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Zwischen Liebe und Hass Ausstellung in Paris: 100 Jahre Pablo Picasso und Olga

Vor 100 Jahren lernte Pablo Picasso seine erste Frau Olga kennen. Ihr widmete der Maler die meisten Frauenbilder. Eine Ausstellung in Paris spiegelt nun ihre dramatische Beziehung wider.

Von Sabine Glaubitz, dpa 22.03.2017, 14:13

Paris (dpa) - Ihr Mund ist schmal und sinnlich, ihr Körper grazil und zerbrechlich. Ihre Schönheit hat Pablo Picasso in unzähligen Werken verewigt. Keine Frau hat der spanische Maler so häufig gemalt wie Olga, seine erste Frau.

In den Bildern spiegeln sich Faszination und Liebe für die russische Balletttänzerin wider, aber auch Hass. Denn als Picasso die 17-Jährige Marie-Thérèse Walter kennen und lieben lernte, begann ein jahrelanges Ehedrama.

Mit mehr als über 350 Werken zeichnet das Picasso-Museum in Paris nun die bewegende Geschichte zwischen Olga und dem Meister des Kubismus nach, die sich vor rund 100 Jahren im Februar 1917 in Rom erstmals begegnet sind. Olga war Tänzerin in dem berühmten Ensemble Ballets Russes, das in der italienischen Stadt für das Stück "Parade" probte, für das Picasso Bühnenbild und Kostüme entwarf. Eines der ausgestellten Fotos zeigt den rund 10 Jahre älteren Picasso auch in Rom neben Olga: Sie lächelt glücklich in die Kamera, er blickt sie von der Seite bewundernd an.

Das Foto stammt aus einem großen Reisekoffer voller persönlicher Dokumente, den Olga nach ihrem Tod am 11. Februar 1955 in Cannes der Nachwelt hinterlassen hat. Viele der Briefe und Fotos sind in der bis zum 3. September dauernden Ausstellung erstmals zu sehen. Die meisten der Dokumente stammen aus der Zeit mit Picasso. Das Paar heiratete am 12. Juli 1918, 15 Monate nach ihrer ersten Begegnung. Die Hochzeit fand in Paris in einer russisch-orthodoxen Kirche statt.   

Eines der ersten Bilder von Olga hat Picasso im Sommer oder Herbst 1917 gemalt. Darauf trägt sie eine Mantilla, ein von spanischen Frauen getragenes Schleiertuch. Ihr Gesicht ist unbewegt und ihr Blick melancholisch, wie auf den meisten Porträts, die Picasso in den Folgejahren von ihr anfertigt. Olga litt unter der Trennung von ihrer Familie in Russland, wo Hunger und Krieg herrschten. Auf keinem der Gemälde, in denen Picasso Olga noch in der formbestimmenden Linie nach der Tradition der Klassik malte, taucht ein Lächeln auf. Stets wirkt sie unnahbar schön und nachdenklich.

Mit der Geburt von Paul, ihrem ersten und einzigen Kind, wird Olga zur Inspirationsquelle zahlreicher "Mutter-Kind"-Kompositionen. Auch Picassos Stil hat sich in dieser Zeit geändert. Olga ist gekleidet wie eine antike Göttin, ihre Formen sind voluminös. Die Stimmung, die die Bilder erzeugen, ist warm und sanft. Bis zur Geburt von Paul im Februar 1921 galt die Ehe als glücklich. Die ersten Gemälde, in denen Olga als stark verzerrte Frauenfigur dargestellt wird, tauchen 1925 auf.

Auf dem Bild "Großer Akt auf rotem Sessel" aus dem Jahr 1929 gleicht die Frauendarstellung einem Monster: Ihr Mund ist vor Schmerz weit aufgerissen und ihr Körper völlig entstellt. Zu dieser Zeit hatte Picasso bereits seit zwei Jahren ein Verhältnis mit dem 28 Jahre jüngeren Modell Marie-Thérèse Walter. Es folgten Jahre der Spannung und Zerrissenheit, die auch Ausdruck in seinen Minotaurus-Bilder finden, in denen er den Zusammenhang zwischen Sexualität, Gewalt und Tod hinterfragt.

Nachdem Marie-Thérèse Walter von Picasso schwanger wurde, reichte Olga 1935 die Scheidung ein, die aus Streitereien um das Vermögen jedoch nie vollzogen wurde. In jenem Jahr hörte Picasso auch für mehrere Monate auf zu malen.

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