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Kabarett mit klarer Kante Promi-Geburtstag vom 25. Januar 2017: Werner Schneyder

Er ist breit aufgestellt, sozusagen: Autor, Kabarettist, Sänger, Sport-Kommentator, Schauspieler, Regisseur. Der Österreicher Werner Schneyder geht auch mit 80 auf Tour, aber nicht auf Tournee.

Von Matthias Röder, dpa 24.01.2017, 23:01

Wien (dpa) - Er ist politisch betrachtet eine schillernde Figur. "Ich bin in einigen Punkten erzkonservativ, in anderen tief grün, flächendeckend liberal und sozialpolitisch sehr links", sagt der Kabarettist Werner Schneyder über sich selbst.

Mit dieser Grundhaltung findet er in der aktuellen Multi-Krisen-Welt reichlich Stoff für Bücher und Bühnenauftritte. Zu seinem 80. Geburtstag am Mittwoch (25.1.) schenkt er sich und dem Publikum eine Premiere im Wiener Burgtheater. Unter dem Titel "Das war's von mir" will er seine besten Kabarettnummern in aktualisierter Version und dazu Chansons präsentieren. "In der zweiten Hälfte singe ich Liebeslieder. Das ist der andere Schneyder", so der scharfzüngige Österreicher.

Seine aktuelle Stimmung beim Blick auf die Politik sei sehr schwankend, sagte er der dpa. "Sie pendelt zwischen Optimismus und Pessimismus, zwischen Resignation und Tollwut." Bekannt wurde Schneyder in Deutschland als kongenialer Partner von Kabarett-Legende Dieter Hildebrandt. Mit ihm arbeitete er viele Jahre zusammen. Das erste gemeinsame Programm "Talk täglich" wurde 1974 in der Münchner "Lach- & Schießgesellschaft" ein Riesenerfolg. "Es war eine politische Seelenverwandtschaft", sagt Schneyder über die Jahre mit dem 2013 gestorbenen Künstler. Seine eigenen etwas egomanischen Charakterzüge habe Hildebrandt mit großer Noblesse ertragen.

Daneben arbeitete Schneyder fürs Fernsehen, moderierte mehrfach das ZDF-Sportstudio, kommentierte als gelernter Ringrichter in bis dahin ungewohnt nüchterner, sachlicher Art viele Boxkämpfe.

Als junger Sportjournalist sei er von seiner Zeitung zum Boxen geschickt worden, habe Blödsinn geschrieben und sei danach vom Boxtrainer zum aufklärenden Gespräch eingeladen worden, erinnert er sich. Das war der Beginn seiner Expertise. Was ihn am Amateur-Boxen so fasziniert: Ein harter Kampf mit klaren Regeln, wann er abzubrechen sei. Ein Modell, das für Schneyder auch für die Gesellschaft gilt. Das Treten und Einschlagen auf Menschen, die am Boden liegen - buchstäblich oder bildlich -, mache ihn extrem zornig. "Da werde ich verrückt."

Schneyder will Ernsthaftigkeit und Format. Die Auseinandersetzung mit der Welt nach Art der Comedians, deren Ziel möglichst viele Lacher seien, lehnt er zutiefst ab. "Das ist Idiotie für Idioten", meint der Wort-Jongleur.

Der gebürtige Grazer mit Doktortitel in Publizistik war zunächst Lokal-Sportreporter und Werbetexter. Wenig später arbeitete er in Salzburg als Theaterdramaturg und profilierte sich mit harschen Urteilen als Theaterkritiker, bevor er wiederum die Seiten wechselte und selbst als Kabarettist auf der Bühne stand. Meist verfolgte er seine Interessen parallel, war gleichzeitig Autor und Kabarettist, Schauspieler und Aphoristiker oder Regisseur und Drehbuchautor.

Den Krebstod seiner ersten Frau Ilse hat er 2008 im Buch "Krebs. Eine Nacherzählung" auf drastische Weise verarbeitet. Schonungslos erzählt er darin vom Leiden. Es ist auch eine Klage gegen die Ärzte: "Ich wollte ohne Kompromisse öffentlich machen, was einem Menschen widerfährt, den sie in 'häusliche Pflege' entlassen, nur um nicht mitansehen zu müssen, dass ihre Heilkünste auch als Folter begriffen werden können", begründet Schneyder in seinem jüngsten Buch "Gespräch unter zwei Augen. Dialog eines Lebens" die Veröffentlichung.

Seine Begeisterung gilt weiterhin dem Sport, dem Fußball zumal. "Ich bin hochfasziniert von der Athletik und Akrobatik und der dramaturgischen Qualität des Sports." Für ihn die beste Mischung: Acht Arbeiter und drei Spinner und Narren in einer Elf. Sein Held: Zinedine Zidane, "der beste Fußballer aller Zeiten."

Tourneen sind Schneyder mittlerweile zu anstrengend. Aber 2017 wird er dennoch rund 20 bis 25 Auftritte auf großen und mittelgroßen Bühnen in Deutschland und Österreich absolvieren. Das Lampenfieber sei auch nach inzwischen mehr als 1000 Auftritten enorm. "Die Nerven sind wohl abgewetzt", schmunzelt er.