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Hubertusabend „Kein Käseglocken-Naturschutz“

Zu einem ersten Hubertusabend hatte am Hubertustag der Hegering Loburg in das Barbycafé eingeladen.

Von Stephen Zechendorf 17.11.2015, 10:00

Loburg l Mit Stücken der Loburger Jagdhornbläser wurde der Abend eröffnet und nach über zwei Stunden auch beschlossen. Dazwischen gab es Wissenswertes über die Jagd und alles, was in Wald und Flur so kreucht und fleucht. Als fachkundiger Redner stand Wilko Florstedt, Geschäftsführer des Landesjagdverbandes Sachsen-Anhalt, zur Verfügung. Er referierte über die Arbeit des Landesjagdverbandes und die Zusammenarbeit mit den Politikern auf Landes- und Bundesebene.

Im Mittelpunkt seines Vortrages stand letztlich der Wolf, der auch in den Wäldern um Loburg heimisch geworden ist. Florstedt sprach von einer unheimlich schnellen Entwicklung: „Wir haben verstärkt Konfliktpotential, mit Haustieren aber auch mit Menschen mittlerweile.“

Genaue Zahlen, wieviele Wölfe hier leben, möchte von offizieller Seite kaum einer nennen, inzwischen werden offiziell in Deutschland 350 Tiere genannt. Eine Zahl, die besonders seitens einiger Jäger angezweifelt wird. „Das Bundesumweltministerium sieht derzeit keinen Anlass, etwas am aktuellen Schutzstatus des Wolfes zu ändern. Das sehen wir aus jagdlicher Sicht anders“, so Florstedt.

Auf dem Truppenübungsplatz Altengrabow wurden erste Wölfe mitte der 2000er-Jahre registriert, inzwischen sind mehrere Würfe nachweisbar. Der Wolfsbeauftragte des Landkreises Jerichower Land Thomas Bich sagte: „Der Wolf ist inzwischen flächendeckend in unserem Landkreis vertreten. Der Wolf kann jederzeit in verschiedenen Stärken auftreten.“

Wilko Florstedt berichtete von einem „veränderten Wolfverhalten“, welches sich auf Begegnungen mit Menschen bezieht. Der Wolf habe seine Scheu verloren.

Die Futtersuche des Isegrimm wirke sich seit einiger Zeit auch auf die hiesigen Muffelbestände aus, sagt Wilko Florstedt. Er beobachtet diesen Rückgang mit Sorge, denn das hiesige Muffelwild sei aus genetischer Sicht mit das ursprünglichste, welches es noch gibt. Angesichts der jahrzehntelanger Vermischung mit Haustieren sei damit hier eine Genressource für ganz Europa zu schützen.

„Es geht nicht darum, den Wolf komplett zurückzudrängen, sondern mit ihm so zu leben, dass man wieder eine gewisse Distanz zwischen Mensch und Wolf vorfindet und dass wir weiterhin Wildbestände vernünftig nutzen können.“ Der LJV-Geschäftsführer warnte vor einem „Käseglocken-Naturschutz“, der sich nur auf eine Art bezieht. „Wir werden den Wolf über kurz oder lang regulieren müssen“, ist er sicher, glaubt aber, dass sich die Jäger mit dieser Forderung nicht alleine durchsetzen können. Gewerbliche Landnutzer und Tierhalter seien daher aufgerufen, ihre wirtschaftliche Betroffenheit bei politischen Entscheidungsträgern anzumelden. „Uns Jägern wird oft vorgeworfen, nur ‚Strecke machen‘ zu wollen“, so Florstedt.