Cranach-Schauen: Besuchermagnet nach 500 Jahren
Es ist eine Art Warmlaufen für das große Reformationsjubiläum 2017. In diesem Jahr stehen die im Mittelpunkt, die den Reformatoren bis heute ein Gesicht geben. Viele Ausstellungen beleuchten die Maler-Familie Cranach. - Zu viele?
Wittenberg/Eisenach/Coburg (dpa) - Die Kunst der Cranachs hat 500 Jahre überdauert - in diesem Jahr punkten die deutschen Museen mit ihren historischen Schätzen.
Eine Reihe von Ausstellungen vom Ort der Cranach-Werkstatt in Wittenberg über Thüringen und Bayern bis in hessische Kassel haben Hunderttausende Besucher angezogen. Kurz vor dem 500. Geburtstag von Lucas Cranach dem Jüngeren am 4. Oktober haben die Museen positive Bilanzen und Zwischenbilanzen gezogen - viele Ausstellungen sind noch geöffnet.
Im sachsen-anhaltischen WITTENBERG wollten die Ausstellungsmacher den bislang weitgehend verkannten Sohn des deutlich geschätzteren älteren Cranach beleuchten. Es ist uns gut gelungen, wir haben große Anerkennung auch aus Fachkreisen bekommen, sagt Katja Schneider, Kuratorin der Schau Lucas Cranach der Jüngere 2015 (noch bis 1. November). Als einzige Cranach-Schau in Deutschland habe die Wittenberger Ausstellung Cranach den Jüngeren (1515-1586) in den Mittelpunkt gestellt. Rund 120 Kunstwerke sind zu sehen.
Wir haben seine Biografie aufgeschlüsselt, seine künstlerischen Leistungen herausgearbeitet und gezeigt, dass er es war, der wesentlich dazu beigetragen hat, dass die Cranach-Werkstatt die wichtigste Malerwerkstatt der Reformation wurde, sagt Schneider. Die Erwartungen mit Blick auf die Besucher hatten die Ausstellungsmacher in Wittenberg auf die 100 000-er Marke gelegt. Tatsächlich sind in den ersten drei Monaten 71 000 Menschen nach Wittenberg gekommen, eingerechnet auch die Stadtkirche mit dem Cranach-Altar. Ausstellungen in Dessau und Wörlitz hatten zusammen rund 17 000 Gäste. Insgesamt werden in Sachsen-Anhalt bis Ende der Ausstellungen in rund fünf Wochen noch 20 000 Besucher erwartet.
Die Museen in FRANKEN, die sich in diesem Jahr speziell den Cranachs gewidmet haben, sind durchweg zufrieden mit dem Interesse des Publikums. Wir sind sehr glücklich, sagte Kerstin Löw, Chefin der Tourist-Information Kronach. Als Stadt des Vaters - also als Geburtsstadt von Lucas Cranach dem Älteren (um 1472-1553) - sei man sowohl national als auch international gut wahrgenommen worden: Die Vermarktung ist gelungen. Die bisherigen Buchungszahlen zeigten deutliche Zuwächse, sagte Löw. Eine Bilanz liegt noch nicht vor.
Seit März haben sich auch die Kunstsammlungen der Veste Coburg den Cranachs gewidmet - insgesamt 45 000 Besucher sind seitdem gekommen, um die Dauerausstellung mit Cranach-Schwerpunkt sowie zwei Grafik-Schauen zu sehen. Das Interesse an den beiden Cranachs ist groß. Und es ist ein nachhaltiges Interesse, das auch nicht so schnell abflauen wird, sagte Direktor Klaus Weschenfelder.
Im Kasseler Schloss Wilhelmshöhe in HESSEN läuft seit dem 21. August die Ausstellung Bild und Botschaft. Cranach im Dienst von Hof und Reformation, die zuvor in Gotha zu sehen gewesen ist. Seit Beginn der Ausstellung sahen bereits deutlich mehr als 10 000 Besucher die Cranach-Schau. Wir rechnen mit weiterhin sehr erfreulichem Zuspruch, sagte eine Sprecherin der Museumslandschaft Hessen Kassel. Bereits kurz nach Beginn sei die Zahl der Führungen deutlich ausgebaut worden. Die Schau ist noch bis zum 29. November zu sehen.
THÜRINGEN kann mit großen Zahlen glänzen: Allein rund 170 000 Gäste sahen die beiden großen Ausstellungen in Gotha und Eisenach - dort ging es um die Cranach-Kunst als Mittel der Propaganda, auf der Wartburg wurden vor allem Porträts gezeigt. Zuvor waren schon in Weimar 46 000 Besucher gezählt worden.
Haben sich die vielen Ausstellungen - viele liefen oder laufen zeitgleich - nicht gegenseitig kannibalisiert und Besucher streitig gemacht? Die Wittenberger Ausstellungsmacherin Katja Schneider sieht es so: Die Konkurrenz war befruchtend. Die Themen waren ja auch unterschiedlich definiert. Viele Museen hätten die Chance genutzt, ihre hochkarätigen Bestände zu zeigen. Leihgaben zu bekommen, sei in diesem Jahr sehr schwierig gewesen.
Ausstellung "Cranach der Jüngere 20015" in Wittenberg
Germanisches Nationalmuseum "Zwischen Venus und Luther. Cranachs Medien der Verführung"
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