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Theater Was wird sein?

Die neue Spielzeit des Nordharzer Städtebundtheaters trägt das Motto „Was wird sein?“.

Von Grit Warnat 30.05.2017, 01:01

Halberstadt l Mit Inszenierungen wie „The Addams Family“, „Eugen Onegin“ „Der Barbier von Sevilla“ und Wagners „Tannhäuser und der Sängerkrieg auf der Wartburg“ hat das Nordharzer Städtebundtheater zu seinem Jubiläum eine äußerst ambitionierte Spielzeit vorgelegt. Letztlich, so sagt Intendant Johannes Rieger rückblickend, könne er keine Höhepunkte benennen, weil viele Vorhaben so gut aufgegangen, die Inszenierungen beim Publikum angekommen seien. Auch für die neue Spielzeit erhofft er sich diese Resonanz. „Es soll spannend und Neugierde weckend weitergehen“, so Rieger, der seit 2009 das Haus mit seinen Spielstätten in Halberstadt und Quedlinburg leitet.

„Mozart macht bereits neugierig“, sagt Rieger mit Blick auf das Interesse von Gastspielpartnern. Der Intendant hat „Idomeneo“ mit seinem antiken Stoff zum Start der 26. Spielzeit auf den Spielplan gesetzt, jenes Mozartsche frühe Werk, das einen grauenvollen Konflikt beinhaltet: Für den Fall seiner Rettung aus Seenot verspricht Idomeneo dem Gott Poseidon jenen ersten Menschen zu opfern, den er an der heimatlichen Küste begegnet. Doch dann erblickt Idomeneo nach seiner Rettung zuerst Idamante, seinen Sohn.

Rieger nennt „Idomeneo“ ein großes Meisterwerk. „Es war noch nie hier am Haus.“ Generell wird die Oper selten gespielt. Die musikalische Leitung übernimmt der Intendant selbst, schließlich gehöre das 1781 in München uraufgeführte Dramma per musica zu seinen Lieblingsopern. Und, so fügt er an, passe sie zur Spielzeit, deren übergreifendes Motto die Frage ist „Was wird sein?“. Wird der Vater seinen Sohn hingeben? Oder gibt es einen Ausweg? Rebekka Stanzel wird erstmals Regie in Halberstadt führen.

„Was wird sein?“ Rieger nennt die Frage mehr als nur ein Motto. Der Blick in die Zukunft treibe uns alle um, verunsichere die Menschen. „Was bringt sie uns“, sagt Rieger und setzt damit selbst noch einmal ein Fragezeichen.

Sein Theater, seine Mannschaft wolle Fragen stellen und Seismograph sein in schwierigen Zeiten. Sein Team setzt dabei auf Lessings Klassiker „Nathan der Weise“, jenes Stück um religiöse Toleranz und die große Frage, wie Religionen friedlich miteinander leben können. Rieger: „Wann wollen wir es spielen, wenn nicht jetzt.“ Regisseur Manuel Schmitt, so kündigt Dramaturg Sebastian Clar an, werde seine Inszenierung in die Gegenwart holen.

Das Theater setzt zudem auf Verdis Oper „Maskenball“, in dem es um ein historisch belegtes Attentat auf ein Staatsoberhaupt geht. Wieder kommt dem Theaterchef das Wörtchen „aktuell“ über die Lippen. Die Oper sei lange nicht am Haus gezeigt worden. „Es macht uns stolz, solch ein großes Stück fast ausschließlich mit unseren eigenen Leuten besetzen zu können.“

Wenn Rieger durch das frisch gedruckte neue Spielzeitheft blättert, dann spricht er auch von den vielen anderen Premieren, und dass es neben allem Ernst immer um gute Unterhaltung gehe. Operette, Komödien, Märchenballett, Roadmovie. Vor allem setze das Haus auf weitere Spielstätten im Harzgebiet. Der Sommerplan zeigt, wie das Ensemble mittlerweile reist – zwischen Bergtheater Thale, Stiftskirche Quedlinburg, Schloss Blankenburg, Wasserschloss Westerburg. Das Nordharzer Städtebundtheater, das hat Rieger immer wieder betont, versteht sich als Theater für den Harz.

Der Landkreis ist groß, das touristische Potenzial ebenso. Sein Haus will es bedienen. Wermutstropfen sind neue Verträge für die Bespielung des Bergtheaters Thale. Operette und Musical, so Rieger, werden zukünftig mit Blick auf die Kosten nicht mehr möglich sein. Man werde deshalb nach und nach die Spielzeit im Haus verlängern. Immer wieder neue Blicke nach vorn – auch da passt das Spielzeitmotto.