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Kunstausstellung documenta 14: Pferde in Athen, Tempel in Kassel

2017 gibt es das alle fünf Jahre stattfindende "Museum der 100 Tage" gleich doppelt. Was bringt die documenta 14?

Von Sandra Trauner, dpa 03.04.2017, 17:28

Kassel/Athen (dpa) - In wenigen Tagen beginnt die documenta, die größte und wichtigste Kunstausstellung der Welt. Zum ersten Mal findet das "Museum der 100 Tage" gleichberechtigt an zwei Orten statt: einmal in Athen und einmal in Kassel.

In Athen wird die documenta am kommenden Wochenende (8.4.) eröffnet. Die Fachpresse darf sich schon am Donnerstag (6.4.) umsehen. Während die Schau in Athen noch läuft (bis 16.7.), beginnt in Kassel der zweite Teil. Am 7. Juni ist dort Eröffnung für die Fachleute, vom 10. Juni bis 17. September dürfen dann alle rein. Bis zu eine Million Besucher könnten es werden.

Adam Szymczyk, der künstlerische Leiter, geizt nicht mit großen Gesten an den Eröffnungsterminen. In Athen sollen Reiter von der Akropolis herab durch die Stadt - und danach quer durch Europa nach Kassel reiten. In Kassel wird ein Tempel aus verbotenen Büchern gebaut, der am Ende zum Einsturz gebracht werden soll. Auf dem Königsplatz wird das Wahrzeichen der documenta 14 errichtet: ein 16 Meter hoher Obelisk.

Rund 150 Künstler hat der polnische Kurator eingeladen, mit neuen Werken an der Doppel-documenta teilzunehmen. Alle sollten Arbeiten sowohl für Kassel als auch für Athen anfertigen. "Von Athen lernen" lautet denn auch das Motto von Szymczyks documenta. Er habe damit deutlich machen wollen, dass die documenta keine rein deutsche Angelegenheit sei, erklärte er im dpa-Interview: "Kulturelle Produktion sollte das Eigentum von jedermann sein. Die documenta gehört vielen Menschen jenseits der nationalen Grenzen."

In Kassel werden nahezu alle öffentlichen Museen zu Schauplätzen der documenta. Auch der zentrale Friedrichsplatz soll eine große Rolle spielen - und eine ehemalige Post in der Nordstadt, die heute ein Fitnessstudio beherbergt. In Athen nutzt die documenta unter anderem das - mangels Geld noch nicht eröffnete - Museum für zeitgenössische Kunst (EMST) als Spielort. Werke aus dessen Sammlung werden währenddessen in Kassel gezeigt.

Die Frankfurter Museumsdirektorin Susanne Gaensheimer saß in der Findungskommission, die Szymczyk zum künstlerischen Leiter wählte. Sie geht davon aus, "dass die documenta sehr politisch sein wird". In einem vorab publizierten Magazin ("South As A State Of Mind") wurden die zentralen Themen bereits vorgestellt: Flucht und Vertreibung, die Krise Europas, der Kampf um Meinungsfreiheit, Globalisierung, Schuldenkrise, Armut, Protest ...

Auch wenn, wie es bei der documenta Tradition ist, vorab keine Details bekanntgegeben werden, sind manche Namen durchgedrungen. Die meisten sind weitgehend unbekannt, große Stars sind wohl eher nicht dabei, und das ist auch so gewollt. Szymczyk will, dass "die Ausstellung eine Erfahrung ist, eine Erfahrung ohne große vorprogrammierte Erwartungen", verspricht aber "einige wirklich großartige, anregende Kunstwerke", die zum ersten Mal gezeigt werden.

documenta 14