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Landmaschinen Wuster ist bester Lehrling des Landes

Deutschlands viertbester Landmaschinenschlosser kommt aus Wust.

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 30.11.2016, 13:19

Wust l Marcel Schulze ruht sich auf dem Erfolg seiner mit Bestleistung abgeschlossenen Ausbildung aber nicht aus, sondern macht jetzt seinen Meister.

Traktorfahren – ja, das macht Spaß. Aber am Motor rumschrauben? Dazu hatte Marcel Schulze als Jugendlicher eigentlich keine Lust. Und doch entscheidet er sich nach der 10. Klasse an der Tangermünder Sekundarschule für eine Ausbildung zum Landmaschinen-Mechatroniker, wie die offizielle Berufsbezeichnung heißt. „Man kann aber auch Schlosser sagen“, mag der Wuster es unkompliziert. Sein Vater Daniel ist im Nebenerwerb Landwirt – mit Landmaschinen kam Marcel also schon früh in Berührung. Das hat ihm dann auch während der dreieinhalbjährigen Ausbildung bei Agravis in Stendal geholfen. Das „Schrauben“ macht ihm inzwischen Spaß, auch wenn durch den Fortschritt der Technik heute ja schon vieles Elektronisch ist an Traktoren und anderen Landmaschinen.

Der Ausbildungsbetrieb fördert seinen Lehrling und freut sich über gute Noten an der Berufsschule in Halle. Als es auf die Abschlussprüfungen zugeht, setzt er sich auf den Hosenboden, frischt noch einmal alles Erlernte auf. Mit Erfolg: Er schließt die Prüfung als Bester von 50 Auszubildenden ab.

Schwer ist es damit nicht, Arbeit zu finden. Bei Schröder Landtechnik in Mangelsdorf wird der frischgebackene Geselle am 1. September eingestellt. Hier beweist er seitdem in der Praxis tagtäglich, was er kann. Und er stellt sich erneut einem Wettbewerb: Als Landessieger Sachsen-Anhalts qualifiziert er sich für den Bundesausscheid der Landmaschinen-Mechatroniker Anfang November im Bayerischen Landshut. Hier muss er an zehn Stationen Fehler an Maschinen finden und beheben. Das meistert er gut. Am Ende freut er sich über den 4. Platz.

Der Landessieg bringt noch einen entscheidenden Vorteil: Ein Stipendium für die Ausbildung zum Meister. Diese Chance lässt sich der 21-Jährige nicht entgehen. Auch wenn es aufwendig ist, wie momentan jeden Freitag und Sonnabend nach Dresden zu fahren und weiterhin die Schulbank zu drücken. Ein dreiviertel Jahr muss er noch durchhalten. „Wenn ich im August meinen 22. Geburtstag feiere, kann ich hoffentlich auch gleich zur Meisterfeier einladen“, blickt der junge Mann zuversichtlich in die Zukunft. Die sieht er in Wust. Er wohnt bei seinen Eltern Jana und Daniel Schulze, mit denen er vor ein paar Monaten auf einen Vierseitenhof gezogen ist. Denn Schulzes Haus musste nach der Flut abgerissen werden. Der Ersatzneubau ist zwar sehr schön geworden, „aber wir wollten wieder in ein Haus, das Seele hat“, sind Schulzes froh über die Fügung, dass ein paar Meter weiter ein Gehöft zum Kauf stand und die Familie hierhin umziehen konnte. Hier ist genug Platz auch für die Maschinen, die für die Arbeit in der Landwirtschaft gebraucht wird, „einen Schlosser im Haus zu haben, ist schon von Vorteil“, meint Vater Daniel augenzwinkernd und stolz, zusammen mit dem Sohn „schrauben“ zu können. Marcel hat nun erst einmal den Meisterbrief vor Augen, „vielleicht mache ich mich irgendwann selbstständig, Landmaschinenmeister gibt es nur wenige im Land“.

Aber das ist alles noch Zukunftsmusik. Die Arbeit mit den Kollegen in Mangelsdorf macht ihm Spaß. Der Fortschritt ist rasant, die Maschinen werden immer moderner und komplexer, viel „schrauben“ müssen die Schlosser heute nicht mehr daran. Und doch müssen sie es beherrschen. Denn auf die alte Technik, die teilweise auch noch aus DDR-Zeiten stammt, können die Landwirte nicht verzichten, kostet so ein hochmoderner Traktor doch inzwischen so viel wie ein mittelklassiges Einfamilienhaus, Mähdrescher noch mehr. Marcel Schulze macht beides Freude, „wichtig ist, dass die Maschine am Ende wieder rollt“.