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Verein Inspirierender Kulturhof

Der Wintercampus der Künstlerstadt Kalbe ist in wenigen Tagen zu Ende. Ein Durchatmen gibt es beim veranstaltenden Verein aber keineswegs.

Von Grit Warnat 17.03.2017, 00:01

Kalbe/Milde l Etwas versteckt hinter der Nikolaikirche steht ein altes Fachwerkhaus. Es sieht nicht wohnlich aus. Am hölzernen Tor hängt ein Plakat. Künstlerstadt Kalbe steht dort in großen Lettern. „Das wird unser Kulturhof“, sagt Corinna Köbele, die Vorsitzende des Künstlerstadt-Vereins. Dieser Verein, der jetzt 71 Mitglieder zählt und 2013 erstmals Studenten zu einem Sommercamp lud, hatte das Bauernhaus gekauft. In Eigenleistung wurde entrümpelt. 80  000 Euro gab es vom Land. Im Sommer, wenn das neue Camp beginnt, sollen die Stipendiaten einziehen. Zehn Zimmer soll es geben und Atelierräume, die keineswegs perfekt, sondern inspirierend sein sollen. Immerhin gebe es wieder Wohnraum im Ort für die Stipendiaten, sagt Köbele. Im Moment sind die elf Wintercampus-Teilnehmer auf umliegende kleine Orte verteilt. Vienau, Badel, Brunau. Die Wohnungen in Kalbe, die von Künstlern bezogen worden waren, standen seit Ende 2015 nicht mehr zur Verfügung. Die private Wohnungsgesellschaft nutzte selbst wieder die einst leerstehenden und vom Verein genutzten Räumlichkeiten. Der Ausweich aufs Umliegende war zwangsläufig. „Anfangs dachten wir, das wäre das Ende. Jetzt wissen wir, dass es ein guter Neubeginn ist“, sagt die Vereinschefin.

Der soll im Sommer sozusagen offiziell erfolgen – mit den ersten Stipendiaten im neuen alten Kulturhof. „Hier finden Künstler, was sie brauchen, nämlich Raum um sich zu entfalten“, sagt Köbele. Anfragen für die Campus-Arbeit kämen mittlerweile von Interessierten aus Finnland, Panama, Nigeria. Das Internet helfe, ebenso die Werbung an Kunsthochschulen und auf Messen. Die Vereins-Frontfrau ist selbst unterwegs – wie auf der Kunstmesse Art Cologne mit einer auffallenden Weste, um das Interesse zu wecken für Kalbe und das Kulturprojekt. Sie wirbt für das kreative Potenzial, das jedem Menschen innewohne, und zitiert gern Joseph Beuys, der einst gesagt hatte, dass jeder Mensch ein Künstler sei. „Wenn ich Kalbe vorstelle, sage ich, hier leben 2433 Künstler.“ So viele Einwohner hat das Altmarkstädtchen. „Wir setzen nicht nur auf Kunst“, sagt die Psychotherapeutin und Hobby-Malerin.

Vielmehr gehe es im Blick nach vorn um ein Stadt- und Regionalentwicklungskonzept und die große Frage, die die Kalbenserin umtreibt, wohin man mit dem Dorf, mit der kleinen Stadt, in der man lebe, in Zeiten des demografischen Wandels wolle. Angedacht sei eine Tagung im Herbst, um über die ländliche Entwicklung zu reden. „Wir haben Visionen“, sagt Köbele und erzählt von den nächsten Projekten, von Ausstellungen, Stammtischen, Konzerten.