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Ausbildung Bäume punktgenau fällen

Wie werden Bäume richtig gefällt? Das und vieles mehr lernen junge Leute im Bundesforstbetrieb Nördliches Sachsen-Anhalt.

Von Bettina Schütze 28.01.2016, 06:00

Dörnitz/Altengrabow l Motorsägen kreischen: Nathali Strauch und Lukas Schlüter, beide Auszubildende im Bundesforstbetrieb Nördliches Sachsen-Anhalt im dritten Lehrjahr, fällen in einem Waldgebiet nahe Schweinitz auf dem Truppenübungsplatz Altengrabow Bäume. Ihr Ausbilder, Forstwirtschaftsmeister Tobias Fechner, gibt Hinweise und kontrolliert ihre Arbeiten. „Die Holzernte ist ein wichtiger Bestandteil der Prüfung, die im Juli ansteht“, macht Tobias Fechner deutlich.

Seit Montag sind die Auszubildenden in diesem Waldstück mit der „Holzernte“ beschäftigt. Da werden eine Vielzahl an Bäumen gefällt. „Insgesamt“, so Tobias Fechner, „fällt ein Auszubildender in seinen drei Lehrjahr rund 1000 Bäume“. Gezählt haben die beiden Auszubildenden ihre bisher gefällten Bäume nicht. Aber sie wissen, warum sie sich für diesen Beruf entschieden haben. Lukas Schlüter: „Forstwirt ist ein sehr bunter Beruf. In jeder Jahreszeit gibt es etwas anderes zu tun. Es wird nie langweilig.“

Revierförster Joachim Simon erklärt, warum derzeit in dem einhundertjährigen Waldbestand gearbeitet wird. „Der Waldbestand soll verjüngt und es sollen Strukturen hinein gebracht werden. Hinzu kommt, dass wir hier die Voraussetzungen für Lärm-, Staub- und Sichtschutz für die übende Truppe auf dem Truppenübungsplatz schaffen.“ Zirka 320 Festmeter werden die Azubis im Rahmen ihrer Ausbildung aus dem Waldbestand rausnehmen. Die stärksten und stabilsten Bäume bleiben aber erhalten. Das Zielalter für die Kiefern soll bei 120 bis 140 Jahren liegen.

Die Strukturmaßnahmen sind notwendig, weil beispielsweise Artilleriestellungen in den Truppenübungsplatz hineinschießen und der Wald zur Ringstraße hin abgeschottet werden muss.

Von den gefällten Bäumen können drei Sortimente Holz gewonnen werden, die hinterher wertschöpfend vermarktet werden können. Zu erkennen, welches Sortiment Holz aus dem gefällten Baum zu gewinnen ist, gehört auch zu den Aufgaben der Azubis. Tobias Fechner: „Das lernen sie mit der Zeit.“ Einige Bäume in diesem Bestand weisen eine Braunfäule auf. „Diese ist alters- und standortbedingt. Der Baum wird dann gesund geschnitten“, erklärt Joachim Simon.

Der Bundesforstbetrieb Nördliches Sachsen-Anhalt hat im vergangenen Jahr nach etwa 15 Jahren wieder Forstwirte eingestellt. „Wir suchen Nachwuchs. Die Perspektiven für die künftigen Forstwirte in den kommenden 20 Jahren sind sehr gut“, so Forstdirektor Rainer Aumann. In diesem Jahr bietet der Bundesforstbetrieb Nördliches Sachsen-Anhalt drei zukunftsträchtige Ausbildungsplätze an.

Auch die Einsatzmöglichkeiten haben sich vergrößert, weil in Sachsen-Anhalt die Holz- und Forstwirtschaft mit den überregional bedeutenden Industrien (Zellstoff Stendal, Spanplattenwerk Glunz in Nettgau) eine volkswirtschaftlich herausragende Bedeutung hat. So können Forstwirte in den öffentlichen Forstverwaltungen des Bundes und des Landes, in mittleren und größeren Privatforstbetrieben sowie auch als Forstunternehmer tätig werden. Rainer Aumann: „Aber auch in den Baumschulen und im Garten- und Landschaftsbau sowie im Trassenunterhalt der Deutschen Bahn gibt es viele Arbeitsbereiche.“

Vor 20 Jahren, fünf Jahre nach der Gründung der Bundesforstverwaltung in den neuen Ländern, begann das damalige Bundesforstamt Möser im Jahr 1996 mit der Forstwirtausbildung. „Bis zum jetzigen Zeitpunkt haben 50 junge Männer, und auch einige Frauen, diese Ausbildung erfolgreich absolviert, so der Forstdirektor.

Die Tätigkeit im Wald ist kaum mit industriellen Arbeitsplätzen vergleichbar. Sie unterscheidet sich vor allem durch ständig wechselnde Einsatzorte, findet das ganze Jahr fast ausschließlich im Freien statt und ist sehr vielfältig. Dazu kommt, dass auch die moderne Waldarbeit mit ihren hochtechnisierten Maschinen und Geräten körperlichen Einsatz verlangt. Und nicht zuletzt ist Teamgeist gefragt. Es wird in Gruppen von mindestens drei Personen weitestgehend selbständig gearbeitet.