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Puppentheater Live-Schaltung ins Zwergenhaus

In diesem Jahr setzt das Magdeburger Puppentheater mit seinem Weihnachtsstück "Schneewittchen" auf einen Klassiker der Brüder Grimm.

Von Kathrin Singer 28.11.2016, 06:23

Magdeburg l Regisseur Pierre Schäfer, dessen Inszenierung „Der kleine Lord“ ab der kommenden Woche bereits das vierte Jahr in Folge vor ausverkauftem Haus laufen wird, hat mit seiner Spielfassung von „Schneewittchen“ nun ein rasantes, gleichsam fröhliches wie spannendes Märchen für die Kleinsten hingezaubert. Dabei setzt er auf wirkungsvolle Effekte. Nicht nur, dass eine Drehbühne im Einsatz ist, um die verschiedenen Spielorte flink wechseln zu können. Ingo Mewes Bühnenbild birgt auch einen zauberhaften Spiegel, der in seiner Halbdurchlässigkeit magische Momente schafft, Live-Schaltungen ins Zwergenhaus ermöglicht und durch den die böse Königin am Ende unter großem Getöse verschwindet, aufgesogen von ihrem eigenen bösen Zauber.

Aber von vorn: Schäfer, der in seinen Inszenierungen gern auf die spannungssteigernde Wirkung von Musik setzt, beginnt seine Geschichte mit einer Ouvertüre der Dienstboten, die um die eitle Königin herumwuseln. Die sitzt einsam in ihrem verspiegelten Prachtsaal und platzt fast vor Missgunst, als Schneewittchen sich in den zum Fest angereisten jungen König Georg verliebt. Prompt wird das Fest abgesagt, der Jäger mit Schneewittchen zum Morden in den Wald geschickt, wo die Schöne, aus Mitleid freigelassen, bald auf die skurrilen Zwerge trifft.

Schäfer arbeitet mit lebensgroßen Puppen, denen die Puppenspieler Arme und Beine leihen, während die Zwerge von Tischpuppen verkörpert werden.

Puppenbauer Peter Lutz, der auch bereits die detailreichen Marionetten für den „kleinen Lord“ gebaut hatte, hat echte Typen geschaffen: Raubeine, kleine Dicke, einen Muskelprotz, den langen Dünnen und den Winzlingszwerg Axel, der stets den vorlauten Anführer gibt. Und die vier Darsteller lassen die Zwerge zum Vergnügen des Publikums mit berlinerndem, sächselndem oder gar russischem Akzent plappern und die Sätze des stotternden Kollegen beenden. Und mittendrin Schneewittchen, das – von den Zwergen umringt – den Beginn seiner Geschichte erzählt, im Originaltext der Grimms, einer der poetischen Momente der Inszenierung. Ansonsten geht es handfest zu, mit etlichen Slapsticks, etwa Anna Wiesemeiers herrlich schwäbelndem Jäger, der mit seiner entsicherten Flinte aus Versehen wahlweise sich den Hut vom Kopf oder Vögel vom Himmel schießt.

Die vier Puppenspieler zeigen eine rundum stimmige Ensemble­leistung: Claudia Luise Bose gibt die fiese, herzlose Königin genauso treffsicher wie den kleinen Anführer-Zwerg Axel. Publikumsliebling mit frechen Sprüchen wird ihr verfressenes Eichhörnchen, das so gern gefährlich sein will, sich dann aber doch genüsslich streicheln lässt. Jana Weichelt wechselt vom schönen, freundlichen Schneewittchen zum aufgeregt sächselnden Zwerg, während Anna Wiesemeier neben ihrer Rolle als Jäger auch als Zofe Griselda und als stotternder Zwerg für Lacher sorgt. Richard Baborka erfreut als König Georg genauso wie mit seinem umwerfenden russischen Akzent für den Stärksten der Zwerge.

Wie immer im Puppentheater stimmt auch in diesem Jahr das Umfeld. Das liebevoll geschmückte Foyer mit detailreichen, beleuchteten Miniaturlandschaften und witzigen Puppenhaus-Stübchen auf den Fensterbrettern laden schon vor Vorstellungsbeginn zum Staunen ein und sorgen für vorweihnachtliche Stimmung.