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Karneval Guido Cantz: Einige Themen sind auf der Bühne tabu

Mit klassischen Witzen kommen Karnevalsredner heute nicht mehr weit, sagt Guido Cantz. Stattdessen warte das Publikum auf bissige Pointen zu aktuellen Themen. Er selbst nimmt dieses Jahr unter anderem Trump, Erdogan und Putin aufs Korn - aber es gibt auch Tabu-Themen.

Von Interview: Petra Albers, dpa 17.02.2017, 07:28

Köln (dpa) - Viele Zuschauer kennen Guido Cantz vor allem als Moderator der TV-Sendung "Verstehen Sie Spaß?". Aber seine erste Bühnenerfahrung sammelte der 45-Jährige im Kölner Karneval. In diesem Jahr ist er in seiner 25. Session als Redner aktiv.

Im Interview der Deutschen Presse-Agentur erzählt Cantz, was sich im Karneval geändert hat und dass es für ihn durchaus Tabu-Themen gibt.

Frage: Welche aktuellen Themen sprechen Sie in dieser Session an?

Antwort: Zum Beispiel Trump, Erdogan, Putin, die politische Weltsituation und die politische Situation in Deutschland vor der Bundestagswahl. Es gilt immer noch die alte Regel: Aktualität schlägt Pointe. Wenn am Morgen etwas in der Zeitung steht, was einen aufregt, und man das abends einbaut, finden die Leute es gut, dass man seine Hausaufgaben gemacht hat. Das wird dann schon mit Applaus honoriert. Ich versuche, flexibel zu reagieren - je nachdem, welches Publikum und welche Uhrzeit, sind die aktuellen Passagen länger oder kürzer.

Frage: Ist die Karnevalsstimmung in den Sälen vor dem Hintergrund der aktuellen Weltlage gedrückter?

Antwort: Ich finde, dass es eher eine Trotz-Reaktion gibt, dass die Leute sagen: "Jetzt erst recht. Wir wollen zumindest in den paar Stunden, in denen wir da sitzen, Spaß haben."

Frage: Gibt es auch Tabu-Themen für Sie?

Antwort: Auf jeden Fall. Wenn zum Beispiel kürzlich irgendwo ein Unglück war, würde ich keine Witze machen, die Assoziationen zu diesem Thema zulassen. Oder Pietät: Wenn gerade jemand gestorben ist, mache ich keine Witze über ihn.

Frage: Was hat sich im Karneval für einen Redner in den letzten 25 Jahren verändert?

Antwort: Vor allem die Länge der Auftritte. Früher dauerte ein Auftritt 15, maximal 20 Minuten, heute ist es fast doppelt so viel. Bei einer Sitzung sind weniger Redner dabei, es gibt weniger Vielfalt im Redebereich - da fehlt es leider auch an Nachwuchs. Und die Art der Reden ist natürlich auch anders. Damals wurden eher klassische Witze erzählt. Inzwischen sind die Reden deutlich aktueller geworden, es gibt mehr selbst entwickelte Ideen.

Frage: Was machen Sie lieber: Karneval oder Fernsehen?

Antwort: Das kann ich gar nicht sagen. Dass ich beides machen darf, macht mir Riesenspaß. Ich stecke mitten in einer langen, anstrengenden Karnevalssession mit über 200 Auftritten, am 1. April habe ich schon die nächste Livesendung "Verstehen Sie Spaß?", vorher muss ich im März noch mehrere Filme dafür drehen, und Ende April geht meine Tournee wieder los. Diese Abwechslung von verschiedenen Disziplinen ist toll.

Frage: Feiern Sie auch privat Karneval?

Antwort: Ja klar! Mein letzter Auftritt ist am Karnevalsfreitag. An Weiberfastnacht trete ich nicht auf, um ein bisschen feiern zu gehen, und am Samstag und Sonntag gehe ich privat bei Zügen in Köln-Porz mit, ehe ich am Rosenmontag ja wieder den großen Zug für den WDR kommentiere.

ZUR PERSON: Guido Cantz gehört seit vielen Jahren zu den gefragtesten Rednern im Kölner Karneval. Der gebürtige Kölner mit den blond gefärbten Haaren studierte BWL, ehe er seine Karriere als Comedian begann. Neben verschiedenen anderen TV-Sendungen moderiert er seit 2010 die ARD-Show "Verstehen Sie Spaß?". Der Hobby-Fußballer wohnt mit seiner Frau und seinem sechsjährigem Sohn in Köln-Porz.

Website Guido Cantz