1. Startseite
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Grammels zauberhafte Welt

Puppenspiel Grammels zauberhafte Welt

Puppenspiel für Erwachsene gab es am Donnerstagabend in Magdeburg. Tausende Menschen zog es zum Programm von Sascha Grammel.

Von Birgit Ahlert 04.09.2015, 23:01

Magdeburg l Wussten Sie, dass man Otter nur gegen den Strich bürsten darf? Derartige Auskünfte gibt Sascha Grammel in seinem neuen Programm. Gastierte der Bauchredner mit seinen Puppenkreationen zuletzt in der Stadthalle, war jetzt die Getec-Arena kaum groß genug. Seit langem galt die Veranstaltung als ausverkauft. Zwar waren einzelne Plätze frei geblieben, vorn jedoch nur wenige Minuten – flugs hatte Gastgeber Grammel zwei kleinere Besucherinnen aus den hinteren Reihen nach vorn gelotst. Eine nette Geste!

Überhaupt ist das ein Netter, dieser Grammel. Da kommen keine Bösartigkeiten auf Kosten anderer, wie von anderen Comedians, die von Schadenfreude leben. Im Gegenteil, er nimmt sich selbst auf die Schippe, lässt sich von seinen Puppen aufziehen als Fräulein Grammel mit Lidstrich und mit Alterserscheinungen … Sehr putzig. Besonders im Zwiegespräch mit Frederic Freiherr vom Furchensumpf – urkomisch und mit frechen Sprüchen („Noch so’n Ding und ich geh zur Sesamstraße“). Wunderbar die einzigartigen Figuren: Josie, die liebe Schildkröte. Professor Doktor Peter Hacke mit seiner sensationellen Entdeckung des Wassers! Herr Schröder, ein sehr imposanter Außerirdischer, bei dem Grammel alle Register der Beweglichkeit zieht – sensationell!

Passend zum Titel „Keine Anhung“ gab es einiges an unnützem Wissen, ging es um den Unterschied zwischen heiraten und Hai-raten und letztlich Tipps zum Handpuppenspiel für Anfänger.

Fast drei Stunden beste Unterhaltung. Amüsant sowohl für Neulinge als auch für Kenner. Manche begannen schon vor den Pointen zu kichern, andere kreischten vor Vergnügen. Besonders komisch: Wenn der Bauchredner auf der Bühne selbst die Beherrschung verlor und von seiner Puppe den Anranzer bekam: „Wenn du lachst, kann ich nicht reden!“ Oder der Außerirdische Schröder ebenfalls zu lachen begann – „als wenn es eine unsichtbare Verbindung gibt“. Das Publikum lachte mit.

Facettenreich zeigt sich Grammel in Darstellung und Stimme, ob feinsinnige Josie oder Besserwisser-Professor, ob singendes Huhn oder frecher Frederic. Manchmal glaubt man sogar, Spieler und Puppe gleichzeitig zu hören … Welch eine Kunst, die Erwachsene wieder zu lauschenden, kichernden Kindern werden lässt! Zum Dank: stehende Ovationen und spontan initiierte La-Ola-Wellen!

Zum Schluss gab es einen Hauch von Magie, Jonglage, Zauberei und flirrenden Schnipselregen sowie ein äußerst ehrlich klingendes Dankeschön von Sascha Grammel mit der Bitte, auch Vorstellungen von anderen, nicht so bekannten Künstlern zu besuchen. Rund 20 Jahre sei er durch Säle „getingelt“, bis zum großen Erfolg durch das Fernsehen. Doch live ist immer ein besonderes Erlebnis – auf jeden Fall bei Sascha Grammel.