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Feier in Gommern „Die Einheit ist ein Geschenk“

Mit einem Empfang feierten am Sonnabend die Städte Gommern und Königslutter das 25-jährige Bestehen ihrer Partnerschaft.

Von Manuela Langner 04.10.2015, 14:40

Gommern l Wie sie als Mitglieder des Stadtrates über die noch fast intakte Grenzübergangsstelle Marienborn gefahren seien, um in Königslutter zu lernen, wie ein Haushaltsplan aufgestellt wird - diese Erinnerung gehörte zu denen, die Karl-Heinz Nickel, Pfarrer i.R., am Sonnabendnachmittag mit den Gästen des Empfangs anlässlich der 25-jährigen Partnerschaft zwischen Gommern und Königslutter teilte.

Dass bei allem Engagement und Bereitschaft der Gommeraner Stadträte der ersten Stunde auch Hilfe von außen notwendig gewesen sei, darauf verwies Bürgermeister Jens Hünerbein. Sein Amtsvorgänger Klaus Petersen habe schnell einen Draht zu Bürgermeister und Stadtdirektor in Königslutter gefunden und dort jederzeit anrufen können, um Unterstützung zu finden. Entscheidungen mussten vor allem in den ersten Monaten nach der Maueröffnung und Wiedervereinigung schnell getroffen werden. Ohne, dass ihre Auswirkungen immer abzusehen waren.

Am 29. Juni 1990 besiegelten Königslutter und Gommern ihre Partnerschaft. Die Ziele, die sich die Stadtväter vor 25 Jahren stellten, seien erfüllt worden, blickte Jens Hünerbein zurück. „Und die Partnerschaft lebt weiter.“

Gommern hatte bei der Suche nach einer Partnerstadt ganz pragmatisch gehandelt: Mit einem Zirkel auf einer Karte einen Halbkreis geschlagen und geschaut, welche Stadt in vergleichbarer Größe nicht zu weit entfernt sei: Königslutter lautete das Ergebnis.

Die Feierlichkeiten am Sonnabend mussten etwas stockend beginnen: Die Gäste aus Niedersachsen standen auf der A2 im Stau. „Herzlich Willkommen in Gommern!“, konnte Jens Hünerbein deshalb erst eine Stunde später als geplant verkünden. Das Wiedersehen fiel deshalb aber nicht weniger herzlich aus. „Königslutter hat uns immer den Rücken gestärkt.“

„Für mich steht fest, die deutsche Einheit ist ein Geschenk“, sagte Alexander Hoppe, Bürgermeister von Königslutter. Er erinnerte daran, dass mittlerweile eine Generation herangewachsen sei, für die ein vereintes Deutschland Normalität sei.

Im Sommer hatten Gommern und Königslutter ihre „Silberhochzeit“ bereits in Königslutter gefeiert. Als Gastgeschenk brachte Alexander Hoppe an der Spitze der Delegation aus Königslutter einen Bilderrahmen mit Ansicht des Domes mit und zwei Kästen Bier. „Ob ihr die vor oder nach der nächsten Sitzung trinkt, überlasse ich dir“, wandte er sich an seinen Amtskollegen.

Jens Hünerbein nahm den Ball auf: In Gommern werde schon seit 1990 auf der Wasserburg Bier gebraut, in Königslutter erst jetzt wieder. Königslutter habe den bekannten Dom, Gommern immer noch keinen, aber vielleicht könne man zum 50-jährigen Partnerschaftsjubiläum dessen Grundsteinlegung feiern ...

Während das gute Verhältnis zwischen den Partnern Anlass für Scherze bot, spielten ernste Themen während des Empfangs ebenfalls eine wichtige Rolle. Karl Heinz Nickel zog zwar insgesamt ein positives Resümee zu 25 Jahre Deutsche Einheit, vergaß aber auch nicht die Menschen, an denen der Aufschwung vorbeigegangen ist, oder die Differenz bei der Wirtschaftskraft in Ost und West. Die sinkende Wahlbeteiligung bereitete ihm Sorge, und er fragte, ob Königslutter vielleicht Erfahrungen bei der Integration von Flüchtlingen einbringen könne. „Ich bin froh, dass ich diese zurückliegenden 26 Jahre erlebt habe“, lautete sein Schlusssatz.

Der Empfang gab Schülern der Europaschule Gymnasium Gommern die Gelegenheit, erstmals ihr aktuelles Projekt „Zuflucht“ öffentlich vorzustellen. In Videobeiträgen zeigten sie ihre bisherigen Recherchen, die sie unter anderem ins Sprachcafé nach Burg geführt haben. Die Schüler wollen die Menschen vorstellen, die nach Deutschland kommen, um ein neues Leben in Frieden zu beginnen, und sie vertreten eine eindeutige Position: „Gesellschaft profitiert von Integration“. „Ich bin stolz auf euch!“, lobte Jens Hünerbein die engagierten Schüler um Lehrer Michael Franz. Sein Lob ging zudem an den Schulchor des Gymnasiums und der Sekundarschule und an die Schülerband Tune 122, die die Veranstaltung musikalisch begleiteten.