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Freisprechung Handwerk gibt‘s in der ganzen Welt

Bei der Freisprechung der Kreishandwerkerschaft am Donnerstag bekamen ehemalige Lehrlinge ihre Gesellenbriefe.

Von Falk Heidel 26.02.2016, 10:00

Burg/Genthin l „Gott schütze das ehrbare Handwerk“! Mit diesem Satz sprach Konrad Zahn gestern ein knappes Dutzend Junggesellen frei. Unter anderem überreichte der Kreishandwerksmeister den Gesellenbrief an Tom Schaar (19) aus dem Genthiner Stadtteil Altenplathow. Auf dem Zeugnis des ehemaligen Neuredekiners steht die Berufsbezeichnung in dicken schwarzen Buchstaben: Kraftfahrzeug-Mechatroniker. „Ich wollte immer etwas mit Motoren und Getriebe machen“, sagte der junge Facharbeiter zur Volksstimme. Gelernt hat er seinen Beruf 42 Monate lang bei der Genthiner Spedition Schmechtig-Schwerlast. Mittlerweile verdient er seinen Lebensunterhalt in der Burger MAN-Vertragswerkstatt.

Sein Weg in die Kfz-Branche war familiär gesteuert. Vater Frank ist als Fernfahrer europaweit unterwegs: „Als Kind war ich häufiger mit ihm unterwegs.“ Sein großer beruflicher Traum hat sich bis jetzt noch nicht erfüllt: „Ein Mechatroniker-Job in der Flugzeug-Branche.“

Träumen darf Handwerksmeister Zahn höchstens von Freisprechungen mit 100 Teilnehmern, wie es sie vor 15 Jahren noch gegeben hat. Die aktuelle Realität ist eine andere: Es fehlt an geeigneten Bewerbern für eine Ausbildung im Handwerk“, sagte er in seiner kurze Ansprache während des Festakts. Problematisch ist aus seiner Sicht schon die Schullaufbahn: „Viele Eltern schicken ihre Kinder aufs Gymnasium, aber nur 60 bis 70 Prozent schafft die Hochschulreife.“ Hier sieht Zahn einen Ansatz: „Die restlichen 30 Prozent sind interessant für uns.“

Zu den Junggesellen sagte er: „Der Gesellenbrief ist der Führerschein für das Berufsleben. Das Handwerk ist der vielseitigste Wirtschaftszweig in Deutschland. Wir sind auf einen großen Stamm von hochqualifizierten Fachkräften angewiesen.“ Er sprach aber auch von den lukrativen Chancen: „50 Prozent unserer Handwerksmeister suchen in den kommenden Jahren einen Nachfolger für ihren Betrieb.“ Dort lägen die glänzenden Aussichten für die jungen Gesellen: „Sie können nicht nur zum Betriebsstellenleiter aufsteigen, sondern zum Meister und zum Unternehmer. Handwerk gibt es in der ganzen Welt.“

Der große Teil der Junggesellen kommt aus der Kfz-Branche. Hochhalten sollte Tobias Nitzsche den Berufsstand der Metaller. Der Genthiner hat sein Handwerk bei Obermeister Hans Henning Ewert in seiner Heimatstadt gelernt – seinen Gesellenbrief konnte er jedoch nicht in Empfang nehmen, weil er auf Montage, also beruflich unterwegs ist.

Stichwort entgegennehmen: Außen den Zeugnissen gab es für vier Mechatroniker noch Sachpreise der Kreishandwerkerschaft für gute Leistungen in der Ausbildung: Daniel Eid, Florian Herrmann, Stefan Kowalski und Marty Noffke.

Trotz aller Probleme in der Branche – in seiner Stadt macht das Handwerk knapp 25 Prozent der Gewerbeanmeldungen aus, sagte Burgs Bürgermeister Jörg Rehbaum (SPD). Aktuell zählt er in der Kreisstadt 300 Handwerksbetriebe, „die für ein Drittel aller Ausbildungsplätze sorgen.“ Seine Schlussfolgerung: „Das Handwerk gibt den Menschen eine Perspektive in ihrer Heimat, schon seit 700 Jahren.“ Seine Botschaft an die jungen Leute: „Mit der Ausbildung ist es nicht getan, der Fortschritt sorgt für lebenslanges Lernen, weil die Gesellen mit Technologien arbeiten, die sich ständig weiterentwickeln.“

Noch einen Schritt weiter ging Wolfgang Schmidt von der Handwerkskammer Magdeburg: „Mit der bestandenen Prüfung haben Sie bewiesen, dass Sie es können. Warum nicht jetzt schon an einen möglichen Meisterbrief denken? Er ist immernoch die Voraussetzung, sich selbständig zu machen.“

Den Blick als Banker auf das hiesige Handwerk hat Volksbank-Vorstand Steffen Trost als Gastgeber der Freisprechung. Sein Bankhaus ist seit einigen Monaten Mitglied der Kreishandwerkerschaft und auch in verschiedenen Handwerks-Innungen des Jerichower Landes.