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Schnoddriger Star Promi-Geburtstag vom 14. Januar 2017: Michael Gwisdek

"Ick komm' nicht dazu, Rentner zu sein", berlinert Michael Gwisdek. Der Schauspieler feiert jetzt seinen 75. Geburtstag - und spielt eine Rolle nach der anderen.

Von Elke Vogel, dpa 13.01.2017, 23:01

Berlin (dpa) - Er hat die typische Berliner Schnauze: Schnoddrig, frech und dennoch warmherzig. Michael Gwisdek ist fast so etwas wie ein Berufs-Berliner.

Mit Filmen wie "Good Bye, Lenin!", "Boxhagener Platz", "Nachtgestalten" und "Oh Boy" hat er sich in die Herzen des Publikums gespielt. Heute feiert der Schauspieler seinen 75. Geburtstag.

Quasi "aus Versehen" ist er nun im Rentenalter auf einem weiteren Höhepunkt seines Schaffens. "Ich wollte eigentlich vor zwei Jahren aufhören", sagt Gwisdek im Interview der Deutschen Presse-Agentur. "Und ausgerechnet jetzt bekomme ich ständig Angebote, die man schwer ablehnen kann", so Gwisdek. "Ick komm' nicht dazu, Rentner zu sein."

Ab 26. Januar ist er in der Kinokomödie "Kundschafter des Friedens" von Robert Thalheim zu sehen - an der Seite der ebenfalls aus Ostdeutschland stammenden Stars Henry Hübchen, Winfried Glatzeder und Thomas Thieme. Erzählt wird die Geschichte früherer DDR-Spione, die vom ehemaligen Erzfeind, dem Bundesnachrichtendienst, noch einmal zu einem großen Auftrag losgeschickt werden. Gwisdek spielt Jaecki - den verschrobenen, leicht trotteligen Tüftler der Truppe.

"Komödie ist das Schwerste", sagt Gwisdek. "Aber ich bin nicht festgelegt. Charakterdarsteller würde ich gerne genannt werden." Tatsächlich ist die Bandbreite des Schauspielers groß - vom Vater-Tochter-Drama "Das Lied in mir" mit Jessica Schwarz bis zur Tragikomödie "Oh Boy" mit Tom Schilling.

Der 1942 geborene Gastwirtssohn aus Berlin-Weißensee kam schon in der DDR groß raus - erst am Theater, dann im Kino. Damit erfüllte sich ein Traum seiner Jugend - genährt in den 50er Jahren, wie damals bei vielen jungen Ost-Berlinern, durch den kleinen Grenzverkehr. "In West-Berlin ins Kino - das war unser 'Saturday Night Fever'", schwärmte Gwisdek einmal.

Beeindruckt hat ihn vor allem der rote Teppich der Berlinale, der Internationalen Filmfestspiele. In einem Gespräch erinnerte sich Gwisdek: "O.W. Fischer war mein Vorbild. Ich habe mir geschworen, dass ich auch einmal, so wie er, über diesen roten Teppich laufen werde."

Gwisdek spielte in den 60er und 70er Jahren an verschiedenen Theatern in der DDR. Sein komödiantisches Talent brachte ihm bald Rollen im Kino ein. Entscheidend waren zwei Arbeiten: Die Literaturverfilmung "Dein unbekannter Bruder" (1982) und das Boxer-Drama "Olle Henry" (1983). Beide Filme missfielen den Zensoren, weil sie formal unangepasst die Verlogenheit der ostdeutschen Gesellschaft zwischen verordnetem Duckmäusertum und sinnfreier Propaganda beleuchteten.

Das Publikum, darin geübt, zwischen den Zeilen zu lesen, feierte die Filme und den Hauptdarsteller. "Für uns war das toll, aufregend, ungewöhnlich. Aber es war einfach auch schlimm, nicht sagen zu können, was man dachte", erinnerte sich Gwisdek einmal.

Diese Situation prägte auch sein Regiedebüt "Treffen in Travers" (1988), mit seiner damaligen Frau Corinna Harfouch und ihm selbst in den Hauptrollen. Gwisdek verlegte die Auseinandersetzung mit der Ausgrenzung Andersdenkender ins historische Gewand. Das Publikum verstand den Gegenwartsbezug des aufmüpfigen Kostümdramas aber sehr genau. Damit wurde Gwisdek endgültig zum Idol all jener, die sich nicht mehr widerspruchslos anpassen wollten.

Nach dem Fall der Mauer erfüllte sich sein Traum, über den roten Berlinale-Teppich zu gehen. 1999 erhielt Gwisdek einen Silbernen Bären als bester Hauptdarsteller in Andreas Dresens "Nachtgestalten". Seine Trophäen-Ausbeute ist überhaupt groß und reicht vom Deutschen Filmpreis über den Deutschen Fernsehpreis bis zum Grimme-Preis.

Privat waren Michael Gwisdek und Corinna Harfouch viele Jahre ein Paar. Ihre Söhne sind ebenfalls als Künstler erfolgreich: Robert als Schauspieler, Johannes als Komponist. Mittlerweile lebt Gwisdek mit seiner Frau, der Drehbuchautorin und Schriftstellerin Gabriela Gwisdek, auf dem Land vor den Toren Berlins. Auf seinem Grundstück baut der bekennende Genussraucher gerne Wasserfälle und Teiche.

"Ich habe Teiche mit 25 großen, 70 Zentimeter langen Kois. Die habe ich selbst aufgezogen", erzählt Gwisdek. "Einen Teich habe ich ganz ans Haus angebaut, damit ich am Frühstückstisch das Fenster aufmachen und eine Hand in den Teich hängen lassen kann - dann kommen die ganzen Kois und ich kann sie streicheln", sagt er. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich mich eine Minute in meinem Leben langweile."

Kundschafter des Friedens