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Bildauswahl Unglücklicher Griff ins Fotoarchiv

Ein Archivfoto als Genrebild zu verwenden, ist zwar normal. In bestimmten Fällen kann die Bildauswahl aber Verärgerung hervorrufen.

Von Peter Wendt 13.06.2016, 01:01

Der Artikel handelte von einer von der AfD beantragten Debatte im Landtag. Deren Ausgangspunkt waren ein Auszählungsfehler bei der Landtagswahl und die Fälschung von Briefwahlunterlagen bei der Stadtratswahl in Stendal. Es war ein ganz normaler Text. Darin ein Foto: freiwillige Helfer bei der Stimmauszählung in einem Wahllokal in Möckern.

Um es gleich vorweg zu sagen: Es war – aus Sicht des Leser-Obmanns – ein unglücklicher Griff ins Fotoarchiv! Weder hatte es in Möckern je irgendwelche Unregelmäßigkeiten bei Kommunal- oder Landtagswahlen gegeben, noch waren die im Bild zu sehenden Personen an irgendwelchen dubiosen Vorgängen beteiligt, wie dem Leser auf den ersten Blick suggeriert worden sein könnte.

Die Reaktion ließ verständlicherweise nicht lange auf sich warten. „Was um alles in der Welt hat Sie dazu bewogen, diesem Artikel ein Foto aus einem Wahllokal der Stadt Möckern zuzuordnen?“, fragte entgeistert der Leiter des Wahlamtes der Stadt Möckern, Holger Maier, in der Redaktion an. Und seine Kritik war deutlich: „Es werden dort strafrechtlich relevante Themen dargestellt und ein Foto von vollkommen Unbeteiligten gezeigt.“

Ja, was hat uns bewogen, das Foto zu verwenden? Im Grunde war es ein normaler Vorgang. Das Bild sollte an Stelle von Porträts der Debattenredner das Thema „Wahlen“ illustrieren. Oft gewinnt ein Text ja auch durch ein entsprechendes Genrefoto. Nur ignorierte diese Bildauswahl, dass sich der Text nicht um das normale Wahlgeschehen drehte, sondern es um Unregelmäßigkeiten ging, die klar zuzuordnen waren und auch zugeordnet wurden.

Natürlich war die Bildunterschrift eindeutig in ihrer Aussage, sie stellte keinerlei Bezug zu im Text angeprangertem Fehlverhalten her und ließ nicht im Mindesten auf Möckern als ein „Tatort“ schließen. Dennoch war Irritation programmiert, die Verärgerung in Möckern ist verständlich.

Der Artikel lässt sich nicht zurückholen. Doch die Kritik daran ist angekommen und wird nicht ungehört verhallen.