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Sprachcafé Kleine Gäste aus Afghanistan lauschen

Ehrenamtlich vermitteln einige Leute den Flüchtlingen die deutsche Sprache.

Von Franziska Ellrich 22.11.2015, 10:00

Burg l Ali ist der Schnellste im Rechnen: „Fünf plus zwölf ist 17.“ Vor ihm liegt eine Kopie mit Zahlen und Rechenzeichen. Doch der Jugendliche aus Afghanistan sitzt Mittwochvormittag nicht etwa in der Schule, sondern in der gemütlichen Küche im Soziokulturellen Zentrum (SKZ). Dort unterrichten die ehrenamtlichen Helfer Jochen Kind und Helma Krause, wenn zwei Mal pro Woche Sprachcafé-Zeit in Burg ist.

Ali ist 16 Jahre alt und vor ein paar Monaten aus Afghanistan geflohen. Sein größter Traum: In Deutschland Arzt werden. Und dafür paukt er, was das Zeug hält. Auch Ahmed hat einen genauen Plan: Er will mal Polizist werden. Die beiden Jungs sind bei der Burger Rolandmühle untergebracht. Ihre Adresse können sie bereits in sehr gutem Deutsch runter rattern. Helferin Helma schreibt an die Tafel: Ich wohne in Burg, in der XY-Straße, Hausnummer 6. Die „Lehrer“ im SKZ helfen ohne Bezahlung.

Aber die Flipcharts, auf denen alles angeschrieben wird, die großen Blöcke, die Arbeitsblätter und Stifte, die für den Unterricht gebraucht werden, kosten Geld, macht Silke Kirchhof aufmerksam. Deswegen ist die SKZ-Leiterin froh über die finanzielle Unterstützung aus dem ‚Engagementfonds‘ der Landesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen, die es in diesem Jahr für das Projekt Sprachcafé gab.

Für Ali und Ahmed endet das Deutsch lernen nicht mit dem Unterricht. In ihrem neuen Zuhause helfen sie sich gegenseitig bei den Vokabeln. Für seine beiden freiwilligen Lehrer hat Ahmed extra einen neuen Satz gelernt: „Ich bin sehr zufrieden mit Euch.“ Jochen Kind und Helma Krause können sich das Lachen nicht verkneifen. Die Jungs stimmen sofort ein.

In dem provisorischen Unterrichtsraum, eigentlich wird dort gekocht, herrscht eine lockere und entspannte Stimmung. Das macht es für den siebenjährigen Benjamin und den achtjährigen Farhad an diesem Mittwochvormittag leichter. Die beiden Jungs sind erst vor fünf Tagen, gemeinsam mit ihren Vätern, in Burg angekommen.

Guckt der kleine Benjamin anfangs noch schüchtern nach unten, taut er schnell auf, als Jochen Kind ihm die große Orange zeigt und fragt, ob er das Obst kenne. Benjamin kennt das Obst und hört konzentriert zu, während die anderen versuchen das Wort „Orange“ deutsch - und nicht englisch - klingen zu lassen.

Benjamin beginnt das Obst auf seinem Blatt abzumalen und Farhad schreibt bereits die ersten Wörter von der Tafel ab. Die Jungs teilen sich mit ihren Vätern und noch einem Mann aus Afghanistan eine Wohnung in Burg. Ihr Mitbewohner beschreibt, wie seine Eltern, als er noch ein Kleinkind war, in den Iran geflohen sind. Dort ist sein Vater ums Leben gekommen, er selbst ist daraufhin nach Deutschland gegangen. Alle am Tisch hören aufmerksam zu, helfen beim Übersetzen, sobald ihm ein Wort fehlt.