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Die Promi-Geburtstage vom 13. Oktober 2015: Klaus Lemke

Gespräche über Altwerden und Ruhestand sind ihm ein Graus. Dabei wird Klaus Lemke jetzt 75. Der Entdecker von Cleo Kretschmer und Wolfgang Fierek will aber weiter gegen das etablierte Filmbusiness protestieren.

Von Ute Wessels, dpa 12.10.2015, 23:01

München (dpa) - Mit dem Mainstream kann Regisseur Klaus Lemke nichts anfangen. Seine Filme polarisieren und provozieren. Es geht um Drogen und Sex, um junge Mädchen und Gewalt. Radikal lenkt er seit den 60er Jahren mit seinen Arbeiten den Blick auf soziale Schwachstellen.

Viele seiner Filme gleichen Schwabinger Milieustudien - und brachten ihm Erfolg und Preise ein. 2014 widmete ihm das Münchner Filmfest eine eigene Reihe. Angepasst hat er sich deswegen nicht, sondern empört sich weiter über staatliche Filmförderung. Heute wird Lemke 75.

Schon mit seinen ersten, vorwiegend fürs Fernsehen produzierten Filmen wie Brandstifter (1969) oder Rocker (1972) richtete Lemke den Scheinwerfer auf die Schattenseiten der Gesellschaft. Mit Filmen wie Idole oder Amore folgten Studien vorwiegend der Schwabinger Szene. Meistens arbeitete der Filmemacher mit Laien zusammen, die er in Schwabinger Cafés und Lokalen entdeckte und oft vom Fleck weg engagierte.

Auch spätere Film- und Fernsehgrößen wie Cleo Kretschmer, Wolfgang Fierek oder Iris Berben zählen zu seinen Entdeckungen. Oft ohne ein detailliert ausgearbeitetes Drehbuch gab er seinen Darstellern breiten Raum für Improvisationen.

München ist für den in Landsberg/Warthe im heutigen Polen geborenen Regisseur zum Mittelpunkt seines kreativen Schaffens geworden. Seit Jahrzehnten lebt er in einer Wohnung nahe der Universität. Nach der Flucht mit Mutter und Schwester über die DDR in die Bundesrepublik - Wir hatten weniger als nix. Und es war eine der schönsten Zeiten meines Lebens, ich schwör's - hatte Lemke seine Schulzeit in Düsseldorf verbracht. Nach einigen Semestern als Student der Philosophie und Kunstgeschichte drehte er seine ersten Kurzfilme.

Nach den Erfolgen der 60er und 70er Jahre wurde es ruhiger um Lemke, Filme wie Bibo's Männer (1986) und Die Ratte (1993) wurden verrissen. Ein verhexter Sommer (1989) mit Günther Maria Halmer sowie Das Flittchen und der Totengräber (1994), das sein Erfolgspaar Cleo Kretschmer und Wolfgang Fierek vor der Kamera vereinigte, stießen bei der Kritik wieder auf Zustimmung. Für Schmutziger Süden erhielt er 2010 den Münchner Filmpreis.

In diesem Jahr soll Lemkes neuer Streifen Unterwäschelügen zu sehen sein - mit seiner aktuellen Entdeckung Mela Feigenbaum. Ende Oktober beginnen die Arbeiten am nächsten Projekt, einem haischwarzen Thriller über einen stark missbrauchsanfälligen Filmregisseur, der auf der Suche nach seiner verschollenen Tochter in der Karibik zum Voodoomonster LeCrit mutiert, sagt Lemke.

Lustvoll poltert er gegen Filmförderung aus Steuermitteln und ist sich sicher, dass Deutschland sonst in zwei Jahren das kreativste Filmland in Europa wäre und eine Konkurrenz für Hollywood. So wie jetzt bleiben wir die Toplangweiler weltweit. Aber wenn er nicht gewollt hätte, dass sie geschoren werden, hätte der liebe Gott deutsche Filmregisseure nicht zu Schafen gemacht.