Warum das Horoskop unverzichtbar ist

"Anstatt ein Problem daraus zu machen, dass jetzt nichts Weltbewegendes passiert, können Sie auch die Zeit der Ruhe nutzen, um Ihre Kräfte zu sammeln.“ Ja, Sie haben recht, dieser gute Rat stand neulich in einem Horoskop, meinem Horoskop, um genau zu sein. Und ich gebe zu, ich schaue mir mein Horoskop durchaus öfter mal an, zumal es ja auch so platziert ist, dass man eigentlich gar nicht daran vorbeikommt: auf der Leserseite. Und die gehört mit ihren Leserbriefen und den Rätseln bekanntlich zu den meistgelesenen Seiten nicht nur dieser Zeitung. Obwohl der oben zitierte Ratschlag des Horoskops so banal ist, dass er wohl jeden Tag und für jedes Tierkreiszeichen eingesetzt werden könnte, scheint er doch beim Blick aus dem Fenster in den regenverhangenen, trüben Herbsthimmel wie für diesen Tag und auch extra für mich gemacht.

Freilich brauchen Sie nun nicht zu befürchten, dass sich der Leser-Obmann in seinem Tun von dem jeweiligen Tageshoroskop leiten lässt und statt am Lesertelefon Ihre Anrufe entgegenzunehmen sich lieber aufs Ohr haut.

Die oftmalige Übereinstimmung von Horoskopen und folgenden Ereignissen basiere „auf den allgemeingültig und ungenau gefassten Aussagen des Horoskops und der Selbsttäuschung des Lesenden ...“, gibt das Internet-Lexikon „Wikipedia“ unter dem Stichwort „Horoskop“ Auskunft. Wer einfach „Horoskop“ in die Internet-Suchmaschine eingibt, ohne das Suchwort weiter zu definieren, erhält „ungefähr 38.300.000 Ergebnisse“ – in Worten: mehr als achtunddreißig Millionen!

Unterm Strich beweist schon diese Zahl, dass das Horoskop in der Zeitung oder Zeitschrift unverzichtbar ist, Versuche, diese „unsägliche Platzverschwendung“ zu beenden, wie es gelegentlich am Lesertelefon schon gefordert wurde, von vornherein zum Scheitern verurteilt wären. Dabei spielt es keine Rolle, ob Sie als Leserinnen und Leser an das glauben, was Ihnen für den Tag prophezeit wird, oder ob es reine Neugier ist, die zum Lesen verführt. Am Ende haben Horoskope eben auch einen gewissen Unterhaltungswert. Und unterhalten soll die Zeitung ja auch, nicht wahr?