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Theater Magdeburg Diese Oper ist nicht Goethe

Das Theater Magdeburg startet am 10. September mit der Oper „Faust“ in die neue Spielzeit. Regie führt Olivia Fuchs.

Von Grit Warnat 06.09.2016, 01:01

Frau Fuchs, viele Komponisten haben sich mit Goethes „Faust“ beschäftigt. Warum erlangte ausgerechnet Charles Gounods Oper Berühmtheit?

Olivia Fuchs: Ich glaube, weil er nur die romantische Geschichte erzählt hat. Es ist eine wunderbare Liebesgeschichte, die er für seine Oper zugespitzt hat. Und es sind tolle Melodien. Ich glaube, Gounod hat sehr bewusst nur einen kleinen Teil von Goethes „Faust“ thematisiert.

Gounod beschäftigte sich weniger mit Goethes philosophischer Tiefe. Tut das dieser Oper gut?

Ich finde, diese Oper könnte schon etwas mehr Philosophie gebrauchen. Deshalb habe ich auch versucht, einen Hauch mehr Philosophie hineinzubringen.

Es ist eine Liebesgeschichte. Es geht vor allem um Margarete.

Margarete besetzt bei Goethe nur einen kleinen Teil, hier in der Oper ist sie viel prominenter. Sie ist die Hauptpartie. Gounod gibt ihr sehr viel Raum und hat zwei wunderschöne Szenen für sie geschrieben. Die eine ist sehr lang und steht auch im Mittelpunkt der Oper. Ich glaube, das zeigt, dass es Gounod vor allem um diese weibliche Psyche ging. Aber natürlich setzt er auch auf die Mephisto-Faust-Geschichte und den Pakt mit dem Teufel.

Ist es schwierig, eine Oper zu inszenieren, wenn es so eine bekannte Literaturvorlage gibt? Jeder Deutsche kennt den „Faust“.

Ich denke, es macht es nicht gerade einfacher, wenn jeder weiß, worum es geht. Man denkt, man kennt das Stück. Aber diese Oper ist nicht Goethe. Deshalb sollte man sie auch besser für sich stehen lassen.

Ist es eine romantische Oper?

Ja, absolut. Eines der Hauptthemen ist die Liebe, und das ist ein Paradethema für die französische Romantik. Wer die Musik hört, wird vieles wiedererkennen. Die Oper ist voller wunderschöner Melodien.

Gibt es in Ihrer Inszenierung die Walpurgisnacht und den Harz?

Die Walpurgisnacht ja, den Harz aber nicht. Bei uns spielt alles in einem Labor. Das ist unser Konzept. Und die Walpurgisnacht ist eine schräge Laborgeschichte, in der alles schiefgehen wird.

Bühnenbildnerin ist Niki Turner. Sie war auch 2012 bei Ihrer Inszenierung von „Madame Butterfly“ in Magdeburg dabei. Die Bühne war damals sehr filigran. Sie hatten mit Material gearbeitet, das aussah wie Papier. Was erwartet den Besucher diesmal?

Niki Turner hat auch hier einen einzigen Bühnenraum entworfen, der etwas Minimalistisches hat, aber die Bühne wird nicht so zerbrechlich wirken. Hier geht es mehr um das Dunkle im Leben. Für das Bühnenbild haben wir uns von der Charité und naturwissenschaftlichen Museen in Berlin inspirieren lassen. Die Bühne kann schon mal als schräges Gruselkabinett wahrgenommen werden. Aber die Atmosphäre wird sich mit der Beleuchtung immer wieder sehr verändern.

Wir haben alle ein Bild von Faust vor uns. Wie wird Ihr Faust sein?

Er wird eher lyrisch und romantisch. So hat ihn Gounod auch geschrieben. Er setzte auf einen lyrischen Tenor, der sich verjüngt. Da ist es schon schwierig, die erste Szene hinzubekommen, in der er ein älterer Mann ist, ein Wissenschaftler, der grübelt. Aber im Laufe der Oper ist die Spannung zwischen ihm und Margarete sehr schön. Ich finde, man glaubt ihnen diese Liebe zueinander.

Es ist Ihre dritte Inszenierung am Theater Magdeburg. Sie hatten mit „Madame Butterfly“ ihr deutsches Regiedebüt, haben anschließend am Haus noch den „Rosenkavalier“ inszeniert.

In Deutschland habe ich bisher nur in Magdeburg Regie geführt. Ansonsten arbeite ich viel in England und auch an anderen europäischen Opernhäusern. Aber Internationalität habe ich hier am Haus auch. Der Faust kommt aus Tschechien, Mephisto ist aus Georgien und Margarete aus Israel.

Haben Sie sofort zugesagt, als Generalintendantin Stone bei Ihnen anfragte?

Ja. „Faust“ fand ich sehr interessant. Ich habe diese Oper noch nie gemacht. Sie ist auch eine andere Herausforderung als „Madame Butterfly“. „Faust“ ist größer besetzt und viel komplizierter. Es gibt große Szenen mit dem Chor, der die verrückte Außenwelt, die Welt von Mephisto, verkörpert und manchmal das Geschehen auch kommentiert. Vor allem aber ist diese Oper dramaturgisch nicht so dicht. Hier muss man schon etwas nachhelfen. Aber das ist die Herausforderung. Das macht Spaß.

 

Premiere ist am 10. September im Opernhaus. Weitere Vorstellungen: 17. September, 2., 14. und 31. Oktober.