1. Startseite
  2. >
  3. Leben
  4. >
  5. Geschichte der Hagia Sophia wechselvoll

Unvollständig Geschichte der Hagia Sophia wechselvoll

Die Geschichte der Hagia Sophia war sehr wechselvoll - und in einem Artikel unvollständig dargestellt.

03.07.2016, 23:01

Der Anrufer regte sich mächtig auf. „Sie haben 400 Millionen Ost-Christen beleidigt“, lautete sein Vorwurf. Ich konnte damit zunächst nichts anfangen, war mir auch keiner Schuld bewusst. Der Mann verwies dann auf einen Artikel auf unserer Seite „Meinung und Debatte“, der das „verheerende Presseecho in der Türkei auf die Armenier-Resolution des Bundestags“ wiedergab. Speziell ging es ihm um die Passage, dass der AKP-Abgeordnete Samil Tayyar eine aus seiner Sicht geeignete Vergeltungsmaßnahme empfohlen habe. „Jetzt sind wir dran: Die Hagia Sophia sollte zum Gebet geöffnet werden“, wurde der AKP-Abgeordnete zitiert. Zur Erklärung war angefügt: „Atatürk hatte die einstige Moschee in das heute weltberühmte Museum umwandeln lassen.“ Da konnte ich nun erst mal nichts Falsches entdecken.

„Sie haben unterschlagen, dass die Hagia Sophia eintausend Jahre lang die Hauptkirche Konstantinopels war. Das ist eine Beleidigung für alle Ost-Christen“, wiederholte der Mann seinen Vorwurf und fügte hinzu: „Auch wenn das ein dpa-Text ist – ich habe da auch schon angerufen –, Sie sind verantwortlich für das, was in Ihrer Zeitung steht.“

Damit hatte der aufgebrachte Anrufer durchaus recht. Natürlich auch mit seinem Hinweis auf die lange christliche Geschichte der Hagia Sophia. Schließlich war der Bau des Gotteshauses schon von Kaiser Konstantin dem Großen im 4. Jahrhundert initiiert worden, im Jahr 537 konnte Kaiser Justinian es schließlich einweihen. Die Hagia Sophia, einer der schönsten christlichen Sakralbauten überhaupt, war fortan der geistige Mittelpunkt Konstantinopels, das Zentrum des Ostchristentums, bis die Osmanen 1453 unter Mehmet II. die Stadt eroberten und aus der Kirche eine Moschee machten.

Für die Berichterstattung über die türkischen Reaktionen auf besagte Resolution war der christliche Teil der wechselvollen Geschichte der Hagia Sophia zunächst nicht von Bedeutung, weshalb er ausgelassen wurde. Selbstverständlich lag es uns fern, auch nur einen einzigen und schon gar nicht alle Ost-Christen zu beleidigen.