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Nach Angriff Verfahren bei der Staatsanwaltschaft

Ende Januar hat ein 29-jähriger Burger eine syrische Familie angegriffen. Die Polizei hat das Ermittlungsverfahren eingestellt.

Von Tobias Dachenhausen 21.03.2016, 16:00

Burg l Nach dem rassistischen Überfall auf eine syrische Familie in der Burger Bahnhofstraße im Januar dieses Jahres ist eine nachdenkliche Stille in der Familie eingekehrt. „Wir hätten niemals mit so einer Gewalttat gerechnet und fühlten uns sicher, hier in Burg“, sagt Familienvater Mohammed (Name von der Redaktion geändert).

Mit den Worten „Sieg Heil“ hatte der 29-jährige betrunkene Täter den Familienvater und seinen Sohn mit Fausthieben attackiert und in das Gesicht geschlagen, so dass Mohammed für mehrere Tage im Burger Krankenhaus behandelt werden musste. Die Polizei konnte den flüchtenden Täter auf einen Supermarktparkplatz stellen. „Der Täter ist hinlänglich polizei- und gerichtsbekannt“, sagt Polizeisprecher Thomas Kreibitzsch. Wegen Eigentums- und Betäubungsmitteldelikten sowie Körperverletzung musste sich der 29-Jährige bereits vor Gericht verantworten. Nach der Tat am 26. Januar hat die Polizei Spuren sichergestellt, Zeugen und Opfer angehört. Der Täter wurde in Gewahrsam genommen. „Bei der Vernehmung machte der Beschuldigte von seinem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch“, so Kriebitzsch. Weil weder Flucht- noch Wiederholungs- oder Verdunkelungsgefahr beim Täter bestehe, konnte er damals das Revier wieder verlassen. „Die möglichen Gründe für eine Untersuchungshaft greifen bei dem Täter nicht“, begründet der Polizeisprecher. Die Polizei in Burg hat damit ihre Ermittlungen abgeschlossen und das Verfahrenen an die Staatsanwaltschaft übermittelt.

Über einen möglichen Beginn einer Hauptverhandlung hat sich die Staatsanwaltschaft Stendal bis Ende der Woche gegenüber der Redaktion nicht geäußert.

Seit dem Vorfall Ende Januar hat sich etwas verändert im Leben der syrischen Familie und eine tiefe Traurigkeit ist in den Alltag eingekehrt. „Wir haben so etwas nicht erwartet“, sagt Mohammed nachdenklich, „und wenn wir nach Anbruch der Dunkelheit nach draußen gehen sind wir vorsichtiger und begleiten unsere Gäste gemeinsam nach Hause“. Mohammed ist Rechtsanwalt für Menschenrechte und syrisches Recht und nimmt als ehrenamtlicher Berater an Tagungen für Rechtswissenschaft und Forschung in Berlin und an Uno-Konferenzen teil. Sorgen bereitet ihm, dass rassistische Parteien vermehrt Zulauf gewinnen. „Solche Menschen haben Deutschland in einen der unsäglichsten Kriege geführt und wir dürfen nicht zulassen, dass die europäische Idee und der europäische Gedanke durch Hass und Wut zerstört wird“, sagt der Rechtswissenschaftler. Der Täter repräsentiere nicht die Deutschen, jedes Volk habe in der Gesellschaft gute und schlechte Menschen und jeder Mensch präsentiere sich selbst, ist Mohammed überzeugt. „Ich wünsche allen Flüchtlingen, dass sie schnell die deutsche Sprache erlernen und sich integrieren.“

Integration beginnt zur Zeit erst nach einigen Monaten, bis dahin wissen die Flüchtlinge oft nicht was in Deutschland läuft. „Wir können in dieser Zeit die wichtigsten Dinge und die deutschen Gewohnheiten als Dolmetscher vermitteln“, empfiehlt sich Mohammed. Seine Familie habe auch viele deutsche Freunde, die sie unterstützt haben und als Kurde akzeptiere er die deutsche Gesellschaft und alle Religionen. „Ich bin gegen jede Form von Radikalismus“, so der Familienvater.