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Unesco Bauhaus-Stätten sind Weltkulturerbe

Die Unesco hat das Welterbe Bauhaus um die Laubenganghäuser in Dessau-Roßlau und die Bundesschule des ADGB in Bernau erweitert.

09.07.2017, 23:01

Krakau/Dessau/Bernau (dpa) l Klare Formen mitten in der Natur: Nördlich von Berlin gibt es ein imposantes Zeugnis der Bauhaus-Architektur. Die ehemalige Bundesschule des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes ADGB in Bernau. Fortan zählt sie gemeinsam mit den Laubenganghäusern in Dessau-Roßlau zum Weltkulturerbe. Dies entschieden die Welterbe-Experten am Sonntag in Krakau. Bisher umfasste das Welterbe Bauhaus Ensembles und Denkmäler in Weimar und Dessau, die unter der Leitung des ersten Bauhaus-Direktors Walter Gropius gebaut wurden sowie den Gründungsort der Schule in Weimar.

Laut Begründung der Unesco mache die Erweiterung den Beitrag der Architekturabteilung der Schule zur schlichten Gestaltung, zum Funktionalismus und zu den gesellschaftlichen Idealen der Bauhaus-Bewegung sichtbar und trage dessen wesentlicher Rolle in der Entwicklung der Architektur des 20. Jahrhunderts Rechnung.

Die Architektur der neu aufgenommenen Stätten stammt von Hannes Meyer, der das Dessauer Bauhaus von 1928 bis 1930 leitete. „Wir freuen uns sehr über die Entscheidung, denn ohne Hannes Meyer wäre das Bauhaus nicht komplett“, sagt Helga Huskamp, Pressesprecherin der Stiftung Bauhaus Dessau.

Claudia Perren, Direktorin der Stiftung Bauhaus, weist auf die besondere Rolle Meyers hin. Er habe das Bauhaus ab 1928 nicht nur neu ausgerichtet. Er habe das Arbeiten im Kollektiv gestärkt. „Die Aufnahme seiner, im Kollektiv entstandenen, Bauhaus-Architektur in das Unesco-Welterbe beweist die große Bedeutung seiner Arbeitsweise“, meint Perren.

So waren bei den Laubenganghäusern Studierende am Werk. Sie bearbeiteten Entwurf, Bauleitung und Abrechnung. Der Anspruch: preiswerter Wohnraum, funktional, sachlich. Die unverputzte Konstruktion überzeugt noch heute durch Klarheit und sorgfältige Detaillierung.

In Bernau war man schon im Vorfeld zuversichtlich. Peter Steininger und seine Kollegen vom Förderverein Baudenkmal Bundesschule Bernau hatten schon den Sekt kaltgestellt. Sie hofften sehr, dass die Bauhaus-Stätte in Bernau bei Berlin Weltkulturerbe wird. Es wäre eine „logische Folge“, so Vorstandsmitglied Steininger. Er fasste es so zusammen: Während Dessau die Bauhaus-Ausbildungsstätte gewesen sei, sei Bernau das Produkt. „Hier konnte man zeigen, was Bauhaus heißt.“ Bauhaus-Direktor Hannes Meyer und sein Partner Hans Wittwer schufen von 1928 bis 1930 im Auftrag des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB) in einem Forst den mehrteiligen Schul- und Internatskomplex Bundesschule.

Ein lang gezogener nüchternen Glasgang mit freier Sicht ins Grüne. Mehrere Gebäudeteile sind durch den Verbindungsflur wie an einer Schnur aneinandergereiht - das historische Schul- und Internats-Areal wirkt dadurch aufgelockert.

Die Gebäude sind ockerfarben gehalten, im Außenbereich entstanden ein Freibad und ein Sportplatz. Zu DDR-Zeiten wurde das Areal erweitert, viele Bauhaus-Elemente sind aber noch klar zu erkennen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gelände als Gewerkschaftshochschule des FDGB weitergeführt, wie der Förderverein erläutert. Zu DDR-Zeiten war das Gelände demnach nicht öffentlich für jeden zugänglich. „Es geriet auch bei Bernauern zum Teil in Vergessenheit“, sagt Steininger.

Hier in Bernau ist nachzuvollziehen, was die Verbindung von Form und Funktion bedeutet. Zum Beispiel gibt es in der Aula nur Oberfenster. „Die Teilnehmer im Raum sollten nicht von der Umgebung abgelenkt werden“, sagt Steininger. Dagegen ist genau daneben der imposante Speisesaal ganz anders konzipiert: Eine riesige Glasfront gibt den Blick ins Grüne frei. In den angrenzenden Gebäudeteilen waren Wohnungen für die Lernenden untergebracht. Heute nutzt die Handwerkskammer Berlin das Areal als Internat.

Auch die Stadt Bernau hoffte sehr, dass das Bauhaus-Areal mit dem Unesco-Titel geadelt wird. Dadurch erhoffe man sich auch positive Effekte für den Tourismus. Auf dem Gelände tut sich derzeit viel, der Vorplatz des Hauptgebäudes wird wieder an den Urzustand angelehnt, wie Steininger berichtet. Auch ein Besucherzentrum sei in Planung.