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Ewiger Lausbub Promi-Geburtstag vom 26. Juni 2017: Hansi Kraus

Falle oder Freiheit? Schauspieler Hansi Kraus bleibt für die meisten der Lausbub - und taucht in aktuelleren TV-Rollen kaum auf. Aber das heißt nicht, dass es ihm an Arbeit mangelt.

Von Sophie Rohrmeier, dpa 25.06.2017, 23:01

München (dpa) - In Gummipantoffeln öffnet Hansi Kraus die Tür seiner Altbauwohnung in München. Er mag Freizeit, sagt der Schauspieler. Ob er davon zu viel oder genau die richtige Menge hat, darauf haben sich viele Geschichten um den früheren Kinderstar in den vergangenen Jahren konzentriert.

Hansi Kraus, der heute 65 Jahre alt wird, konzentriert sich lieber aufs Textlernen. Er kehrt nämlich bald zum Ursprung seiner Laufbahn zurück.

Und zwar zu den "Lausbubengeschichten". Die Filme nach den Geschichten des bayerischen Heimatschriftstellers Ludwig Thoma machten Hansi Kraus, mit bürgerlichem Namen Hans Krause, bekannt. Er spielte den jungen Thoma, den Lausbub. 1964 fing das an, und es hört nicht auf, nicht wirklich. Die fünf Teile laufen noch heute im Fernsehen. Und im Herbst kommt in Braunschweig die Theaterversion der "Lausbubengeschichten" auf die Bühne. Und wer spielt den alten Thoma? Natürlich Hansi Kraus.

"Ich bin ja nie davon losgekommen", sagt er. Der ewige Lausbub, die vielzitierte Phrase, die Rolle holt ihn auch jetzt mit 65 Jahren wieder ein. Darauf bereitet er sich gerade vor. Er setzt sich an den Holztisch im Esszimmer der Krauses, eine Mischung aus Korbsesseln und weiß lackierten Holzstühlen steht drum herum, Retro-Blechschilder hängen in der Küche nebenan. Bewusster Stilmix, gepflegt-bürgerliches Vintage.

An den Wänden hängen Schwarz-Weiß-Fotos von Designer-Stühlen, die er selbst geschossen hat, und Familienbilder. Hans Krause als Junge im Getreidefeld, seine Frau als junges Mädchen, seine beiden Töchter, seine zwei Enkel. Seine Familie pusht ihn immer wieder. Zum Beispiel sich doch eine Agentur zu suchen, wenn er mal keine hat, oder Interviews zu geben. Damit es vorangeht.

Nach dem großen Erfolg der Filme in den 1960ern und seiner Rolle als frecher Schüler Pepe Nietnagel in der Reihe "Die Lümmel von der ersten Bank" bis Anfang der 1970er brach Kraus' Karriere ein. Er lernte Erzieher, entschied sich dann doch für die Schauspielerei. Rund 15 Jahre spielte er in der ZDF-Serie "Forsthaus Falkenau" den Bauer Sailer, er bekam Rollen in "Löwengrube", "Marienhof" oder "Soko 5113". Lange war er auch in der BR-Reihe "Café Meineid" zu sehen. Keine Lausbub-Rollen. Doch der Charakter blieb an Kraus haften.

"Ich weiß nicht, ob ich's gut find oder schlecht", sagt er heute. Eine Zeit lang wollte er dokumentieren, dass er erwachsen ist und ließ das "i" am Hans weg. "Das hat nicht geklappt."

Hat Hansi Kraus vielleicht auch einmal überlegt, sein altes Prädikat wieder aufzufrischen und neu zu füllen? "Nein", sagt er. "Dafür müsste ich selber schreiben, und das kann ich nicht so gut." Und er müsste sich selbst inszenieren und verkaufen, und das kann er auch nicht so gut. "Das", findet er, "stinkt immer so nach Selbstlob."

Und so taucht Hansi Kraus derzeit im Fernsehen fast gar nicht auf, zumindest nicht in seinem aktuellen Alter. Vereinzelt sieht man ihn in "Hubert und Staller" oder den "Rosenheim-Cops". Weil er aber so selten sichtbar ist im TV, gab es einige Geschichten um ihn nach dem Motto "Alternder Schauspieler findet keine Arbeit".

So ist es aber nicht. Vor allem steht er auf der Bühne, bei Lesungen oder im Theater. Neuerdings tourt er mit dem Stück "Love Letters" durch den deutschsprachigen Raum, und auf der Münchner Iberl-Bühne, spezialisiert auf bayerisches Volkstheater, gibt er in drei Inszenierungen mal einen Privatdetektiv, mal einen Grenzbeamten, mal einen Zocker. "Das sind keine so glatten Stücke, in denen am Schluss Friede, Freude, Eierkuchen ist", erklärt er. "Die haben Biss."

Im Privaten mag er aber doch lieber Happy Ends. "Meine Frau sagt, ich bin harmoniesüchtig", sagt er. "Das stimmt schon." Seine eigene Branche kommt ihm manchmal brutal vor. Wenn man nur mit offensivem Klinken-Putzen weiterkommt oder eine einzige schlechte Kritik gleich Aufträge kostet. Natürlich, er hätte immer mehr tun können für seine Karriere, und natürlich, er würde sich freuen, wenn ein Angebot für eine ordentliche Fernsehrolle reinkäme. Aber in Ruhe mit dem Rad die Isar entlangzufahren oder mit seinem fünfjährigen Enkel ein Eis zu essen, daran hat er dann doch zu viel Freude.

Website Hansi Kraus

Iberl-Bühne