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Straßenbau Gefällte Roteiche sorgt für Unmut

Die Fällung einer stattlichen Roteiche sorgt in Gommern für Ärger. Familie Barthels kritisiert das Vorgehen scharf.

Von Manuela Langner 17.04.2016, 08:00

Gommern l Andernorts baue man Häuser um alte Bäume oder ändere Baupläne um eines schönen Baumes willen, „aber wir fällen kerngesunde, alte Bäume, damit Autofahrer es bequemer haben“, kritisierte Henriette Barthels das Fällen der Eiche am Ende der Ehlestraße. Erschwerend kommt aus ihrer Sicht noch hinzu, dass zur Informationsveranstaltung zu dem bevorstehenden Ausbau der August-Bebel-Straße die Wegnahme des Baumes mit keiner Silbe erwähnt worden sei. „Sie können sicher sein, nicht nur ich hätte protestiert!“, wandte sich Henriette Barthels entsetzt an Gommerns Bürgermeister Jens Hünerbein.

Die Entscheidung, die Eiche in der Ehlestraße zu fällen, sei nicht leicht gefallen, erklärte der Stadtchef auf Nachfrage der Volksstimme. Aber eine andere Lösung an dieser Stelle habe es nicht gegeben.

Parallel zum Ausbau der August-Bebel-Straße wird auch das Stück der Ehlestraße bis zur B 246a ausgebaut, sodass die August-Bebel-Straße künftig als Einbahnstraße ausgewiesen werden kann. Die Einfahrt erfolgt über die Ehlestraße. „Das heißt, auch größere Fahrzeuge wie ein dreiachsiges Müllauto oder Rettungsfahrzeuge müssen einbiegen können“, sagte Jens Hünerbein. Der notwendige Radius ist jedoch nur ohne den Baum vorhanden. „Wir haben geprüft, ob eine Einengung der Fahrbahn auf Höhe der Eiche möglich ist, aber dafür reicht die Fahrbahnbreite nicht aus.“

Hinzukomme, dass beim Straßenbau die Baumwurzeln einseitig beschädigt worden wären, also das Risiko größer wäre, dass die Eiche bei einem Sturm umkippe.

Die Entscheidung, den Baum zu fällen, sei „schweren Herzens“ gefallen. In Abstimmung und mit Genehmigung des Landkreises Jerichower Land. Der Baum sei nicht weggenommen worden, weil jemand das Laub nicht mehr harken wollte, griff Jens Hünerbein einen weiteren Kritikpunkt von Henriette Barthels auf. Es stimme auch nicht, dass die Einheitsgemeinde Gommern über keine Baumschutzsatzung verfüge. Diese sei allerdings vor etlichen Jahren gelockert worden, sodass zwischen Oktober und Februar in privaten Hausgärten Bäume ohne Genehmigung gefällt werden können. Der öffentliche Bereich oder die Naherholung unterliege aber immer noch der Baumschutzsatzung.

Unterstützung erhält Henriette Barthels von ihrem Sohn Friedemann Barthels, Gartenarchitekt und Landschaftsgärtner in Gommern. Auch er kann nicht nachvollziehen, weshalb ein kerngesunder Straßenbaum gefällt wird. An sein Schreiben, das unter anderem an den Bürgermeister gerichtet ist, fügte er neben einem umfangreichen Fragenkatalog eine Gehölzwertermittlung nach Koch an, um zu verdeutlichen, wie hoch allein der finanzielle Schaden ist - vom Ortsbild und Baum als Sauerstofflieferanten ganz abgesehen. Rund 5600 Euro müssen in einen neuen Baum (Linde Hochstamm) „bis zur vollen Funktionserfüllung“ investiert werden. Bei der Roteiche sei eine Reststandzeit von 90 Jahren zu erwarten gewesen.

Für die Roteiche wird es eine Ersatzpflanzung geben, vermutlich ganz in der Nähe - allerdings mit mehr Abstand zum Straßenkörper, als die Eiche ihn hatte.

In zwei Punkten sind sich Familie Barthels und der Bürgermeister einig. Zum einen gilt es das grüne Gommern zu bewahren. Auch Jens Hünerbein ist das ausgewogene Verhältnis zur Versiegelung wichtig. Friedemann Barthels sieht gerade die Stadt in einer Vorbildfunktion. Seit Lockerung der Baumschutzsatzung seien mehr Bäume gefällt oder verstümmelt worden, als nachwachsen konnten.

Zum anderen die schlechte Kommunikation, dass der Baum gefällt wird. Dass es die Information bei der Anwohner-Informationsveranstaltung nicht gegeben habe, bitte er ausdrücklich zu entschuldigen, sagte Jens Hünerbein.

Am 25. April soll mit den Bauarbeiten in der August-Bebel-Straße begonnen werden.