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Die Promi-Geburtstage vom 05. September 2015: Dieter Hallervorden

Sein Palim, Palim! reizte die Lachmuskeln einer ganzen Nation. Als blödelnder Didi schrieb Dieter Hallervorden TV-Geschichte. Doch der Mann ist viel mehr als nur Kult-Komiker. Jetzt wird er 80.

Von Elke Vogel, dpa 04.09.2015, 23:01

Berlin (dpa) - Nonsens als Didi. Scharfzüngiges als Polit-Kabarettist. Warmherzige Charakterköpfe in Kino-Erfolgen wie Honig im Kopf und Sein letztes Rennen. Dieter Hallervorden ist Komiker, Schauspieler, Kabarettist, Theaterleiter - und ein Original.

Der Mann mit dem zerknautschten Gesicht schrieb mit der Slapstick-Serie Nonstop Nonsens bereits in den 70er Jahren Fernsehgeschichte. Zuletzt gelang ihm ein viel beachtetes Comeback auf der Kinoleinwand. Heute feiert Hallervorden seinen 80. Geburtstag - und am selben Tag in seinem Berliner Schlossparktheater auch die Premiere der neuesten Bühnenproduktion: Amadeus über das Musikgenie Mozart.

Hallervorden selbst wird in dem Stück von Peter Shaffer, das von Milos Forman 1984 verfilmt wurde, allerdings nicht auf der Bühne stehen. Dafür hat der Allrounder für seine Fans einen neuen Song aufgenommen: Ihr macht mir Mut (in dieser Zeit) kann im Internet heruntergeladen werden, wie Hallervorden auf seiner Facebook-Seite ankündigt.

Und in der ARD ist der Entertainer am 5.9. (20.15 Uhr) in der Komödie Chuzpe - Klops braucht der Mensch zu sehen. Darin spielt Hallervorden einen Holocaust-Überlebenden, der nach Jahrzehnten in Australien zu seiner Tochter (Anja Kling) nach Berlin zieht - und dort mit seiner neuen, aus Polen stammenden Freundin ein Klops-Restaurant aufmachen will. Eine Geschichte mit Witz und Tiefgang.

Ich wusste schon immer, dass ich auch ernste Rollen spielen kann. Mich hat einfach nur keiner gelassen, kommentiert Hallervorden in der Zeitschrift TV Movie seine späte Karriere als Charakterdarsteller. Es war unheimlich schwer, aus der Didi-Schublade rauszuklettern und zu meinen eigentlichen Wurzeln zurückzukehren. Ich komme ja ursprünglich vom klassischen Theater, sagte er einmal über sein Image als Spaßmacher.

Ob mit seinem legendären Palim, Palim! im Gag über die Flasche Pommes Frites, dem schwarzhumorigen Butler-Auftritt im Sketch Die Kuh Elsa oder dem mit Helga Feddersen gesungenen Ulksong Die Wanne ist voll - Hallervorden hat einen Platz im kollektiven Witze-Gedächtnis der Deutschen. Bissiger und politischer war Hallervorden schon früh in seinen Kabarettprogrammen und von 1994 bis 2003 in der TV-Reihe Hallervordens Spott-Light.

Mit 78 Jahren schaffte Hallervorden dann als Marathonläufer in Sein letztes Rennen ein Comeback als Charakterdarsteller. Eine Rolle, die seiner Lebensphilosophie entsprach: Mindestens einmal mehr aufstehen als hinfallen. Mit Til Schweiger drehte Hallervorden 2014 die enorm erfolgreiche Tragikomödie Honig im Kopf. Darin spielt er sehr anrührend einen alten Mann mit Alzheimer. Sein schauspielerisches Können hatte Hallervorden auch als eiskalter Killer in Wolfgang Menges spektakulärem TV-Thriller Das Millionenspiel (1970) gezeigt.

Seit mehr als 55 Jahren steht der gebürtige Dessauer, der 1958 in den Westen ging, auf der Bühne. Wie viele seiner Kollegen aus dem komischen Fach ist Hallervorden ein nachdenklicher und sensibler Mann. Er studierte Romanistik und wollte eigentlich Journalist werden. Die Anfänge seiner Karriere liegen im politischen Kabarett der 60er Jahre, als er mit gerade mal 25 Jahren die Wühlmäuse gründete.

Wie Harald Juhnke war Hallervorden eines der bekanntesten Gesichter des alten West-Berlin. Heute leitet er zwei Bühnen in der Hauptstadt: das Schlossparktheater in Steglitz für anspruchsvolle Unterhaltung und die Wühlmäuse am Funkturm, bis heute eine wichtige Adresse für gutes Kabarett.

Manchmal eckt Hallervorden auch an. Als er im Frühjahr 2015 bei der Verleihung des Romy-Filmpreises auf den Nazi-Slogan Heim ins Reich anspielte, löste das Irritationen aus. Es sei eine Satire gewesen, verteidigte er sich.

Hallervordens Motto lautet Ein Narr gibt niemals auf. Er habe aus einem Hobby einen Beruf gemacht, sagte er einmal. Glücklicherweise traf meine Liebe zur Bühne beim Publikum auf Gegenliebe. Hallervordens zweite Wahlheimat ist ein Schloss in Frankreich. Er ist in zweiter Ehe verheiratet und hat vier Kinder.