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Gerüchte Keine Flüchtlinge für Ferchland

Der Landkreis hat knapp 1000 Flüchtlinge aufgenommen. In diesem Zuge gibt es viele Gerüchte.

Von Falk Heidel 09.12.2015, 05:00

Burg/Ferchland l Gerüchte verbreiten sich schneller als Schimmelpilz in einer feuchten Wohnung. Aktuelles Beispiel: In der Ferchländer Touristenstation werden Flüchtlinge einziehen. „Stimmt nicht“, sagt Landkreis-Sprecherin Claudia Hopf-Koßmann auf Volksstimme-Nachfrage: „Die Touristenstation wurde als Unterbringungsmöglichkeit geprüft und als nicht geeignet eingeschätzt.“

Allerdings gibt es nach wie vor Gespräche des Landkreises mit allen Bürgermeistern aus den Einheitsgemeinden über dortige Unterbringungsmöglichkeiten. Hopf-Koßmann: „Wir entwickeln mit den Gemeinden abgestimmte Unterbringungskonzepte.“ Noch ist keine Entscheidung gefallen, ob der Landkreis in Burg Flüchtlingsunterkünfte bauen wird. Im Kreistag hat es bei diesem Thema einen Streit zwischen Landrat Steffen Burchhardt (SPD) und der CDU-Fraktion gegeben (Volksstimme berichtete). Im sozialen Netzwerk Facebook gibt es Nutzer, die bereits den Einzug der Flüchtlinge als Tatsache verkaufen wollten. Die unterirdischen Kommentare ließen nicht lange auf sich warten.

Eine wirkliche Tatsache ist hingegen, dass es im Jerichower Land derzeit fünf Familien gibt, die junge Flüchtlinge bei sich aufgenommen haben. Genauer: Minderjährige Flüchtlinge, die ohne Begleitung von Eltern oder Verwandten zu uns gekommen sind. Nach einem Aufruf in der Volksstimme vor einigen Wochen hatten sich mehrere Familien beim Landkreis gemeldet. „Im Jerichower Land haben wir derzeit 31 Kinder und Jugendliche aufgenommen“, sagte Jugendamtsleiter Dr. Ralph Focke kürzlich im Jugendhilfeausschuss des Kreistages. In Sachsen-Anhalt gibt es derzeit 735 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (in Deutschland 61 000). In unserem Bundesland wird die Zahl im kommenden Jahr vermutlich auf 1200 steigen. Zumindest geht dies aus einer Quotenregelung hervor. Focke: „Die Entwicklung geht nach oben, wir rechnen also mit weiteren Zugängen.“

Focke erklärte auch, wie Fachleute das Alter von jungen Leuten einschätzen, wenn es keine Papiere gibt: „Zunächst gibt es ein Gespräch unter dem Vier-Augen-Prinzip. Natürlich mit einem Dolmetscher. Dann folgt eine medizinische Untersuchung. Unter anderem werden die Handwurzelknochen geröntgt.“ Mit diesen Methoden lasse sich das Alter eines jungen Menschen ziemlich genau bestimmen.

Für das kommende Jahr plant das Jugendamt Focke zufolge mit 70 Plätzen für junge unbegleitete Minderjährige. Die meisten von ihnen werden in Wohngruppen von freien Trägern leben. Focke: „Wir sind sehr dankbar, dass unsere freien Träger diesbezüglich sehr flexibel sind.“