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Denkmal-Tag Auf Türmen und bei den Gütterschen

Burger Heimatverein und evangelische Kirchengemeinde sorgten für interessante Angebote am Tag des offenen Denkmals in der Kreisstadt.

Von Steffen Reichel 14.09.2015, 19:52

Burg l Neben den Kirchen Unser Lieben Frauen in Burg und Parchau war die Dorfkirche in Gütter am Sonntag nicht nur für Besucher geöffnet - Pfarrer Peter Gümbel und der Gemeindekirchenrat hatten zu einer besonderen Andacht eingeladen.

In Vorbereitung dafür war Pfarrer Gümbel ins Kirchenarchiv „eingetaucht“, auf der Suche nach dort noch vorhandenen Dokumenten, die Bezug auf Gütter und die Dorfkirche nehmen. So konnte der Pfarrer am Sonntag das älteste noch vorhandene Kirchenbuch von Gütter präsentieren, das im Jahr 1651 begonnen wurde. „Noch frühere Kirchenbücher wurden wahrscheinlich im Dreißigjährigen Krieg vernichtet“, vermutet der Pfarrer. Natürlich ist die Handschrift des Chronisten von vor 350 Jahren schwer zu entziffern, aber es lohne sich, es zu versuchen, so der Pfarrer, denn die Namen, Berufe und Ereignisse des 17. Jahrhunderts in Gütter werden in den Aufzeichnungen lebendig.

Ebenfalls im Bestand des Kirchenarchivs ist eine Chronik von Gütter, in der die Ereignisse bis 1945 beschrieben sind. Und weil der Chronist mit Maschine geschrieben hat, konnte Pfarrer Gümbel am Sonntag ohne Schwierigkeiten einige Passagen zitieren, unter anderem zur Kirche, der ältesten Sachzeugin der Entwicklung des Ortes. Der romanische Feldsteinbau ist seit über 800 Jahren der Mittelpunkt des Ortes im Ihletal. Schriftliche Aufzeichnungen, in denen die Namen der Ansiedlungen Kirchgütter, Obergütter und Feldgütter auftauchen, gibt es ab dem 14./15. Jahrhundert. Damals und auch in den folgenden Jahrhunderten verzeichnet die Chronik immer wieder einschneidende Ereignisse, im Wechselspiel zwischen dem kleinen Gütter und dem „großen Nachbarn“, der Stadt Burg. So haben die „Gütterschen“ in Notzeiten mehrfach ihren Ort verlassen, um nach Burg zu übersiedeln. Aber auch von Plünderungen seitens der Burger im Ihletal ist die Rede... Die Eingemeindung von Gütter in die Stadt Burg erfolgte übrigens erst 1930.

Im 18. Jahrhundert hatte es der für Gütter zuständige Reesener Pfarrer schwer, von den „Kirchgütterschen“ das ihm zustehende Korn einzutreiben. Die Bauern verlangten ein Fass Bier, das erst einmal in Ruhe geleert wurde, bevor sie dem Pastor mit dem Zehnten die Kornkammer füllten.

Heute pflegen die Leute aus Gütter ein gutes Verhältnis zu ihrem Pfarrer, der alle vier Wochen Gottesdienst hält und sich auf einen rührigen Gemeindekirchenrat unter der Leitung von Marlies Blume verlassen kann. Sie und ihre Mitstreiter hatten auch dafür gesorgt, dass am Tag des offenen Denkmals die Besucher der Kirche zu Gütter (viele kamen mit dem Fahrrad) nicht nur Interessantes aus der Geschichte erfuhren, sondern auch mit Kaffee und Kuchen versorgt wurden.

Um die Bewirtung ihrer Gäste kümmerten sich auch die Mitglieder des Burger Heimatvereins, die Alte Gerberei, Wasserturm und Bismarckturm geöffnet hatten und wie die „Gütterschen“ mit der Resonanz zufrieden sein konnten.