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Independent-Ikone Promi-Geburtstag vom 22. Januar 2017: Jim Jarmusch

Eigentlich wollte Jim Jarmusch Lyriker werden, studierte schließlich Englische und Amerikanische Literatur, versuchte sich als Musiker und wurde letztlich einer der großen Indie-Regisseure der letzten Jahrzehnte.

Von Wolfgang Marx, dpa 21.01.2017, 23:01

Berlin (dpa) - Rund zwei Stunden ist Jim Jarmuschs aktueller Film "Paterson" lang - und es passiert eigentlich so gut wie nichts. So intensiv wie kaum ein anderer hat der US-Regisseur die Monotonie des Alltags eingefangen.

Paterson (gespielt von Adam Driver) trinkt allabendlich ein Bier. Paterson schreibt gern Gedichte. Paterson fährt werktags mit einem Bus durch die Stadt Paterson. Viel mehr passiert nicht in Patersons Leben.

"Ich hatte keine Lust auf einen Action- und Kriegsfilm", sagte der amerikanische Regisseur in einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur. Er habe etwas Langsames gewollt und einen Film über Dichter gedreht. Eine schöne Abwechslung in einer Zeit überdrehter Comic-Helden.

Jarmusch, der heute 64 Jahre alt wird, stellte "Paterson" im letzten Jahr beim Filmfestival in Cannes vor. Außer Konkurrenz wurde dort auch "Gimme Danger" gezeigt - seine Dokumentation über Iggy Pop und die Stooges, die Urväter des Punk.

Mit der Punk-Bewegung ist auch Jarmuschs Karriere ganz eng verwoben, der selbst eine Zeit lang in der New-Wave-Band The Del-Byzanteens mitgespielt hat. Mit seinen frühen Filmen wie "Permanent Vacation" (1980) oder "Stranger Than Paradise" (1984) lieferte er die Bilder zum damaligen Lebensgefühl der Verweigerung, des Anderssein, der Revolte und des auch ziellos Dahindriftens.

Immer dabei der aus der New Yorker Musikerszene stammende Saxophon-Spieler John Lurie, der mit seiner Band Lounge Lizards eine Art selbst definierten Fake Jazz spielte. Der coole Lurie spielte auch bei dem Film "Down By Law" (1986) mit dabei, der für Jarmusch den großen Durchbruch bedeuten sollte.

In dieser lakonischen Erzählung zwischen Drama und Komödie gibt es um drei Außenseiter im Gefängnis (John Lurie, Tom Waits, Roberto Benigni), die das Schicksal zusammengebracht hat. Vor allem Benigni ("Not enough room to swing a cat") verzückte durch sein radebrechendes Englisch und seine überdrehte Art in diesem Schwarz-Weiß-Meisterwerk, in dem den drei Männern schließlich eine abenteuerliche Flucht durch die Sümpfe Louisianas gelingt. Eine "neo-beat-noir-comedy" hat Jarmusch "Down By Law" genannt - und das könnte über jedem seiner Filme stehen.

Außenseiter unterwegs, skurrile Typen in Bewegung - das ist eines der großen Themen der Independent-Ikone Jarmusch. In "Night on Earth" stehen fünf Taxifahrer im Fokus, in "Dead Man" (mit Johnny Depp) geht es um eine spirituelle Reise und in "Broken Flowers" besucht Bill Murray auf einer Reise durch die USA seine ehemaligen Freundinnen.

Auch Paterson ist unterwegs - wenn auch nur mit dem Linienbus. Und einen Action-Film wird es von Jim Jarmusch wohl auch in Zukunft nicht geben: "Ich würde lieber einen Film über jemanden machen, der seinen Hund ausführt, als über den Kaiser von China", sagte er einmal.