1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Burg
  6. >
  7. Zwei Tage schuften für Zukunftschance

Berufswahl Zwei Tage schuften für Zukunftschance

Zwölf Jugendliche aus ganz Deutschland haben beim Gleisbau-Camp der Deutschen Bahn in Königsborn ihre Zukunfschancen getestet.

Von Tobias Dachenhausen 21.10.2015, 15:00

Königsborn l Steine schleppen, Schotter aus dem Gleisbett entfernen und beim Pflastern auf das Gefälle achten. Dass der Beruf des Gleisbauers sehr anstrengend ist, davon überzeugten sich zwölf Jugendliche aus ganz Deutschland beim Gleisbau-Camp der Deutschen Bahn in Königsborn in den vergangenen zwei Tagen. Für die Teilnehmer war es ein Reinschnuppern in den Beruf, für den Arbeitgeber ist es eine Möglichkeit, die eigenen Karriere- und Ausbildungsmöglichkeiten zu präsentieren.

Und das habe sich bewährt, sagt Fiene Schölla, Ausbildungskoordinatorin der DB Bahnbaugruppe GmbH. „Drei bis vier Jugendliche hatten wir 2014 im Gleisbau-Camp, die in diesem Jahr eine Ausbildung bei uns starten konnten“, erklärt sie. Bei der zweitägigen Veranstaltung haben sich zwölf Teilnehmer im Alter von 14 bis 23 Jahren für das Camp beworben. Die Jugendlichen kamen aus Sachsen-Anhalt, Sachsen, Hamburg und Nordrhein-Westfalen. „Sie bekommen in dieser Zeit einen Kurzabriss aus dem Berufsalltag eines Gleisbauers“, sagt Schölla. Theorie und Praxis wurde den Jugendlichen in sechs Workshops vermittelt. Über Berufsberatungen, Facebook und auch Schulen wurde das Angebot der Bahnbaugruppe verbreitet. „Wir wollen den Jungen natürlich die Augen öffnen, was hinter dem Beruf steckt. Ziel ist es auch, wenn der Beruf nicht gleich zusagt, zumindest das Interesse für die Deutsche Bahn zu wecken“, sagt Schölla.

Dieses Interesse ist bei einem Großteil der zwölf Teilnehmer da, denn sie haben sich freiwillig in den Ferien für das Camp entschieden. Einer von ihnen ist Stephan Kühn, dessen Vater bereits als Ingenieur bei der Bahn tätig ist. „Er hat mich auf das Camp aufmerksam gemacht. Ich wollte einen Einblick bekommen, ob der Beruf etwas für mich ist“, sagt der Schüler. Gemeinsam mit fünf anderen ist er gerade dabei, einen Teil einer IHK-Prüfungsaufgabe zu pflastern. „Es ist wichtig, dass die Schüler ein Gefühl dafür bekommen“, sagt Azubi-Fachkoordinator Mathias Zaspel. Schwierigkeiten gebe es häufig noch beim Beachten des Gefälles oder dass Steine zu hoch liegen. „Das kommt aber mit der Erfahrung“, weiß Zaspel.

Die andere Gruppe ist draußen an den Gleisen aktiv und koffert den Schwellenkörper aus. „Wenn eine Schwelle mal gewechselt werden muss, muss die Bettung darunter entfernt werden“, erklärt Ausbilder Andreas Martin. Eine sehr schweißtreibende Angelegenheit. Die kleinen Schottersteine füllen auch den kleinsten Raum aus und verzahnen sich. „Das ist defintiv anstrengend“, sagt der Ausbilder. Allerdings beruhigt er auch die schwitzenden Jugendlichen. „Dass es noch so gemacht wird, ist eher die Ausnahme. Dafür haben wir Technik, aber es gehört einfach zum Verständnis des Berufes dazu“, betont er.

Und um diesen erfolgreich und mit Spaß ausüben zu können, bedürfe es neben Kraft und Ausdauer gesundheitliche Robustheit und körperliche Belastbarkeit, sagt Martin. „Teamfähigkeit, technische Kenntnisse und handwerkliches Geschick“, ergänzt Mathias Zaspel. „Man muss dem Wetter trotzen können und mit der Schichtarbeit klarkommen. Man muss die Eisenbahn einfach mögen“, bringt es Martin auf den Punkt.

Dieser Funke ist bei Stephan Kühn noch nicht übergesprungen. „Es macht Spaß, aber momentan ziehe ich den Beruf höchstens als Alternative in Betracht“, sagt der Schüler. Für Fiene Schölla eine ganz normale Reaktion. „Selbst wenn der Jugendliche merkt, es ist nichts für ihn, haben wir ihn mit dem Camp möglicherweise vor einer abgebrochenen Ausbildung bewahrt“, sagt sie.

Auch für 2016 wird ein Gleisbau-Camp ins Auge gefasst. 15 Teilnehmer können in Königsborn aufgenommen werden. „Für nächstes Jahr haben wir also noch Potenzial nach oben“, sagt Schölla. Und: „Mit einer guten Leistung im Camp steigen auch die Chancen auf einen Ausbildungsplatz bei der Deutschen Bahn“, motiviert die Ausbildungskoordinatorin der Bahnbaugruppe.