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Impfung Von Zecken, Masern und Rotaviren

Laut Robert-Koch-Institut sind viele junge Erwachsene nicht gegen Masern geimpft. Kinder bekommen die Spritzen oft zu spät.

Von Falk Heidel 02.05.2016, 11:00

Genthin/Burg/Magdeburg l „Aus meiner Erfahrung sind es zwei, drei Kinder von Einhundert, die nicht geimpft sind, weil die Eltern aus verschiedenen Gründen dagegen sind“, erklärt die Genthiner Kinderärztin Dr. Ursula Jäckel. Aus ihrer Sicht unverständlich: „Wenn Kinder nicht geimpft sind, bekommen sie von mir auch keine Freigabe für den Besuch einer Tagesstätte. In dieser globalisierten Welt gefährden sie sich und andere.“

Und schon bereitet die Medizinerin eine Impfung im Rahmen der U3-Untersuchung vor. Auf dem kleinen Patiententisch vor ihr liegt der drei Monate alte Wonneproppen Melina Kim Duckstein. „Sie ist ein braves Kind“, sagt Mutti Franziska Schröder aus Neuderben, „sie trinkt regelmäßig und schläft gut.“

Doch mit der guten Laune wird es gleich vorbei sein. Meist kommen bei dem kleinen Pieks die kleinen Kullertränchen: „In meiner 30-jährigen Praxis habe ich erst zwei Kinder erlebt, die nicht mit der Wimper gezuckt haben“, sagte Ursula Jäckel. Sie befindet sich seit zwei Jahren im Ruhestand. Einige Wochen war sie Vertretung in der MVZ-Praxis der Kinderärzte Björn Luther und Marco Thiele in Genthin. Solche Impfungen sind Alltag bei den Kinderärzten. Die kleinen Impfpatienten waren zwischen 9 und 10 Uhr bestellt.

Bundesweit liegt die Impfquote im Osten höher als in den Altbundesländern. Zu DDR-Zeiten waren die Impfungen Pflicht. Aktuell ist es hierzulande noch nicht gelungen, die Masern auszurotten.

Noch immer ist Impfen ein umstrittenes Thema. Weltweit sterben 1,5 Millionen Kinder an Erkrankungen, die eine Impfung hätte verhindern können.

Viele unterschiedliche Impfungen existieren, manche dienen der sogenannten Grundimmunisierung im Kindesalter, einige schützen ein Leben lang, wiederum andere müssen regelmäßig erneuert werden. „Schon im Säuglings- und Kleinkindalter erhalten die Jüngsten die Grundimmunisierung gegen Erkrankungen wie Kinderlähmung und Masern.

Diese geben zum Teil einen lebenslangen Impfschutz. Andere wie Tetanus, also der Wundstarrkrampf, und die Diphterie, der Keuchhusten, müssen regelmäßig alle zehn Jahre aufgefrischt werden“, erklärt Hausärztin Dr. Stephanie Smid vom Medizinischen Versorgungszentrum Sachsen-Anhalt.

In ihrer Magdeburger Praxis an der Bahrendorfer Straße führt sie Impfungen bei Menschen jeden Alters durch. „Dabei werden abgeschwächte oder abgetötete Erreger oder Erregerbestandteile in den Körper gebracht. Diese regen das Immunsystem ähnlich an, wie echte Erreger das tun, jedoch ohne zu einer Erkrankung des Patienten zu führen “, erklärt Stephanie Smid. Die dabei entstehenden körpereigenen Abwehrstoffe bleiben im Körper gespeichert und verhindern bei einem späteren Kontakt mit dem Erreger, dass eine Ansteckung erfolgt.

Ab dem 60. Lebensjahr und bei bestimmten Patientengruppen bestehe zudem die Möglichkeit zusätzlicher Impfungen. „Das kann zum Beispiel die Grippeimpfung oder ein Schutz vor Lungenentzündungen durch Pneumokokken sein“, sagt die Medizinerin. Diese werden bei chronisch Erkrankten (Diabetes, Asthma oder Herzschwäche) empfohlen. Im Gegensatz zur Impfung gegen Pneumokokken, die nur einmalig durchgeführt werden muss, sollte die Grippeimpfung jährlich aufgefrischt werden.

Besonders in den Monaten zwischen April und November wird eine Impfung gegen die durch Zecken übertragene „Frühsommer-Meningoenzephalitis“ empfohlen. Besonders in den entsprechenden Risikogebieten. Diese Impfung schützt vor einer gefährlichen Entzündung des Gehirns, der Gehirnhaut und des Rückenmarks. Aber: Gegen die ebenfalls durch Zecken übertragene Borreliose hilft keine Impfung, hier kann ausschließlich durch schnelles und vollständiges Entfernen der Zecke vorgebeugt werden.

Eine der häufigsten Fragen lautet: Ist Impfen gefährlich? „Selbstverständlich können Impfungen auch Nebenwirkungen haben. Die Gefahr durch die verschiedenen Erkrankungen ist jedoch viel höher als die Gefahr durch die Impfung“, sagt die Medizinerin.

Bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und beim Robert-Koch-Institut gibt es Informationen zu diesem Thema unter www.impfen-info.de und www.rki.de/impfen