei allem Respekt für das enorme Songwriting-Talent des Mannes aus Vancouver - erahnen konnte.

Schon der Opener "Offred" lässt mit Samples, Störgeräuschen und vertrackten Progrock-Elementen aufhorchen. In eine ähnliche Richtung ist das nachfolgende "Vessel" unterwegs, das sowohl stimmlich als auch atmosphärisch an die knapp 30 Jahre zurückliegenden Großtaten Peter Gabriels erinnert und in eine schrille Bläser-Kakofonie mündet. "Mouthpiece" klingt wie eine düstere Fortschreibung von "The Suburbs", dem Arcade-Fire-Album vor der nicht unumstrittenen Discofizierung der kanadischen Landsleute. "Kitsch" ist alles andere als kitschig, sondern irritiert mit hallig-verzerrten Vocals.

Mangan ist in seiner Heimat ein veritabler Indiefolk-Star, mit zwei begehrten Juno-Awards in der Tasche, verheiratet mit der schönen Schauspielerin Kirsten Slenning. Angesichts des weltweiten Erfolges von Wohlfühl-Folk der Marke Mumford And Sons, Band Of Horses oder Passenger hätte er es sich bequem machen und das Konzept des bereits äußerst gelungenen Werks "Oh Fortune" nochmals variieren können. Dass er mit den hochkomplexen neuen Tracks einen steinigeren Weg geht, ist dem 31-Jährigen kaum hoch genug anzurechnen.

Und zu guter Letzt bleibt ja noch diese leicht angeraute, berührende Baritonstimme (in "XVI" wunderschön flankiert von einer wehmütigen Trompete), die für manche Unbehaglichkeit des neuen, noisigeren, krautigeren Mangan-Sounds entschädigt. Folkrock-Romantiker müssen also nicht gleich an "Club Meds" verzweifeln, wie es die Label-PR suggeriert - sie sollten sich aber zumindest offen zeigen für Dan Mangans Mut zum Aufbruch.

Tourdaten: 09.04. Köln - Gebäude 9, 14.04. München - Strom, 15.04. Dresden - Beatpol, 17.04. Hamburg - Uebel & Gefährlich, 18.04. Bremen - Nordlicht Festival, 19.04. Heidelberg - Querbeet Festival