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Theater Kein Gedanke an Rente

Der Vertrag von Magdeburgs Generalintendantin Karen Stone wird um weitere drei Jahre verlängert.

Von Grit Warnat 18.03.2017, 00:01

Magdeburg l „Ich freue mich sehr darüber“, sagt Karen Stone in der für sie bekannten Euphorie und zieht das Wörtchen „seeeehr“ freudig-optimistisch in die Länge. Sie habe auch gar nicht lange überlegen müssen, als Oberbürgermeister Lutz Trümper sie gefragt hatte, einige Jährchen dranzuhängen. Schließlich mache ihr die Arbeit großen Spaß. Spannend und interessant nennt sie zudem ihr Mitwirken an der Kulturhauptstadt-Bewerbung 2025. „Es ist eine schöne Zeit“, sagt sie. Stone ist Sprecherin in einem der fünf von der Stadt gebildeten Beiräte für die Bewerbung.

Trotzdem kam für so manchen die Entscheidung des Stadtrates, den Oberbürgermeister mit der Dienstvertrags-Verlängerung bis 2022 zu ermächtigen, überraschend. Stone ist seit 2009 Chefin des Theaters Magdeburg. Wenn ihr Vertrag am 31. Juli 2019 ausläuft, kommen zehn Jahre an der Spitze des Hauses zusammen. Zudem Stones Rentenalter. Es wäre verständlich gewesen, wenn sich die Stadtoberen auf die Suche gemacht hätten.

Die Stadt begründet ihren Schritt in der nicht öffentlichen Beschlussvorlage erstens mit dem Erfolg des Hauses und zweitens mit dem Blick auf die Bewerbung Magdeburgs als Kulturhauptstadt.

Kein Zweifel: Karen Stone hat das Theater Magdeburg nach vorn gebracht. Knapp über 186  500 Zuschauer im vergangenen Jahr waren gut 8000 mehr als noch im Jahr davor. Es gab schon andere Zeiten wie 2010, als gerade mal 145  000 Besucher gezählt wurden. Das hängt auch zusammen mit dichter Stückfolge, was das Personal fordert. Letzlich aber zählen Besuchszahlen und Auslastung. Die kann sich mit 84,3 Prozent sehen lassen, die 13 Prozent Kostendeckungsgrad ebenso.

Stone, die Musiktheater-Fachfrau, setzte von Anbeginn sehr ambitioniert auf das Opernfach und die Musicals im Haus und open air auf dem Domplatz. Sie war offen für das Kurt-Weill-Fest, das Magdeburg als Mit-Festivalstandort auserkoren hat, weil sie dessen Intendanten kannte. Und in ihrer Position unterstützte sie auch die Magdeburger Telemann-Festtage, die in den vergangenen Jahren mit dem Theater internationale Opernproduktionen auf die Bühne bringen konnten.

Doch dieses wirtschaftlich wohlgeführte Haus ist nicht der wirkliche Grund für das Angebot der Stadt gewesen.Auch Stone selbst nennt deren Blick auf die Kulturhauptstadt-Bewerbung entscheidend für ihr Bleiben.

Ihr Intendantenvertrag, so sagt sie, wäre in der ersten Endbewerbungsphase ausgelaufen. Im Herbst 2019 muss die 60- bis 80-seitige Bewerbungsschrift eingereicht sein und in Berlin verteidigt werden. Dann wird aus den Bewerbern gesiebt, 2020 kommt die Jury zur zweiten Präsentation.

Trümper und sein Kulturbeigeordneter Matthias Puhle bauen auf die Theaterchefin. Die Britin ist weltgewandt, ihr Werdegang mit London, München, Köln, Graz, Dallas nicht nur sehr vorzeigbar, er bringt auch Kontakte. Stone sagt: „Ich glaube, ich kann positiv mitwirken.“ Die Stadt will sie unbedingt an ihrer Seite wissen, auch des Englischen wegen, wie Trümper sagte, und geht mit dieser Personalie ganz auf Nummer sicher. Lieber kein Neubeginn. Und Stone lediglich als Botschafterin in Sachen Bewerbung war sicher keine Option für die zielstrebige Frau.

Trotzdem: Sie hat einen Vertrag als Generalintendantin, nicht als Kulturstadtbeauftragte. Stone sieht darin gar kein Problem. Auch nicht in möglicherweise fehlenden neuen Impulsen, die manch Mitarbeiter hinter vorgehaltener Hand befürchtet. „Wir haben schon Pläne am Musiktheater und Schauspiel weit in die Zukunft“, kontert sie.

Wenn Magdeburg 2025 Kulturhauptstadt sein sollte, sagt Karen Stone, gibt es rechtzeitig einen neuen Intendanten. Der könne dann ein „schönes Programm machen“.